Online-Umfrage Forscher simulieren Corona am Computer

Trier · Mit den Methoden der Künstlichen Intelligenz können am Computer Krankheitsverläufe simuliert werden. Wirtschaftsinformatiker des DKFI und der Uni Trier spielen auf diese Weise Szenarien für die Corona-Pandemie durch. So wollen sie erkennen, welche Maßnahmen sinnvoll sind. Für ihre Umfrage suchen sie noch Teilnehmer.

 Mit Methoden der Künstlicher Intelligenz (KI) können am Computer Krankheitsverläufe simuliert werden. Dies hilft zu beurteilen, welche Maßnahmen während der Corona-Krise sinnvoll sein können.

Mit Methoden der Künstlicher Intelligenz (KI) können am Computer Krankheitsverläufe simuliert werden. Dies hilft zu beurteilen, welche Maßnahmen während der Corona-Krise sinnvoll sein können.

Foto: dpa/Marijan Murat

Was passiert, wenn eine wegen Corona geschlossene Schule wieder geöffnet wird? Welche Auswirkung hat es, wenn nur knapp die Hälfte der Bevölkerung – erfahrungsgemäß eher junge Menschen – eine App nutzt, die zur Eindämmung des Coronavirus beitragen soll?

Diese und weitergehende Szenarien können mit Methoden Künstlicher Intelligenz im Computer nachgebildet werden. Dazu setzen die Wissenschaftler sogenannte Simulationsmodelle ein, die mit verschiedenen Parametern, wie Krankheitsverläufen und Verhaltensmustern von Menschen, gefüttert werden. Diese Simulationen berechnen, wie Menschen bei der Arbeit, in Schulen oder in der Freizeit zusammentreffen und ein Virus sich ausbreiten kann. Die berechneten Ergebnisse können bei der Einschätzung helfen, welche Maßnahmen sinnvoll sind und welche eher nicht.

An der Universität Trier erforscht Prof. Ingo Timm im Bereich Künstliche Intelligenz, wie sich bestimmte Maßnahmen und Verhaltensweisen auf den Verlauf einer Pandemie auswirken könnten. Bereits vor sieben Jahren hatte er zum Beispiel in einen Feldversuch untersucht, wie sich schnelle Schulschließungen  im Ernstfall auswirken. „Das hilft bereits ab dem ersten erkrankten Schüler, die Ausbreitung der Infektion zu verzögern“, ist er überzeugt. Technisch sei es einfach, eine App zu erstellen. „Sinnvoll wäre es, bereits weit verbreitete Programme wie zum Beispiel Katwarn entsprechend zu überarbeiten.“ Eine bessere Analyse von Bewegungsprofilen könnte nach Meinung des Forschers auch in der Corona-Krise helfen. Allerdings müsse genau überlegt werden, wie der Datenschutz gewährleistet bleibe. „Wie bekommen wir danach die App und die erhobenen Daten wieder aus der Gesellschaft heraus?“ Das sei eine wichtige Frage.

Schon vor mehreren Jahren hatte sich Ingo Timm, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Trier und Leiter des Themenfelds Kognitive Sozialsimulation am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), mit Simulationsmodellen zur Ausbreitung der Grippe beschäftigt. Jetzt rechnen er und sein Mitarbeiter Dr. Jan Ole Berndt verschiedene Maßnahmen für die Corona-Pandemie durch. „Wir sind dabei, das erfolgreiche Grippe-Modell an die Corona-Pandemie anzupassen, und erste Tests sind vielversprechend“, sagt Berndt.

„Computersimulation hat für das Pandemiemanagement großes Potenzial. Dabei integrieren wir Wissen und Erkenntnisse aus der Medizin, der Sozialforschung und der Psychologie. Da die Verbreitung des Virus vom Verhalten von Menschen und Faktoren wie zum Beispiel Schulschließungen abhängig ist und wir das in unseren Simulationsmodellen darstellen, wollen wir so die Wirksamkeit dieser Maßnahmen besser einschätzen lernen“, sagt Timm. Erste Ergebnisse ihrer Simulationen wollen die Wissenschaftler schon in einem Monat präsentieren.

Um das Verhalten von Personen in der aktuellen Situation in die Simulationsmodelle zu überführen, haben die Wissenschaftler eine Online-Umfrage gestartet. Gesucht werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller Altersgruppen. Die Umfrage läuft bis zum 22. April 2020 und ist über folgenden Link erreichbar: www.umfrage.wi1.uni-trier.de

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