Umfrage in Saargemünd „Saarbrücken ist nicht das Ausland“
Saargemünd · Ob zur Arbeit oder zum Einkaufen, täglich sind viele französische Grenzgänger im Saarland unterwegs. Doch wie blicken diese Menschen auf unser Bundesland, was gefällt ihnen besonders gut und wo sehen sie Verbesserungsmöglichkeiten?
„Ich fahre mindestens einmal die Woche nach Saarbrücken“, erzählt Michel S. (59). „Es hat im Gegensatz zu Saargemünd einfach mehr zu bieten. Das gilt für Geschäfte, Bars und Clubs. Vor Corona bin ich sogar öfters nach Saarbrücken. Und früher hat es sich zum Feiern auch immer gelohnt.“ Die Kommunikation sei das Einzige, was verbessert werden könne: „Manchmal gibt es Sprachprobleme, aber die sind nicht gravierend. Saarbrücken wirkt aufgeräumter als manch andere französische Großstadt. Es ist einfach angenehm dort.“
Lucie M. (39) sieht das Thema Kommunikation ähnlich. „Mit dem Patois können wir uns sehr gut verständigen“, sagt sie. „Saarbrücken ist quasi wie eine französische Nachbarstadt. Die nächsten Großstädte wären Metz oder Nancy – aber es ist leichter, nach Saarbrücken zu fahren. Vor Corona bin ich ganz oft mit dem Fahrrad rüber. Oft, um einfach nur was trinken zu gehen. Ich habe auch viele Bekannte, die in Frankreich leben und in Deutschland arbeiten.“ Eine Sache jedoch falle ihr bei Besuchen in Saarbrücken immer wieder auf: „Manchmal hat man den Eindruck, die Saarbrücker geben sich nicht so viel Mühe, französisch zu sprechen. Man merkt, dass sie alles verstehen – aber sie antworten trotzdem auf Deutsch.“
Simone Heinrich betreibt ein Bekleidungsgeschäft in der Grenzstadt. Sie sieht das Thema Sprache und Kommunikation anders: „Die deutschen Einzelhändler sprechen gut französisch. Sie wissen um die Bedeutung der französischen Kunden und sprechen gerne die Nachbarsprache.“ Besonders in Bezug auf begehrte Produkte wie Zigaretten lohne sich das Geschäft: „Gerade die Kleinunternehmer profitieren davon, dass viele Franzosen aus der Grenzregion ihre Zigaretten in Deutschland kaufen. Saarbrücken ist für uns Grenzgänger nicht das Ausland, genauso wenig wie Luxemburg.“
Carole Kilbourg arbeitet in der Tourist-Information von Sarreguemines. „Saarbrücken ist das Ausland – und auch wieder nicht“, sagt sie. Das werde unterschiedlich wahrgenommen – je nachdem, wer das Büro betrete: „Touristen hier aus der Region haben verinnerlicht, dass es keine Grenzen hier gibt. Besucher aus anderen Gegenden aber sind immer wieder überrascht, wie leicht es ist, über die Grenze zu kommen.“ Da sei es dann doch etwas Besonderes, mal eben nach Deutschland zu fahren. „Die Anbindung mit der Straßenbahn ist natürlich sehr praktisch. Wir empfehlen Saarbrücken den Touristen hier immer gerne – weil es viel zu bieten hat, sowohl kulturell als auch zum Bummeln.“
Pierre Staub (70) lebt seit 30 Jahren in Saargemünd. „Irgendwann kennt man Saarbrücken genauso gut wie die eigene Stadt“, erzählt der Rentner. „Saargemünd fühlt sich an wie ein Vorort von Saarbrücken, auch wenn theoretisch eine Grenze dazwischen liegt. Da ist die Ruhe der Kleinstadt, aber es gibt eine Großstadt direkt vor der Haustür. Ich denke, dass wir hier wirklich das Beste von beidem haben. Da ist man doch froh, dass Europa die Grenzen abgeschafft hat.“