Birkenfeld wartet auf seine Flüchtlinge

Kreis Birkenfeld · Eigentlich sollten erst im November Flüchtlinge in der Birkenfelder Heinrich-Hertz-Kaserne untergebracht werden. Doch der Einzug wurde auf den heutigen Donnerstag vorverlegt. Alltag ist derweil schon in der Notunterkunft in Idar-Oberstein eingekehrt.

 Die Sicherheitsvorkehrungen wurden bereits erhöht: Heute sollen die ersten Flüchtlinge in der Heinrich-Hertz-Kaserne in Birkenfeld ankommen. Foto: Reiner Drumm

Die Sicherheitsvorkehrungen wurden bereits erhöht: Heute sollen die ersten Flüchtlinge in der Heinrich-Hertz-Kaserne in Birkenfeld ankommen. Foto: Reiner Drumm

Foto: Reiner Drumm

. Während in der provisorischen Flüchtlingsunterkunft in Idar-Oberstein bereits so etwas wie Alltagsroutine zu verspüren ist, wird in der Birkenfelder Heinrich-Hertz-Kaserne fieberhaft gearbeitet, werden Zäune errichtet und Behelfsbetten aufgebaut. Eigentlich sollten im November die ersten Menschen hier einziehen. Doch bereits am heutigen Donnerstag kommen die Flüchtlinge an. Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Intregrationsministeriums sollen zunächst 320 Flüchtlinge in der Heinrich-Hertz-Kaserne untergebracht werden.

Ortswechsel: Alles ruhig, alles friedlich, und dank der riesigen Hilfsbereitschaft mangelt es aktuell nur an wenigem: In der THW-Flüchtlingsunterkunft am Rilchenberg, in der seit einer Woche 229 Menschen, darunter 53 Kinder, untergebracht sind, ist fast schon so was wie Alltag und Routine eingekehrt. Seit Sonntag laufen zwei Waschmaschinen, die Media-Markt gespendet hat, nahezu rund um die Uhr. "Die Flüchtlinge packen mit an, wo es notwendig ist. Ob beim Entsorgen von Leergut oder beim Bau von Regalen: Das klappt prima", freut sich der Idar-Obersteiner THW-Ortsbeauftragte Roman Hartrampf. Bekleidung und Spielsachen sind ausgegeben: Die Sammelstellen in Idar im ehemaligen THW-Gebäude und beim DRK in der Schönlautenbach sind gut gefüllt. Auch die dringend benötigten Taschen werden jetzt verteilt.

Und dann gibt es diese kleinen, rührenden und motivierenden Gesten: Der achtjährige Jonas Brückmann aus Idar-Oberstein gab zusammen mit seiner Mama Bianca einen Brief ab: Darin dankt er den Helfern. Aber die sollen auch mal eine Pause machen. Und Kekse hat er gleich auch noch mitgebracht. Was jetzt noch fehlt und beim DRK in der Schönlautenbach abgegeben werden kann: Shampoo, Rasierschaum, Einmalrasierer, Deo, Creme, Seife, Unterhosen für Frauen und Männer, Unterhemden für Männer, Kämme und Haarbürsten. Auch Outdoorspielzeug wäre nicht schlecht, wie Thomas Petry vom THW betont - zum Beispiel kleine Fußballtore, damit die Fenster heil bleiben. Spontan gebraucht werden auch Wörterbücher Deutsch-Arabisch: Vor allem die jungen Frauen wollen schnell die Sprache lernen, zumindest ein paar Worte, um sich verständigen zu können. Auch die Kinder schauen schon in Bilderbücher rein und fragen, wie dies oder jenes heißt.

Unterdessen laufen die Vorbereitungen für die geplante Unterbringung der Flüchtlinge , die vom THW in die Weinsauschule Idar-Oberstein umziehen sollen. Einen festen Termin gibt es noch nicht: "Es macht keinen Sinn, dass sie dort ankommen, und die Infrastruktur steht noch nicht", berichtet Oberbürgermeister Frank Frühauf. Die Wasserleitungen werden gecheckt, eine Grundreinigung ist geplant, Container sind bestellt, Betten müssen her. Geklärt werden muss auch die Haftungsfrage, zum Beispiel beim Brandschutz: "Die Verträge mit dem Ministerium sind in Arbeit", informiert der OB. Einige Vereine und eine Band, die einen Raum zum Proben nutzt, werden umziehen müssen. Eine Alternative wurde schon bereitgestellt.

DRK-Kreisgeschäftsführer Jörg Schmitt ist von der Hilfsbereitschaft der Idar-Obersteiner überwältigt: "Das ist einfach großartig." Er hat aber eine Bitte: "Es wäre prima, wenn Kleidung nach Frauen, Männern und Kindern vorsortiert würde. Das erleichtert uns die Arbeit immens." Spenden können täglich zwischen 8 und 16 Uhr in der Schönlautenbach 19 angegeben werden. Der Kreisverband arbeitet intensiv mit dem Landesverband und dem DRK Trier/Saarburg zusammen. Überall werde hauptamtliches und ehrenamtliches Personal in allen Bereichen gesucht. Es gebe noch viel zu klären: unter anderem das Catering, die Betreuung in der Weinsauschule. Schmitt ist bewusst, dass auf sein Team noch mehr Arbeit zukommt. Im Gespräch als Flüchtlingsunterkunft ist mittlerweile auch das Lager Aulenbach Baumholder. Peter Lang, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Baumholder, berichtet: "Ich stehe in Kontakt mit der Kommandantur. Nach meiner Einschätzung wird das Lager genutzt werden." Entsprechende Signale habe er auch im Gespräch mit Landeschefin Malu Dreyer , die am Sonntag den Berglangenbacher Bauernmarkt besucht hatte, registriert. Am Montagabend gab es eine Besprechung zwischen Bund und Land. Maximal 2000 Flüchtlinge könnten theoretisch im Bundeswehrlager aufgenommen werden.

Zwischenzeitlich werden nicht nur in den sozialen Netzwerken Stimmen laut, die das Gesundheitsamt kritisieren. Bislang habe es keine umfassende Gesundheitsuntersuchungen der Flüchtlinge gegeben, noch nicht einmal Sichtkontrollen: Das schüre die Verunsicherung in der Bevölkerung. Es bestehe Handlungsbedarf. "Und es wird gehandelt", betont Birkenfelds Landrat Matthias Schneider. Ab sofort werden die Flüchtlinge untersucht. Allerdings ist die provisorische Unterkunft beim THW in Idar-Oberstein ebenso wenig wie die in der Birkenfelder Heinrich-Hertz-Kaserne als Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) rechtlich selbstständig. Vielmehr handelt es sich um Außenstellen der AfA Trier. Zur Folge hat dies unter anderem, dass das Gesundheitsamt Trier für die medizinischen Untersuchungen zuständig ist. Mit dieser Dienststelle steht das Gesundheitsamt des Landkreises Birkenfeld in Idar-Oberstein in engem Kontakt.

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