Frauenrechte Rheinland-Pfalz ehrt Marlies Krämer mit dem Frauenpreis

Sulzbach · Der jüngste Weltfrauentag war  der ganz große Tag von Marlies Krämer aus Sulzbach. Die 82-Jährige ist Publikum gewöhnt, genoss unter anderem wegen ihrer Klage gegen die Sparkasse Saarbrücken – sie möchte Kundin genannt werden, nicht Kunde –  große mediale Aufmerksamkeit.

 Marlies Krämer (82) kämpft seit Jahren für die sprachliche Gleichstellung von Männern und Frauen. 

Marlies Krämer (82) kämpft seit Jahren für die sprachliche Gleichstellung von Männern und Frauen. 

Foto: dpa/Uli Deck

Die Verleihung des Frauenpreises von Rheinland-Pfalz am Sonntag in Mainz war dennoch etwas ganz Besonderes für sie. Oder wie die Frau der deutlichen Worte es ausdrückt: „Es war eine Wucht.“

Seit Jahrzehnten setzt Marlies Krämer sich für die sprachliche Gleichberechtigung von Frauen ein.

Sie tut dies mit ungebrochener Energie. Schon länger ist sie nicht mehr gut zu Fuß, braucht den Rollator. Doch wenn sie spricht, wird aus der Frau mit den wachen Augen eine quicklebendige, eine wendige Verfechterin  sprachlicher Gleichstellung. In der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei hörten ihr am Sonntag rund 160 Gäste zu, darunter  auch zwei ihrer Söhne und ihr Enkel.

Ihr großes Thema nach wie vor: Durch das generische Maskulinum, durch  die Nennung der männlichen Form, würden Frauen, also 52 Prozent der Bevölkerung, nicht genannt. Das Argument, Frauen seien „mit gemeint“ lässt sie nicht gelten. Sie möchte, dass von Frauen und Männern die Rede ist.

In Mainz betonte Krämer die „fundamentale Arbeit, die Familienfrauen für Staat und Gesellschaft leisten.“ Und sie sagte den Satz, den man schön häufiger von ihr gehört hat: „Lieber Staub in der Wohnung als in meinem Kopf.“

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nannte Krämer „ein leuchtendes Beispiel“, weil sie sich seit Jahrzehnten mit unerschütterlicher Überzeugung für die selbstverständliche Gleichstellung von Mann und Frau in Alltag und Politik einsetze.

Auch Professor Margret Wintermantel, einst Präsidentin der Saar-Universität, würdigte den unermüdlichen Einsatz von Marlies Krämer: „Immer kämpferisch, dabei immer fair in der Argumentation geht Marlies Krämer keiner Auseinandersetzung aus dem Weg, wenn es um die Rechte der Frauen geht.“

Mit dieser kämpferischen Art hat Marlies Krämer einiges erreicht. Bis 1997 hatten alle Tiefs weibliche Namen, alle Hochs männliche. Dass das jetzt anders ist, hat sie  durchgesetzt. Erreicht hat sie auch, dass in deutschen Reisepässen und Personalausweisen die weibliche und die männliche Anrede genannt werden. Ein weiterer Kampf ist noch nicht ausgefochten. Ihre Klage gegen die Sparkasse ist seit Mai 2018 beim Bundesverfassungsgericht anhängig.

Auf ihrem Weg zur sprachlichen Gleichberechtigung hat sie über vierzig Jahre lang Günter Meyer begleitet. Ihr Lebensgefährte, der im vergangenen Jahr starb, war stets ihr Rückhalt. Oder wie sie sagt: „Er war halt Feminist.“ Wenn es in ihrer Wohnung im Sulzbacher Stadtteil Altenwald wieder ruhiger geworden ist, wenn die Glückwünsche zum Frauenpreis nachlassen, sie also nicht mehr halbe Tage am Telefon verbringt, wird  sie sich wieder ans Schreiben machen. Günter Meyers Biografie ist in Arbeit. Mit ihm verband Krämer, die längst der Linken beigetreten ist, lange auch   die Zugehörigkeit zur SPD. Meyer, ihr Mentor, ihr Rückhalt, habe es ihr ermöglicht „ungebremst loszumarschieren“. All das wird man in seiner Biografie lesen dürfen. Marlies Krämer ist überzeugt: „Das wird ein Hammer.“

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