57-Jähriger aus Grand Est im indonesischen Todestrakt Seit 14 Jahren zum Tode verurteilt – eine Lothringerin schildert den Kampf um das Leben ihres Mannes

Metz · Der 10. Oktober ist der internationale Tag gegen die Todesstrafe. Was dieses Urteil wirklich bedeutet, weiß die Lothringerin Sabine Atlaoui. Ihr Mann Serge sitzt seit 16 Jahren in einem indonesischen Gefängnis und wurde zum Tode verurteilt. Der SZ berichtet Atlaoui von einem Leben zwischen Bangen und Hoffen.

 Serge Atlaoui auf dem Weg vom Gericht, wo er 2015 Rechtsmittel gegen seine Todesstrafe einlegte, zurück in den Todestrakt.

Serge Atlaoui auf dem Weg vom Gericht, wo er 2015 Rechtsmittel gegen seine Todesstrafe einlegte, zurück in den Todestrakt.

Foto: imago/Xinhua/imago stock

Der Tag, an dem sich 2005 das Leben von Sabine Atlaoui für immer veränderte, hatte ganz normal angefangen. Nach ihrer Schicht als Putzfrau in einem Hotel kommt sie müde nach Hause in einem Dorf in der Nähe von Metz. Nachrichten schaut sie tagsüber nicht. Sie will sich mit einer Freundin treffen, die ein paar Häuser weiter wohnt. Diese Freundin schaut aber tagsüber Nachrichten und empfängt Sabine Atlaoui mit einem entgeisterten Gesicht. „Durch sie habe ich eigentlich erfahren, was los war. Sie wusste es vor mir“, erzählt sie. Was die Freundin – und alle Franzosen, die an diesem Novembertag tagsüber Nachrichten geschaut haben – vor Sabine Atlaoui wissen: Ihr Lebensgefährte Serge wurde in Indonesien wegen Drogenhandels festgenommen. „Ich konnte es nicht glauben, es fühlte sich alles so irreal an“, sagt sie. Dann habe die Freundin den Fernseher angemacht und Atlaoui konnte diese Bilder sehen: Ihr Mann, mit dem Rücken an einer weißen Wand sitzend, mit rund zehn anderen Gefangenen, mit Handschellen aneinander gekettet sind. Um sie herum schwerbewaffnete Polizisten einer indonesischen Sondereinheit. „Ich kann mich nicht mehr genau an diesen Moment erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich mich auf das Sofa setzen musste, es fühlte sich so an, als ob meine Beine zusammenbrechen würden. Dann habe ich direkt an die Kinder gedacht, was ist, wenn sie das sehen“, erzählt sie.