Grenzgängerberatungstag Grenzgängertag: Wenn jeder Fall ein Einzelfall ist

Saarbrücken · Lange muss die Frau nicht warten, bevor sie Platz am Stand der Arbeitsagentur nimmt und einen Berg an Papieren auf den Tisch legt. Wie die Rentenversicherung, das Finanzamt oder die Krankenkassen aus dem Saarland und Lothringen hat die Behörde ihre Experten zur Arbeitskammer geschickt, um beim jährlichen Grenzgängerberatungstag Pendlern der Großregion Rede und Antwort zu stehen.

Und Antworten erhofft sich die Besucherin gerade von den Arbeitsvermittlern. Von 2013 bis vor einem Monat arbeitete die Saarbrückerin in einer Übersetzungsabteilung der Europäischen Kommission in Luxemburg. Zuerst über eine Zeitarbeit, dann wurde sie dort angestellt, aber nicht verbeamtet. Jetzt lehnen beide Länder ab, ihr Arbeitslosengeld zu bezahlen. Deutschland, weil es eine Bestätigung aus Luxemburg braucht, dass die Frau dort beschäftigt war und somit überhaupt Ansprüche auf Arbeitslosengeld hat, die aufgrund ihres Grenzgänger-Status an ihrem Wohnort beziehbar wären. In Luxemburg gingen die Mitarbeiter des dortigen Arbeitsamts dennoch davon aus, dass im Fall der Saarbrückerin diese Ansprüche nicht bestehen, weil die Frau als Mitarbeiterin der EU-Kommission ihre Ansprüche in Brüssel geltend machen müsste.

Solche Zwickmühlen erleben Grenzgänger nicht selten. Und wenn fast jeder Fall ein Einzelfall ist, reicht meistens nicht die allgemeine Info-Hotline, um die Probleme zu regeln. Bei diesen kniffligen Situationen sind Fachleute gefragt. Aus diesem Grund veranstaltet die Arbeitskammer einmal im Jahr den Grenzgängerberatungstag. Die Idee: Den Pendlern über die Grenze der Möglichkeit geben, sich kostenlos von den jeweiligen Experten der Behörden beraten zu lassen. Und zwar an einem gleichen Tag, statt sich von einer Hotline-Warteschleife zur nächsten zu hangeln. „Grenzgänger finden an diesem Tag bei uns ein umfassendes und vernetztes Angebot zu ihren speziellen Fragen, denn oft ergibt die eine Auskunft eine Frage bei einem anderen Träger“, erläutert Egbert Ulrich für die Arbeitskammer das Ziel.

„Heute waren auch Leute da, die Geld aus Deutschland beziehen und sich überlegen, nach Frankreich zu ziehen. Sie wollten sich genau über die steuerlichen Bedingungen erkundigen“, erzählen die Mitarbeiter am Stand des Finanzamtes. Dazu kommen noch Fragen zu Steuerklassen und spezielle Fälle zum Beispiel von Arbeitnehmern mit zwei Arbeitsstellen. Den größten Aufklärungsbedarf gebe es bei Leiharbeitern. „Da greifen die einfachen Regeln nicht.“ Auch zum Stand des Komitees zur Verteidigung der Grenzgänger aus dem Département Moselle kommen Leiharbeiter. „Im Grenzraum haben sie oft schlechte Karten, weil oft von beiden Seiten vorauskassiert wird und sie brauchen manchmal bis zu einem Jahr, um das Geld erstattet zu bekommen“, berichtet Kommittee-Vorsitzender Arsène Schmitt.

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