Bure Wird Nuklearabfall auf Steinzeit- Anlage begraben ?

Bure · Archäologen warnen vor dem Bauprojekt im lothringischen Bure. Dadurch könnten bedeutende Funde zerstört werden. Eine Online-Petition läuft.

 Archäologen wollen auf der Fläche in Bure graben, wo das Atommüllendlager errichtet werden soll. Sie vermuten dort Steinzeit-Relikte.

Archäologen wollen auf der Fläche in Bure graben, wo das Atommüllendlager errichtet werden soll. Sie vermuten dort Steinzeit-Relikte.

Foto: Iris Maria Maurer

Bisher protestierten in erster Linie Umweltschützer gegen das geplante Atommüllendlager im lothringischen Bure. Jetzt schlagen auch die Archäologen Alarm. Die Forscher des staatlichen Archäologiedienstes INRAP hatten bereits im Jahr 2016 das 300 Hektar große Gelände, wie es in Frankreich im Vorfeld von Bauprojekten üblich ist, auf Bodendenkmäler hin erkundet. Dabei stießen sie nach eigenen Angaben eine sensationelle Stätte von 35 Hektar Größe aus der Jungsteinzeit. Den Behörden werfen die Archäologen nun vor, dass man sie nur ein Viertel der Fläche und nicht wie erforderlich, die gesamte Stätte grundlegend untersuchen lassen will, bevor diese zerstört werde. In einer Petition an das Kulturministerium auf der Internetplattform fordern vier Forscher, das man die Archäologen ihre Arbeit machen lässt und weisen auf die große Bedeutung der Fundstätte hin.

Die Petition, die am vorigen Dienstag auf der Internetplattform Change.org gestartet wurde, hatte am 17. Juli bereits über 1000 Unterstützer. Nicht nur von ihrer Größe, auch von ihrer ihrer Lage auf einer Hochebene her sei die Anlage ohnegleichen im gesamten Pariser Becken und darüber hinaus, so die Forscher. Selbst in Deutschland und Belgien gäbe es abgesehen vom Jungsteinzeit-Grabungsgebiet Michelsberg kaum Stätten, die die Ausmaße von der bei Bure erreichten. Die regionalen Bodendenkmalbehörden haben die Archäologen auf ihrer Seite. „Die Anlage von Bure-Saudron bietet die bisher erste und wahrscheinlich einzige Gelegenheit, eine sehr große Anlage auf einer Hochebene vollständig zu untersuchen“, empfahl etwa der archäologische Dienst der Region Grand Est SRA, wie es in der Petition heißt. Die Experten der regionalen Außenstelle des Kulturministeriums hingegen, halte dies für „exzessiv“ und wolle die Grabungen begrenzen. Damit würde man Zeit sparen. Die Forscher aber sehen darin eine Gefahr, dass ihnen wichtige Funde entgehen könnten, die notwendig wären, um die Bedeutung und Nutzung der gesamten Anlage interpretieren zu können. Die staatliche Behörde für die Entsorgung von Atommüll, Andra, die das Endlager in Bure plant, hat laut Zeitung „Le Républicain Lorrain“ inzwischen mitteilen lassen, dass sie sich in die Entscheidung über den Umfang der Grabungen völlig heraushalte. Denn dies sei allein Sache der Regionaldirektion des Kulturministeriums (DRAC).

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