Metzer Kulturbeigeordneter Patrick Thil Haus der Biodiversität soll ins Museum einziehen

Metz · Der neue Mann für die Kultur: Was hat der Beigeordnete Patrick Thil in Metz vor?

 Patrick Thil ist der Beigeordnete der Stadt Metz für Kultur.

Patrick Thil ist der Beigeordnete der Stadt Metz für Kultur.

Foto: Ville de Metz

Kulturell hat die sozialistische Stadtregierung unter Dominique Gros in Metz in den zwölf Jahren ihrer Amtszeit einiges in Bewegung gebracht. Das 2017 eingeführte Sommerfestival „Constellations de Metz“ etwa beschert der Moselmetropole mit malerischer Altstadt seitdem jährlich nicht nur bis zu zwei Millionen Sommertouristen extra, sondern auch Resonanz in den wichtigsten Pariser Medien. Sie lobten, die „schlafende Schöne“ der Provinz sei endlich zum Leben erwacht und das auch nachts. Doch der Bürgermeister Gros und sein Kulturbeigeordneter Hacène Lékadir ließen auch bauen: etwa die BAM, eine Pop-Konzerthalle, oder eine Mediathek mit Sozialzentrum in benachteiligten Vierteln. Sie förderten neue kleine Festivals wie das des „subversiven Films“ und vereinten die städtischen Musikstätten samt Sinfonieorchester unter der Dachmarke der „Cité Musicale“.

Im Juli 2020 aber wechselten die politischen Farben. Seitdem bestimmt mit François Grosdidier ein Bürgermeister der liberal-konservativen Partei „Les Républicains“ (LR) den Kurs der Stadt. Wird jetzt alles anders? „In der Kultur gibt es mehr Kontinuität als Bruch mit unseren Vorgängern, jedenfalls aus meiner Sicht“, sagt Patrick Thil der SZ. Thil, ebenfalls Republikaner und Grosdidiers „Monsieur Culture“ auf kommunaler und Stadtverbandsebene, kennt die Metzer Kulturszene wie kaum ein zweiter. Denn er war schon 2001 bis 2008 unter Jean-Marie Rausch (RL) Beigeordneter für Kultur. Thil war es, der damals dafür sorgte, dass die über 40 Stadtverbandsgemeinden große Einrichtungen wie das – von Rausch geplante – Centre Pompidou Metz, das Museum Cour d’Or, die Oper, Kunsthochschule und Musikakademie in ihre Mitverantwortung übernahmen – und so die Kommune entlasteten, wovon sie bis heute profitiert. Neue Strukturen, weitere neue Kulturbauten brauche Metz im Prinzip nicht mehr, meint der 70-Jährige. Grosdidier, Bürgermeister und auch Präsident des Stadtverbands Metz, habe sich denn auch nur zwei Kulturprojekte zur Aufgabe gemacht. So will der als ökologisch geltende Grosdidier in das Museum Cour d’or ein „Haus der Biodiversität und der verschwundenen Arten“ integrieren. Die Stadt besitze eine große Sammlung von ausgestopften Tieren, sagt Thil. Die könnte dort ausgestellt werden, allerdings auf Basis wissenschaftlicher Arbeit und unter Hinzunahme moderner digitaler Technologien. Und als Schmankerl soll ein historisches Kuriositätenkabinett hinzukommen. Zweites Bürgermeister-Projekt sei eine neue zentrale Bibliothek als „Schaufenster für unsere Schätze, Manuskripte, Bücher, Inkunablen des Mittelalters, die unsere Mediathek besitzt“, so Thil.

Kümmern will sich der Beigeordnete aber auch um die rund 35 freien Metzer Theater- und Tanzgruppen, die sich erst jüngst zum Verein verbündet haben. Sie sollen das frei werdende alte Depot der Oper bekommen, mehr Auftrittsmöglichkeiten auf städtischen oder städtisch geförderten Bühnen und Probenräume im „Bliiida!“. Die Sozialisten wollten das bunte Kreativwirtschafts- und Gründerzentrum mit 11,5 Millionen Euro groß ausbauen, die Republikaner zogen in dem subventionierten Biotop erst einmal die Zügel an, zu viele hätten sich hier dauerhaft eingerichtet, so der Vorwurf. Da zeigt sich denn doch ein deutlicher Bruch.

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