Paris In Frankreich brodelt es an vielen Ecken

Paris · Während sich Polizisten gegen Rassismus-Vorwürfe von Innenminister Castaner wehren, weist der Élysée-Palast Rücktrittgerüchte über Präsident Macron zurück.

 In mehreren Städten, wie hier in Nizza, haben französische Polizeibeamte gegen die jüngsten Ankündigungen von Innenminister Christophe Castaner protestiert und symbolisch Handschellen auf den Boden gelegt.

In mehreren Städten, wie hier in Nizza, haben französische Polizeibeamte gegen die jüngsten Ankündigungen von Innenminister Christophe Castaner protestiert und symbolisch Handschellen auf den Boden gelegt.

Foto: dpa/Valery Hache

(dpa/afp) Das Umfeld des französischen Präsidenten Emmanuel Macron hat Medieninformationen zurückgewiesen, wonach sich der 42-Jährige über die Möglichkeit eines Rücktritts geäußert habe. Von einem Rücktritt habe der Staatschef niemals gesprochen, hieß es am Donnerstag aus Kreisen des Präsidialamts in Paris.

Die Tageszeitung Le Figaro hatte zuvor in ihrer Onlineausgabe unter Berufung auf einen Teilnehmer berichtet, Macron habe unlängst bei einer Videokonferenz mit Unterstützern aus London von der Möglichkeit gesprochen, zurückzutreten und damit eine vorzeitige Präsidentenwahl auszulösen. Macron habe gesagt, er sei sicher, bei der vorgezogenen Wahl zu gewinnen. Die nächste Präsidentenwahl steht nach dem derzeitigem Kalender 2022 an. Die Élyséekreise berichteten, Macron habe niemals an einer solchen Konferenz teilgenommen.

Macron will sich am Sonntagabend mit einer Fernsehansprache an die Bevölkerung wenden. Dabei dürfte es um die Überwindung der Corona-Krise und des schweren Wirtschaftseinbruchs im Land gehen. Wiederholt war auch darüber spekuliert worden, dass Macron seinen Premierminister Édouard Philippe austauschen könnte. Die Corona-Krise hat Frankreich hart getroffen – es starben über 29 000 Menschen.

Derweil haben Dutzende französische Polizisten in Paris gegen den Vorwurf protestiert, dass in ihren Reihen latenter Rassismus herrscht. Sie fuhren am Freitag in einem Protestzug von rund 20 Autos über den Prachtboulevard Champs-Elysées und brachten so den Verkehr vorübergehend zum Erliegen. An der Spitze des Zuges marschierten mehrere Polizisten mit einem Spruchband mit der Aufschrift „Ohne Polizei kein Frieden“.

„Die Polizei ist nicht rassistisch. Sie rettet das Leben von Menschen, egal welche Hautfarbe sie haben“, sagte Gewerkschafter Fabien Vanhemelryck. Die Polizisten sollten respektiert und unterstützt werden. Sie fühlten sich von der Regierung im Stich gelassen.

Es war bereits der zweite Aktionstag in Folge. Am Donnerstag hatten Polizisten unter anderem in Lille und Marseille demonstrativ Handschellen und andere Ausrüstung auf die Straße gelegt und in Sprechchören den Rücktritt von Innenminister Christophe Castaner gefordert. Dieser hatte am Montag die „systematische“ Suspendierung jedes Beamten angekündigt, der sich nachweislich rassistisch verhalten hat. Auch umstrittene Polizeimethoden wie der Würgegriff bei Festnahmen sollen verboten werden.

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