O là là, très charmant. Mit einem galanten Handkuss empfängt ein Franzose seine Bekannte auf der Rosselbrücke. Auch die anderen Gäste begrüßen sich freundlich. Man kennt und schätzt sich. "Ça va?", fragen die Kleinrosseler. "Wie geht's?", antworten die deutschen Freunde . Und dann geht auch schon die Post ab: Gemeinsam mit den Gardemädchen des Karnevalvereins Doll Doll startet der Musikverein Rheingold zum Defilee durch die Bahnhofstraße. Auf der Brücke übernehmen die Kollegen aus Petite Rosselle das Zepter, jetzt sorgen die Musique municipale und die Majorettes für Stimmung.

Mit viel Tamtam startet am Samstagnachmittag die 35. Auflage des von der Arbeitsgemeinschaft der Vereine des Gemeindebezirks Großrosseln (AVG) veranstalteten Dorffestes. Traditionell mit von der Partie: Die feierfreudigen Freunde aus dem Nachbarort. In Petite Rosselle kümmert sich das Office Municipal des Sports et de la Culture (OMSC) um die Organisation. "Wir sind alle Rossler", ruft AVG-Chef Jörg Steuer den deutschen und französischen Gästen zu. Nach dem Fassanstich durch die Bürgermeister füllt sich die Festmeile schnell.

"Lauter feine Sache gibt's hier. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll", freut sich ein hungriger Besucher. Neben Lyonerpfanne und Schwenker sind auf deutscher Seite Flammkuchen, Crêpes und Merguez im Angebot. In Petite-Rosselle stehen Muscheln auf der Speisekarte.

Bei den Umweltschützern der "Association de la Défence de l'Environnement" (ADEPRA) gehen die "Krumbere Kichele" weg wie warme Semmeln. "Alles frisch!", versichert Schriftführerin Arlette Schaffrath. Und fast alles Handarbeit. Lediglich beim Rappen der Kartoffeln setzt man auf maschinelle Unterstützung. Die Aufgaben im 23-köpfigen Team sind klar verteilt: Einige Frauen schälen Kartoffeln , eine Männer-Gruppe zerkleinert Petersilie und Zwiebeln , die Jugend kümmert sich um den Verkauf. Präsident Gérard Aubertin packt ebenfalls kräftig mit an. Aus 30-jähriger Dorffest-Erfahrung weiß er, welche Mengen an den beiden Tagen verarbeitet werden: 400 Kilo Kartoffeln , 20 Kilo Lauch , sieben Kilo Petersilie , 20 Kilo Zwiebeln .

Nachdem der Hunger gestillt ist, drehen die Besucher noch mal eine Runde übers Fest. Auf den Parkplätzen der neuen Geschäfte in der Bahnhofstraße stehen Sitzbänke und Getränkestände. Die Gäste plaudern entspannt, und auch dem Nachwuchs wird nicht langweilig. Die Kinder drehen eine Runde auf dem Karussell, lassen sich schminken oder angeln Entchen aus dem Pool. "Bisher keine Zwischenfälle", vermeldet die Polizei kurz nach der Eröffnung - was sich in der Nacht allerdings ändern sollte (siehe Artikel unten links). Traditionell gehen deutsche und französische Polizisten gemeinsam Streife. Die Kommunikation ist kein Problem, ein französischer Kollege spricht Deutsch. Die Besucher verstehen sich ebenfalls prima.

Seit einem halben Jahrhundert pflegen die beiden Orte ihre Freundschaft: 2016 wird das 50-jährige Jubiläum der Jumelage zwischen Großrosseln und Petite Rosselle gefeiert.