Jeder sechste ohne Beschäftigung Die Jugend in Moselle ist durchschnittlich stärker von Armut bedroht als im Rest Frankreichs

Saint-Avold/Forbach/Metz · Fast ein Viertel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die im angrenzenden Département Moselle leben, sind von Armut bedroht. Prekär ist die Lage vor allem für junge Menschen in zwei grenznahen Städten zum Saarland.

Jugend in Moselle in Frankreich stärker von Armut betroffen
Foto: dpa/Peter Steffen

Im Département Moselle ist jeder sechste Jugendliche und junge Erwachsene ohne Arbeit, Ausbildungs- oder Studienplatz und jeder zehnte hat keinen oder nur einen geringen Abschluss. Mehr als die Hälfte lebt bei den Eltern und jeder zehnte bei Eltern ohne Arbeit. Das geht aus einer Studie der französischen Statistikbehörde Insee hervor. In dem französischen Département, das direkt ans Saarland grenzt, leben rund 175 500 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 29 Jahren, was knapp 17 Prozent der Bevölkerung des Départements entspricht. Die Studie stützt sich größtenteils auf Daten aus dem Jahr 2018, eventuelle Auswirkungen der Pandemie sind noch nicht vollständig erfasst.

Dabei zeichnet sich im Département Moselle kein einheitliches Bild. Im Metzer Raum leben die wenigsten jungen Menschen im Haushalt der Eltern (47 Prozent), im Raum Saint-Avold und Forbach ist ihr Anteil am größten (63 Prozent) – hier wohnt auch jeder sechste Jugendliche oder junger Erwachsener bei Eltern ohne Arbeit, im übrigen Département ist es nur jeder zehnte.

Jugendarbeitslosigkeit im Département Moselle höher als im Rest Frankreichs

In den beiden grenznahen Städten ist die Jugendarbeitslosigkeit erhöht. Einer der Gründe: 2018 haben zehn Prozent der jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren einen geringen oder keinen Schulabschluss – also höchstes einen Collège-Abschluss, was der deutschen Sekundarstufe 1 entspricht –, und sind auch nicht an einer Bildungseinrichtung eingeschrieben. Knapp ein Viertel (23 Prozent) geht weder einer Arbeit noch einer Ausbildung oder einem Studium nach. Damit liegt der Raum Saint-Avold/Forbach deutlich über dem frankreichweiten Durchschnitt von etwa einem Sechstel (15 Prozent). Für die Region Grand Est, zu der das Département Moselle gehört, liegt die Quote bei knapp 17 Prozent.

Sozialleistungen machen mehr als neun Prozent des verfügbaren Einkommens junger Menschen im Département Moselle aus. Ein Viertel der jungen Haushalte – Haushalte, in denen Steuerpflichtige unter 30 sind –, sind armutsgefährdet. Die Quote für die Gesamtbevölkerung von Moselle berägt 15 Prozent. Die meisten jungen armutsgefährdeten Haushalte wurden im Raum Forbach-Saint-Avold, im Metzer Raum und im Raum Thionville (29, 26 und 24 Prozent) ermittelt; die wenigsten in Sarrebourg und Château-Salins (18 Prozent). Insgesamt wurden im Département 32 200 junge Haushalte mit 56 800 Personen erfasst.

In Deutschland waren nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung 2018 rund 20 Prozent der jungen Erwachsenen armutsgefährdet – allerdings bezogen auf junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren. Die Schwelle für Armutsgefährdung für Alleinlebende lag bei 1136 Euro im Monat (Destatis), in Frankreich im Vergleichsjahr bei 1036 Euro (Insee).

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