Bruchlandung auf Flugplatz Zweibrücken Fallschirmspringer stürzt aus 100 Metern ab

Zweibrücken · 55-Jähriger überlebt nach Flugfehler Bruchlandung auf Flugplatz Zweibrücken schwer verletzt. Laut Veranstalter war die Bruchlandung aber deutlich weniger hart als das Wort „Absturz“ vermuten lässt. Denn der elektronisch ausgelöste Not-Fallschirm habe funktioniert.

 „Pink Skyvan“ sind die Maschinen getauft, die am Flugplatz Zweibrücken (Archivbild) die Fallschirmspringer bei den „Pink Boogie“-Events in die Luft bringen. Die Pink Boogies haben teils weit über 100 Teilnehmer und sind damit eines der wichtigsten Flugsport-Ereignisse der Region.

„Pink Skyvan“ sind die Maschinen getauft, die am Flugplatz Zweibrücken (Archivbild) die Fallschirmspringer bei den „Pink Boogie“-Events in die Luft bringen. Die Pink Boogies haben teils weit über 100 Teilnehmer und sind damit eines der wichtigsten Flugsport-Ereignisse der Region.

Foto: Uwe Menzner

Nach Problemen mit seinem Fallschirm ist ein Mann aus Ludwigshafen am Samstag auf dem Triwo-Flugplatz Zweibrücken abgestürzt – und hat die Hilfe seines Rettungsfallschirms und infolge eines Flugfehlers womöglich auch einen Schutzengel zum Überleben gebraucht.

Der 55-Jährige war bei dem privaten Fallschirmspringer-Event „Pink Boogie“ gegen 11.45 Uhr aus mehreren tausend Metern Höhe aus einem Flugzeug gesprungen. „Er erreichte nach eigenen Angaben den Auslöser seines Hauptfallschirms nicht und der Rettungsfallschirm öffnete sich automatisch bei etwa 200 Metern Höhe über dem Boden. Hiernach machte der Mann vermutlich einen Flugfehler, welcher zu einem Luftabriss führte und ihn aus etwa 100 Metern Höhe zu Boden stürzen ließ“, wie die Polizeiinspektion Zweibrücken schreibt.

Die Unfallstelle lag rund 200 Meter von der gekennzeichneten Landezone für die Fallschirmspringer entfernt. Infolge des Sturzes erlitt der Mann laut Polizei mehrere Frakturen, war jedoch ansprechbar und wurde mit einem Rettungshubschrauber Christoph 16 zur weiteren Behandlung in die Uniklinik Homburg geflogen.

Nach den bisherigen Ermittlungen geht die Polizei von einem Unfall aus, da der Mann einen Fallschirm selbst gepackt hatte und nach eigenen Angaben vor dem Absturz mit niemandem in Kontakt war.

Warum kam der Verunglückte trotz des Absturzes aus so großer Höhe auf eine harte Wiese mit dem Leben davon? Dies liege daran, dass der Rettungsfallschirm wohl eine zumindest noch rudimentäre Bremswirkung entfaltete, erläuterte ein Polizeisprecher am Montag auf diese Frage unserer Zeitung. Von einem Flugfehler als Unfallursache hätten sowohl Augenzeugen als auch der Verunglückte selbst gesprochen. Lebensgefahr bestehe nach Informationen der Polizei weiterhin nicht.

Als einer der ersten Zeugen am Unfallort war Walter Schwab, der die internationalen „Pink Boogie“-Events in Zweibrücken organisiert. Die (auf der Polizeimeldung basierenden) Online-Medienberichte über den Unfall seien „stark übertrieben“, sagte Schwab am Montag auf Merkur-Nachfrage: „Das war kein Absturz, diese Formulierung ist weit übers Ziel hinausgeschossen.“ Denn einen freien Fall aus 100 Metern auf eine Wiese würde man nicht überleben. Der Rettungsfallschirm habe sich wie vorgesehen „voll entfaltet, war steuerbar“ und habe den Fall des Mannes deutlich gebremst, erklärte Schwab. Bei der Landung sei der 55-Jährige infolge eines Flugfehler allerdings „nach links verdreht aufgekommen“ und dadurch verletzt worden. „Das war ein Sportunfall, wie er immer wieder mal vorkommt.“ In Zweibrücken handele es sich allerdings um den ersten Verletzten bei den seit fünf Jahren durchgeführten „Pink Boogie“-Springen. Nach Schwabs Informationen hat der Verunglückte einen Oberschenkelhalsbruch erlitten, zudem durch den Helm eine Verletzung im Augenbereich.

Ausdrücklich lobte Schwab die Rettungskette, beginnend mit der Flugplatz-Feuerwehr: „Das hat wie am Schnürchen funktioniert. In nur drei Minuten waren Helfer am Unfallort.“

Schwab (der bei den Fallschirmjägern der Bundeswehr in Zweibrücken Zeitsoldat war und heute in Kirchheimbolanden lebt), sieht den Unfall auch als einen Beleg für die Wirksamkeit der Sicherheitsvorkehrungen beim Fallschirmsprung-Sport: „Wir haben zwei redundante Systeme, unterstützt durch ein elektronisches System. Das eine ist der Hauptfallschirm. Wenn der nicht auslöst, gibt es eine Rettungsfallschirm. Dieser wird elektronisch automatisch geöffnet, wenn innerhalb einer bestimmten Zeit eine bestimmte Geschwindigkeit und Höhe erreicht ist – das ist Hightech. Dadurch werden Unfälle im Fallschirmsport auf ein Minimum reduziert.“ Bei Flugfehlern blieben natürlich, wie in vielen anderen Sportarten auch, Verletzungen nicht immer aus.

Wegen der Corona-Krise seien dieses Wochenende (geflogen wurde von Samstag bis Pfingstmontag) nur 30 bis 40 Teilnehmer bei dem Pink Boogie, berichtete Schwab, „natürlich unter strikter Einhaltung der Hygieneschutzregeln“: Die Teilnehmer seien aus ganz Deutschland und der Schweiz gekommen. Mit dem Verunglückten seien seines Wissens 18 Personen (mit dem üblichen Fünf-Sekunden-Abstand, um Kollisionen in der Luft zu verhindern) aus dem „Pink Skyvan“-Flugzeuge gesprungen, darunter der Sohn des bei der Landung verletzten 55-Jährigen.

Nach dem Unfall sei die Maschine am Flughafen Saarbrücken in Ensheim gelandet, um die Zweibrücker Landebahn für die Rettungsfahrzeuge freizuhalten, sagte Schwab.

Unterschiedliche Angaben machten Polizei und Veranstalter über die Höhe, aus der der 55-Jährige aus dem Flugzeug absprang: Die Polizei schreibt von 3000 Metern, Schwab spricht von 4500 Metern. Letzteres ist die übliche Höhe, auf die auch einmal ein Merkur-Reporter mitflog und unter der Überschrift „Aus Matterhorn-Höhe nach Zweibrücken“ berichtete.

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