Evakuierung des Flüchtlingscamps in Metz Metz räumt umstrittenes Zeltlager

Metz · Die Migranten, die meist aus Osteuropa stammen, werden jetzt in Aufnahmezentren in ganz Frankreich untergebracht.

 Auf einem Parkplatz in der Avenue Blida in Metz leben im Sommer (hier im vergangenen August) Hunderte von Asylbewerbern in einem Zeltlager. Jedes Jahr im November werden sie in Wohnunterkünfte verlegt.

Auf einem Parkplatz in der Avenue Blida in Metz leben im Sommer (hier im vergangenen August) Hunderte von Asylbewerbern in einem Zeltlager. Jedes Jahr im November werden sie in Wohnunterkünfte verlegt.

Foto: Hélène Maillasson

Die rund 800 Migranten, die seit dem Frühjahr in einem Zeltlager in Metz lebten, sind evakuiert worden. Laut der Präfektur ist die Räumung des Lagers auf einem Parkplatz in der Nähe des Busdepots ruhig und ohne Probleme abgelaufen. Die Migranten, darunter auch viele Familien, wurden mit Bussen zu Aufnahmestellen in ganz Frankreich gefahren. Im Rahmen eines nationalen Solidaritätsplans können die Departements, deren Aufnahmeplätze belegt sind, Asylbewerber anderen Gebieten zuweisen, wo noch Kapazitäten frei sind. Die Migranten, die bei der zuständigen Behörde in Metz noch keinen Asylantrag stellen konnten, bleiben zunächst in der Stadt. Sie werden in Hotels und in leerstehenden Gebäuden untergebracht, die  zum Aufnahmezentrum umfunktioniert wurden. Die übrigen Migranten werden auf 40 Städte außerhalb Lothringens verteilt.

Das Camp wird jedes Jahr im November aufgelöst. Grund dafür ist die gesetzliche „Winterpause“, die in Frankreich von November bis Ende März gilt. Um Menschen im Winter zu schützen, die zum Beispiel durch eine Zwangsräumung ihrer Wohnung obdachlos werden könnten, werden diese in dieser Zeit ausgesetzt. Seit Jahren wird auch das Zeltlager in der Avenue Blida über die Wintermonate geschlossen. Seit 2013 wurde es im April aber fast jedes Jahr von den Behörden wieder geöffnet. Bei der diesjährigen Räumung bekräftigte der Präfekt des Departements Moselle, Didier Martin, seinen Willen, das Lager endgültig zu schließen. Ziel sei es, dass solche Zeltlager im Departement Moselle nicht mehr entstehen. Dies ließe sich durch eine landesweite bessere Verteilung im Voraus und nicht erst im Winter erreichen. Gleichwohl „wird der Staat gegen illegale Zuwanderung und den Aufenthalt von Ausländern, deren Asylantrag abgelehnt wurde, entschlossen weiter vorgehen“, sagte Martin.

Im Zeltlager leben vor allem Menschen aus den Balkan-Ländern, die als sichere Herkunftsländer gelten. Deshalb ist die Ablehnungsquote der Asylanträge sehr hoch, doch die Bearbeitungszeit dieser Gesuche erstreckt sich meistens über Monate. Im Sommer waren die hygienischen Bedingungen und die Zustände im Lager von Hilfsorganisationen angeprangert worden. Eine von ihnen, das „Mosel-Kollektiv für den Kampf gegen Armut“, zeigte sich erleichtert über die Auflösung des Camps in der Avenue Blida, zweifelt aber daran, dass die Migranten langfristig anderweitig untergebracht werden. „In einer Stadt, die mehr als 8000 leer stehende Wohnräume zählt, ist das Schicksal dieser Menschen entwürdigend und beschämend“, teilte die Organisation mit.

Dass die meisten Migranten in Lothringen nach Metz kommen, hängt damit zusammen, dass sich dort das einzige Büro befindet, in dem die Anträge der Asylbewerber geprüft werden. Diejenigen, die aus sicheren Herkunftsländern stammen und mit ihrem Antrag durch alle Berufungsinstanzen gescheitert sind, sollen dazu ermutigt werden, freiwillig zurückzukehren. Dafür hat Frankreich vor zwei Jahren in Vitry-sur-Orne (rund 25 Kilometer von Metz) ein Pilotprojekt gestartet. In einem „Zentrum zur Rückkehrvorbereitung“ werden die Menschen 45 Tage lang individuell betreut. Von dort aus wird versucht, erste Anlaufstellen in der Heimat zu organisieren, wie eine Bleibe und eine Arbeitsstelle. Außerdem bekommen die Rückkehrer ein einmaliges Startgeld für den Neuanfang zu Hause. So soll verhindert werden, dass sie erneut versuchen, illegal nach Frankreich zu kommen. Für die zuständigen Behörden hat sich das Projekt bewährt, mittlerweile wurde auch in Lyon ein solches Zentrum eröffnet.

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