Zwei Tage die Woche Hoffnung für Pendler – Luxemburg will auch Grenzgängern Homeoffice ermöglichen

Luxemburg · Fantastische Gehälter, aber ein halbes Leben im Auto: Das ist die Lebensrealität vieler Grenzgänger, die in Luxemburg arbeiten. Doch könnte die Fahrtzeit bald deutlich kürzer werden?

Luxemburg will Pendlern zwei Tage Homeoffice ermöglichen
Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Die Telearbeit beschäftigt Luxemburg. Kein Thema war so oft Gegenstand einer Petition an die Abgeordnetenkammer, wie das Arbeiten von Zuhause, berichtet das Luxemburger Wort. Auch viele Grenzgänger aus dem Saarland betrifft das.

Und die Petition von Katia Sabrina Litim erreichte schon am ersten Tag genug Unterschriften für eine öffentliche Anhörung und mit insgesamt knapp 14 000 Unterschriften die zweitmeisten jemals.

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Foto: Iris Maria Maurer

In ihrem Plädoyer argumentiert Litim, dass jeder zweite Arbeitsplatz in Luxemburg fürs Homeoffice infrage käme und ganze 83 Prozent der Betriebe ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerne zwei Tage pro Woche anbieten. Sie setzt sich für zwei Tage die Woche ein, um Mitarbeitern eine flexiblere Arbeitswoche zu ermöglichen und gleichzeitig die Kommunikation und das Zugehörigkeitsgefühl innerhalb des Unternehmens nicht zu stören.

Das Luxemburger Arbeitsrecht sieht bislang weder Regeln noch Grenzen für Telearbeit vor. Ein in Luxemburg Wohnender könnte demnach theoretisch fünf Tage in der Woche im Homeoffice verbringen. Genzgänger dagen können das wegen steuerlicher und sozialrechtlicher Einschränkungen nicht. Wer als von Deutschland aus mehr als 19 Tage im Jahr von seinem Heimatland aus arbeitet, muss dort auch sein Einkommen versteuern. Für Belgier und Franzosen liegt die Schwelle etwas höher, bei mehr als 34 Tagen im Jahr.

Ungleichheit zwischen Luxemburgern und Grenzgängern

Im Petitionsausschuss erklärt die luxemburgische Finanzministerin Yuriko Backes den Hintergrund dieser Regelung: „Man darf nicht vergessen, dass es eine Toleranzgrenze ist, die für Geschäftsreisen und Weiterbildungen gedacht war, nicht für Telearbeit.“

Für die Initiatorin Litim ist der ungleiche Zugang zur Heimarbeit jedoch ein Problem: „Das sorgt für ein Ungleichgewicht, Ungleichheit und damit Spannungen zwischen Wohnhaften und Grenzgängern. Eine Gleichbehandlung ist unabdingbar“, sagt sie. Um attraktiv für Talente zu sein, würden allein hohe Gehälter nicht ausreichen. Besonders jüngere Menschen würden mehr Wert auf gute Arbeitsbedingungen legen und Homeoffice zur Bedingung machen.

Wie Versicherung und Steuern Telearbeit erschweren

Einer Studie des Portals Jobs.lu nach würden vier von zehn Befragten aus dem Arbeitsmarkt den Arbeitsplatz wegen mangelnder Flexibilität und der Verkehrsproblematik wechseln wollen, zitiert Litim. Und nicht zuletzt könnten durch Telearbeit acht Millionen Hin- und Rückfahrten und damit viele Kilotonnen CO2 eingespart werden.

Um Telearbeit für Grenzgänger zu ermöglichen, ist Luxemburg jedoch auf die Zusammenarbeit der Nachbarländer angewiesen. Aktuell laufen innerhalb der EU Verhandlungen, die Zugehörigkeit zur Sozialversicherung neu zu regeln. Wer derzeit 25 Prozent der Zeit vom Heimatland aus arbeitet, muss in die dortige Sozialversicherung wechseln. Diese Schwelle soll auf 41 Prozent angehoben werden. Damit wären dann zwei Tage pro Woche Heimarbeit für Grenzgänger möglich.

Das Luxemburger Wort sieht die Chancen bei der Besteuerung jedoch deutlich schlechter. Gerade Deutschland, das mit neun Ländern der Staat mit den meisten Nachbarn ist, würde sich schwer tun, Luxemburg entgegenzukommen. Finanzministerin Backes würde mit Finanzminister Christian Lindner (FDP) verhandeln, doch selbst eine Anhebung von 19 auf 30 Tage sei nicht realistisch. Wer also die steuerlichen Vorteile Luxemburgs genießen will, muss wohl weiterhin viel im Auto sitzen.

Informationen vom Luxemburger Wort

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