Beinahe-Zusammenstoß über Flughafen bleibt folgenlos

Trier · Dreieinhalb Jahre nach dem Beinahe-Zusammenstoß einer Ryanair-Maschine mit einem Motorsegler über dem Hahn ist der Untersuchungsbericht fertig. Tenor: Es war denkbar knapp. Trotzdem ist es nicht ausgeschlossen, dass so etwas noch einmal passiert.

Der Landeanflug einer aus dem italienischen Alghero kommenden und mit 114 Menschen besetzten Maschine wäre Ende April 2013 um ein Haar in einer Katastrophe geendet. Knapp 40 Kilometer vom Hunsrückflughafen Hahn entfernt kamen sich der Ryanair-Flieger und ein mit zwei Personen besetzter Motorsegler bedrohlich nahe. So nahe, dass der Vorfall später von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) als "schwere Störung" eingestuft wurde, was einem Beinahe-Unfall entspricht.

Gut drei Jahre nach dem gefährlichen Manöver liegt jetzt der Untersuchungsbericht der BFU vor. Danach wäre es ohne die rasche Reaktion des 65-jährigen Motorseglerpiloten, der nach Erkennen der Gefahr eine Linkskurve flog, möglicherweise zum Crash gekommen. "Die Besatzung der Boeing hatte die Vorteile des frühzeitigen Erkennens nicht", heißt es etwas lapidar in dem unserer Zeitung vorliegenden BFU-Bericht.

Der Zwischenfall ereignete sich im sogenannten Luftraum E, in dem auch Segelflugzeuge fliegen dürfen, wenn das Wetter mitspielt.

An dem Aprilnachmittag vor drei Jahren war über dem Hahn bestes Flugwetter mit Sichtweiten bis zu 50 Kilometer. Dann gilt laut Flugsicherung die Devise: Der Stärkere muss den Schwächeren beachten und ausweichen. In diesem Fall allerdings war es umgekehrt. Der Grund, warum der Experte des Landesluftsportverbands, Reiner Schröer, den Schwarzen Peter der Fluggesellschaft zuschiebt: "Das hätte nicht sein müssen, wenn die Ryanairpiloten damals aufgepasst hätten und anders geflogen wären." Die irische Gesellschaft hatte kurz nach dem Vorfall kritisiert, dass das von Segelfliegern ausgehende Gefahrenpotenzial am Hahn höher sei als an vielen anderen Flughäfen . Eine aktuelle Anfrage blieb unbeantwortet.

Die BFU macht in ihrem Untersuchungsbericht keine Schuldzuweisung. Eine Sprecherin der Flugaufsicht sagte, dass sich an den Flugzonen über dem Hahn nichts geändert habe. Das "nicht ganz problemfreie Thema des gemischten Verkehrs" gebe es aber auch anderswo. Der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Markus Wahl, forderte, Passagierflüge sollten grundsätzlich nicht durch den Luftraum E geplant werden.

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