Porträt der Woche: Jens Schoving Das schwere Erbe des Vaters

Freyming-Merlebach · Der Lothringer Jean Schoving wurde einst wegen Kollaboration mit den Nazis hingerichtet. Sein Sohn wurde davon ein Leben lang geprägt.

 Der 75-jährige Lothringer Jean Schoving, hier in seinem Wohnzimmer in Freyming-Merlebach, arbeitete jahrzehntelang als Übersetzer im Saarland.

Der 75-jährige Lothringer Jean Schoving, hier in seinem Wohnzimmer in Freyming-Merlebach, arbeitete jahrzehntelang als Übersetzer im Saarland.

Foto: Oliver Dietze

Eine Augenbinde lehnt Jean Schoving ab, als er am 26. Juli 1947 in Metz vor dem Erschießungskommando steht. Zwölf Gewehre werden auf ihn gerichtet. Eines davon ist – so will es die Tradition – mit Platzpatronen geladen. Als er wenige Sekunden später, an einen Pfahl gefesselt, unter dem Kugelhagel zusammensackt, endet ein nur 29 Jahre dauerndes Leben – und zwar als Staatenloser. Laut Gericht ist Jean Schoving der französischen Staatsbürgerschaft unwürdig. Sterben muss er für Kollaboration mit dem Nazi-Regime, das Schovings lothringische Heimat von 1940 bis zur Befreiung durch die Alliierten annektiert hat.