Kreuze, Statuen und Grabschmuck Diebesgut aus Kirchen hat vor allem ideellen Wert

Mainz/Kaiserslautern · Wertvolles wird aus Kirchen selten gestohlen. Aber auch die vielen kleinen Diebstähle sorgen für Aufregung. In einem Fall in Kaiserslautern ist das Diebesgut nicht mehr aufgetaucht – ein Happy End gibt es dort trotzdem.

 Das 52 Zentimeter große Kreuz aus Bronze wurde Mitte Mai aus der Stiftskirche Kaiserslautern gestohlen.

Das 52 Zentimeter große Kreuz aus Bronze wurde Mitte Mai aus der Stiftskirche Kaiserslautern gestohlen.

Foto: dpa/Stefan Bergmann

Mitte Mai stehlen unbekannte Täter ein Altarkreuz aus Bronze aus der Kaiserslauterer Stiftskirche. Aus einer Gebetsecke, trotz Aufsicht in der Kirche. Der Fall ist einer von mehr als hundert angezeigten Diebstählen, die jährlich in Kirchen in Rheinland-Pfalz begangen werden, wie die Polizei mitteilt. Sie spricht von „äußerst geringen Fallzahlen“. Bei Betroffenen sorgen Diebstähle aus Kirchen aber häufig für Aufregung.

Aus Kirchen gestohlen würden etwa Kunstgegenstände wie Statuen, Bilder oder sakrale Gegenstände wie Monstranzen oder Hostienschalen, sagt Judith Rupp, Sprecherin des Bistums Trier. Auch der Opferstock sei immer mal wieder Ziel. Weder die katholischen noch die protestantischen Kirchen führen zur Zahl der Diebstähle Statistiken. 117 Fälle von Diebstählen aus Kirchen verzeichnete die Polizei 2018. Das sind weniger als in den Jahren zuvor (2017: 146, 2016: 179, 2015: 183, 2014: 142). Dazu kommen 263 Diebstähle auf Friedhöfen im Jahr 2018. Auch hier gab es einen Rückgang: 43 Fälle oder 14,1 Prozent weniger als noch 2017.

Die Täter hätten es  fast ausnahmslos auf Metall abgesehen. Dazu würden Kreuze überwiegend von Gräbern, seltener aus Kirchen gestohlen. Parallel dazu komme es auch zum Diebstahl von sonstigem Grabschmuck wie Buchstaben, Figuren, Schalen oder Grablichter, die aus Bronze, Kupfer, Messing oder Edelstahl bestehen. Laut Polizei können die Gegenstände ohne Weiteres bei Schrott- und Altmetallhändlern, die nicht zur Überprüfung der Herkunft verpflichtet sind, verkauft werden. Es bestehe daher schon länger die Forderung, die Händler zum Führen von Ankaufstagebüchern zu verpflichten.

Vermutlich sei in manchen Fällen der immaterielle Schaden höher als der materielle, etwa wenn der Diebstahl Gegenstände betreffe, die eine große emotionale Bedeutung für die Menschen habe, sagt Rupp. „Für uns hat es einen höheren symbolischen und ideellen Wert als materiellen“, hatte auch Stefan Bergmann, Pfarrer an der protestantischen Stiftskirche in Kaiserslautern, nach dem dortigen Diebstahl gesagt.

Diebstähle wertvoller Gegenstände sind zumindest in den größeren katholischen Kirchen kein großes Thema. „Im Dom ist das eigentlich kein Problem“, sagt Heinz Heckwolf, Domdekan in Mainz. Einmal sei während einer Fronleichnamsprozession ein Opferstock gestohlen, dann aber wieder in einer Seitenstraße abgelegt worden. „So kleinere Sachen werden manchmal geklaut“, sagt der Wormser Domküster Markus Löhr. „Kleinigkeiten, die man verschmerzen kann.“ Leute würden Kerzen vom Adventskranz stehlen, Blumengestecke mitnehmen oder auch mal versuchen, an das Kleingeld in den Opferkassen zu kommen. „Man lernt über die Jahre, was man hinstellen kann und was nicht“, sagte er. „Größere Kerzen räumen wir weg“, bestätigte Pfarrer Bergmann aus Kaiserslautern.

Kleine Diebstähle könnten aber eine Menge Arbeit nach sich ziehen, sagt der Sprecher der Evangelischen Kirche der Pfalz, Wolfgang Schumacher. Außerdem entstehe oft auch bei geringer Ausbeute für den Dieb ein hoher Sachschaden. In den vergangenen Jahren hätten die Gemeinden im Gebiet der Evangelischen Kirche der Pfalz nach Diebstählen und Einbrüchen einen Schaden von fast 900 000 Euro an die Versicherung gemeldet. „Und jeder Einbruch sorgt vor Ort für Aufregung.“

So auch im Fall des gestohlenen Altarkreuzes in Kaiserslautern. „Wir haben sehr viele Mitleidsbekundungen bekommen, hatten aber auch aufgebrachte Leute“, sagt Pfarrer Bergmann. Auch wenn das originale, 52 Zentimeter hohe Altarkreuz aus Bronze nicht mehr aufgetaucht ist, ist mittlerweile Ersatz gefunden – und der kommt von einem zehnjährigen Jungen. „Er fand das schlimm und wollte es wieder gutmachen“, sagt Bergmann. Der Junge fertigte einen Ersatz an.

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