Dritte Corona-Welle in Luxemburg In Luxemburg spitzt sich die Lage zu

Luxemburg · Die Corona-Neuinfektionen haben sich im Großherzogtum in einer Woche fast verdreifacht.

  Die Grenze zu Luxemburg (hier bei Remich) bleibt offen, doch es gelten strenge Einschränkungen.

Die Grenze zu Luxemburg (hier bei Remich) bleibt offen, doch es gelten strenge Einschränkungen.

Foto: BeckerBredel

Luxemburg ist in Alarmstimmung. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen schnellt in die Höhe, die Kliniken melden eine zunehmende Auslastung der Klinikbetten. „Wir sind in einem Marathon“, sagte die luxemburgische Gesundheitsministerin Paulette Lenert. Die Beschäftigten im Gesundheitssektor seien in der Pandemie schwer belastet und „ausgelaugt“: „Wir müssen alle zusammenstehen und zusammenhalten“, rief sie die Bevölkerung auf.

Die neue Corona-Welle schwappt mit Wucht über das mit gut 600 000 Einwohnern zweitkleinste Land der EU. Die Zahl der Neuinfektionen hat sich jüngst innerhalb einer Woche fast verdreifacht. Und die sogenannte Inzidenzrate, also die Zahl der Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner, stieg auf 541 (19. bis 25. Oktober). Zum Vergleich: In Deutschland lag die Quote laut Robert Koch-Instituts zuletzt bei knapp 105 (Stand 30. Oktober).

„Die Lage bleibt ernst“, sagte der stellvertretende Sprecher der Covid-19-Task-Force in Luxemburg, Paul Wilmes. Seit drei Wochen sei ein exponentielles Wachstum bei den Fallzahlen zu beobachten, das sich in der vorletzten Woche beschleunigt habe. Auch wenn sich das Tempo in der nun ablaufenden Woche etwas verlangsamte: „Wir haben eine hohe Schwelle, von der es recht schnell wieder nach oben schießen kann“, sagte der Professor. Man gehe von einer Dunkelziffer aus, die viermal so hoch liege.

Um die Welle zu brechen, hat das Land einschneidende Maßnahmen ergriffen: Seit Freitag gilt eine generelle Ausgangssperre zwischen 23 und sechs Uhr – mit Ausnahmen unter anderem für Berufstätige oder Menschen, die zum Arzt gehen müssen. Hinzu kommt eine verstärkte Maskenpflicht: Sie gilt immer dort, wo mehr als vier Personen zusammentreffen. In Restaurants dürfen nur noch vier Personen pro Tisch Platz nehmen – nach Hause auch nur noch maximal vier Gäste kommen. In Geschäften mit einer Verkaufsfläche von mindestens 400 Quadratmetern ist nur noch ein Kunde pro 10 Quadratmetern erlaubt. Diese Einschränkungen gelten bis Jahresende, die Ausgangssperre ist bis Ende November befristet.

In Luxemburg gebe es mit der Vierer-Regel im Vergleich zu Deutschland einen größeren Einschnitt in die sozialen Kontakte, sagte Professor Wilmes. Luxemburg erlebe schließlich bereits eine dritte Welle. Und: „Von den Fallzahlen ist sie sicherlich heftiger als die erste.“ Im Frühjahr habe man um die 250 Neuinfektionen pro Tag gehabt, jetzt habe man an manchen Tagen bei Zahlen über 800 gelegen. Man müsse aber bedenken: Es werde jetzt auch viel mehr getestet.

Seit Beginn der Pandemie haben sich in Luxemburg 17 134 Einwohner mit dem Virus angesteckt. 152 Menschen sind bislang in Verbindung mit Covid-19 gestorben. 150 Menschen befinden sich in Kliniken, davon 24 auf Intensivstationen (Stand 30. Oktober). Patientenbesuche in den Krankenhäusern sind nicht mehr erlaubt.

Der Betrieb in Schulen läuft weiter: Coronabedingt fallen aber immer mehr Lehrer aus. Das Bildungsministerium versucht über Ersatzkräfte die Ausfälle zu kompensieren –  die Lehrergewerkschaft Féduse fordert eine generelle Maskenpflicht in Schulen und wieder mehr Homeschooling. An der Universität Luxemburg ist das studentische Leben weitgehend heruntergefahren worden. Seit vergangenen Montag gibt es auf dem Campus in Esch-sur-Alzette keine Präsenzveranstaltungen mehr. Dies gelte zunächst für einen Monat, könnte aber je nach Lage verlängert werden. 

(dpa)
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