In der Saargemünder Patisserie von Franck Kestener entstehen Süßwaren von Weltrang

Saargemünd · Das Saarland ist kein reiches Bundesland, aber auch hier wird Luxus geschaffen: von Toptechnikern, Spitzenhandwerkern und Genusskünstlern. Wir stellen einige von ihnen und ihre Produkte in loser Folge vor: heute die Chocolaterie Franck Kestener, wo der Weltmeister höchstpersönlich am Werk ist.

 Chocolatier Robert Kestener denkt auch mit 70 Jahren nicht ans Aufhören. Fotos: Iris Maurer

Chocolatier Robert Kestener denkt auch mit 70 Jahren nicht ans Aufhören. Fotos: Iris Maurer

 Die Törtchen tragen Namen wie „Love me“ oder „Angelina“.

Die Törtchen tragen Namen wie „Love me“ oder „Angelina“.

Foto: Iris Maurer

Robert Kestener packt noch immer mit an. Selbst nach 55 Jahren im Geschäft denkt der Chocolatier und Konditormeister nicht ans Aufhören. Sein Sohn Franck Kestener, nach dem der Familienbetrieb benannt ist, beliefert den Laden in der Saarbrücker Betzenstraße jeden Morgen mit frischer Ware aus Saargemünd. Dort, im Hauptsitz der Konfiserie, entstehen die süßen Köstlichkeiten. Nur an zwei weiteren Standorten gibt es sie zu kaufen: in Paris und in Saarbrücken.

Ob Torten, Tartelettes, Pralinés oder Schokoladentafeln: Das Team um Franck Kestener kreiert, was das Feinschmeckerherz begehrt. Exotische Füllungen wie Erdbeercreme mit Basilikum sind keine Seltenheit. Zum Einstieg empfiehlt der Gourmet die in Frankreich beliebten Macarons. Sechs Mandeltörtchen sind für acht Euro zu haben.

Der Laden ist lichtdurchflutet, das Mobiliar in Schwarz und Weiß gehalten. Die Glasvitrinen erinnern an eine Kunstgalerie. Es ist ein kalorienreiches Farbenspiel, das zum Verweilen einlädt. Ist das nicht zu schade, um einfach so verzehrt zu werden? Vater Kestener lacht. "Natürlich ist es das."

Den Traditionsbetrieb führt sein Sohn Franck bereits in fünfter Generation. Begonnen hat alles 1936 im kleinen Örtchen Montbronn im Departement Moselle. "Ich bin da so reingefallen", sagt der mittlerweile 70-jährige Robert Kestener, dessen Eltern damals eine Bäckerei betrieben. Erst habe er sich zum Konditor ausbilden lassen und sich dann an der ehemaligen Schokoladenschule COBA in Basel auf das Chocolatier-Handwerk spezialisiert. Seit 1998 sind die Kesteners in Saargemünd. Sehr früh erlernte Sohn Franck die hohe Kunst der Patisserie.

Bereits vor elf Jahren erhielt der 38-Jährige den Titel des "Meilleur Ouvrier de la France" als bester Handwerker in seinem Fach. Heute prangt die Bezeichnung "Pâtisserie-Weltmeister" auf seinem Ladenschild. Bei der Konditoren-Weltmeisterschaft im US-Bundesstaat Arizona im Jahre 2006 hatte sich seine Equipe gegen zwölf Teams durchgesetzt.

Die Konfiserie Franck Kestener ist auch heute noch der Inbegriff eines Familienunternehmens. Mutter Janine wirkt seit vielen Jahren an den Kreationen mit. "Wir sind wie der Vater, der Sohn und der heilige Geist", sagt Vater Kestener und lacht. Fünfzehn Mitarbeiter sind es insgesamt, drei davon in Saarbrücken.

Einige Törtchen tragen Namen wie "Love me" oder "Angelina". Wer ein "Brin d'amour" ("ein bisschen Liebe") bestellt, erhält eine saftige Tartelette aus Mürbeteig mit Mandelcreme und roten Früchten. Knapp vier Euro kostet das Gebäck. "Unser Luxus liegt in der Verarbeitung", sagt Vater Kestener. "Eine Tafel Schokolade kann sich jeder mindestens einmal im Monat leisten." Das bedeutet konkret: 6,25 Euro für 75 Gramm Schokolade. Im Supermarkt seien die Produkte "billiger und süßer". Das liege daran, dass sie mehr Zucker enthielten und deshalb länger haltbar seien. Kesteners Süßwaren sind hingegen eher "für den sofortigen Verzehr". Auf Konservierungsstoffe werde grundsätzlich verzichtet, versichert er. Die Zutaten stammen aus Spanien und aus der französischen Provence. Sämtliche Füllungen wie Marzipan oder Nougat werden selbst gemischt. Knapp 86 Euro kostet ein Kilogramm der handgemachten Pralinés. Begehrt seien vor allem die "Perles de Lorraine", Pralinen mit Mirabellen- und Karamellfüllung. Um die Zukunft seiner Pralinen macht er sich keine Sorgen. "Das Geschäft in Saarbrücken läuft besser als in Paris", sagt er. Selbst in Japan gebe es für die Delikatessen Abnehmer.

Sein Sohn Franck gibt inzwischen Fachseminare in Chicago oder Rio de Janeiro. Dort vermittelt er das Wissen, das ihn der Vater einst gelehrt hat. Fürchtet er sich bei so viel Offenherzigkeit nicht vor der Konkurrenz? Kestener schüttelt den Kopf: "Man kann unsere Rezepte zwar kopieren, aber das Gefühl am Gaumen, das ist einmalig."

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