Kommunalwahl in Frankreich Erobern die Grünen das Straßburger Rathaus?

Straßburg · Am 28. Juni soll die coronabedingt verschobene Stichwahl in Frankreichs Kommunen stattfinden. Eine Briefwahl ist nicht möglich.

Zwei Tage bevor Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine strenge Ausgangssperre aufgrund der Corona-Pandemie verhängte, waren die Franzosen noch aufgerufen worden, sich in die Wahllokale zu begeben, um für einen Bürgermeister abzustimmen. Während in vielen der kleineren Kommunen bereits nach dem ersten Wahlgang am 15. März die Sieger feststanden, müssen in den meisten größeren Städten Kandidaten in die Stichwahl. Üblicherweise findet diese in Frankreich zwei Wochen nach dem ersten Wahlgang statt. Dieses Mal kam Corona dazwischen. Nach langer Überlegung und weil die Pandemie in Frankreich langsam abflacht, hat die Regierung die Stichwahl auf den 28. Juni festgelegt. In rund 5000 Kommunen wird an diesem Tag entschieden, wer auf den Chefsessel kommt.

In unmittelbarer Nähe zum Saarland wurde bereits in Saargemünd mit dem parteilosen Marc Zingraff schon im ersten Wahlgang ein Nachfolger für den langjährigen Bürgermeister Céleste Lett (Konservativ) gefunden. In Forbach hingegen wird sich erst in der Stichwahl entscheiden, wer auf den Sozialisten Laurent Kalinowski folgt. In Völklingens Partnerstadt sind noch vier Kandidaten im Rennen, nachdem beide Vertreter der populistischen Parteien im März ausgeschieden sind. Mit 21 Prozent der Stimmen führt der Konservative Alexandre Cassaro. Dicht gefolgt von Eric Dilligent (19 Prozent), der zwar keiner Partei angehört, dennoch ebenso dem konservativen Lager zugerechnet wird. Außerdem treten auch Christian Peyron und der ehemalige Beigeordnete Thierry Homberg (jeweils 15 und 13 Prozent) nochmals an.

Auch in Metz kündigt sich ein Wechsel an der Spitze an, nachdem Dominique Gros (Sozialist) nicht mehr angetreten war. Die meisten Stimmen im ersten Wahlgang erhielt der Konservative François Grosdidier (29 Prozent). Ebenfalls für die Stichwahl qualifiziert haben sich der Bewerber der Grünen, Xavier Bouvet (24 Prozent), und die Kandidatin der rechtsextremen Partei „Rassemblement National“, Françoise Grolet (elf Prozent).

Für die größte Überraschung sorgten Mitte März die Ergebnisse in Straßburg. In der Hauptstadt der Grenzregion Grand Est landete im ersten Wahlgang die Kandidatin der Grünen, Jeanne Barseghian, überraschend auf Platz eins. Mit 27 Prozent verfügt sie über einen komfortablen Vorsprung vor dem Spitzenkandidaten aus der Macron-Partei, LREM, Alain Fontanel (19 Prozent). In die Stichwahl eingezogen sind auch die Sozialistin Catherine Trautmann (19 Prozent) und der Konservative Jean-Philippe Vetter (18 Prozent).

Doch die große Unbekannte bei dieser Stichwahl bleibt vor allem die Beteiligung. Gerade mal 34 Prozent der Wähler hatten in Straßburg Mitte März den Weg in die Wahllokale gefunden. Im Elsass, das nach dem Treffen einer evangelischen Freikirche zum Epizentrum der Pandemie in Frankreich geworden war, blieben viele aus Angst vor dem Coronavirus lieber zu Hause. In Frankreich gibt es keine Briefwahl. Wer nicht selbst wählen kann, hat die Möglichkeit, eine Vollmacht für jemanden auszustellen, der im selben Wahlbezirk gemeldet ist. Jeder Wähler darf nur eine Vollmacht bekommen. Nun mehren sich die Stimmen, die fordern, die Regelung zu erweitern: Zum Beispiel zwei Vollmachten pro Person zu erlauben, damit auch alle Menschen, die zur Risikogruppe gehören und sich deshalb nicht in das Wahllokal trauen, trotzdem die Möglichkeit wahrnehmen abzustimmen, und auch, um Menschenansammlungen in und vor den Wahllokalen zu vermeiden.

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