Breites Rahmenprogramm G7-Minister tagen in „Öko-Metropole“ Metz

Metz · In Lothringen treffen sich die Umweltminister der G7. Die Stadt bietet zum Gipfel ein buntes Programm. Aber auch Proteste sind geplant.

 Die Stadt Metz mausert sich zur grünen Metropole. Seit 2010 stellt die Kommune ihren Bürgern städtisches Land zur Verfügung, damit sie Biogemüse anpflanzen können. Der Lohn: Die Umweltminister der G7 kommen an diesem Wochenende in die lothringische Stadt.

Die Stadt Metz mausert sich zur grünen Metropole. Seit 2010 stellt die Kommune ihren Bürgern städtisches Land zur Verfügung, damit sie Biogemüse anpflanzen können. Der Lohn: Die Umweltminister der G7 kommen an diesem Wochenende in die lothringische Stadt.

Foto: Philippe Gisselbrecht/Ville de Metz/Philippe Gisselbrecht

In Metz stehen zurzeit alle Zeichen auf Grün. Denn am Samstag und Sonntag treffen sich in der lothringischen Nachbarstadt die Umweltminister der G7-Gruppe, der sieben wichtigsten Industrienationen der westlichen Welt. Die erhöhte Aufmerksamkeit durch diesen Gipfel wollen die Metzer nutzen, sich der Welt als vorbildliche und engagierte Umweltschutz-Hauptstadt zu präsentieren.

Während die Politiker unter strengster Sicherheitsabschirmung im Kongresszentrum Robert Schuman am Hauptbahnhof tagen, hat die Stadt ein breites Rahmenprogramm auf die Beine gestellt, das Bürgern und Umweltaktivisten Gelegenheit zum Austausch geben soll. So öffnet ab Freitag in den Jardins Jean-Marie Pelt (vormals Parc de la Seille) hinter dem Centre Pompidou ein mehrere Hektar großes „Öko-Bürgerdorf“ (Village écocitoyen). Hier werden bis Samstagnachmittag an die 100 Initiativen und Organisation an Ständen, in Vorträgen, Diskussionsrunden und mit Mitmachaktionen sich und ihre umwelt- und klimapolitische Arbeit vorstellen. Das Spektrum der hier vertretenen Gruppierungen reicht von Unicef und Oxfam über Stadtbauernhöfe, Lebensmittelretter bis hin zu Anti-AKW-Initiativen und Metzer Gelbwesten.

Während die Stadt das Ökodorf als eine Art Umweltfestival vorstellt, verstehen sich etliche der beteiligten Akteure selbst als eine Art Gegengipfel, als „Alter(native) G7“, der dem G7-Umweltministertreffen mehr als skeptisch gegenübersteht. Auch mehrere Demonstrationen stehen auf dem Programm. Los geht es Freitag. Da startet die Jugend um 14 Uhr am Ökodorf zu „Fridays for Future“. Am Samstag, 4. Mai, ab 13 Uhr beginnt an gleicher Stelle eine Critical Mass-Tour per Rad. Um 15 Uhr folgt der voraussichtlich größte Protestzug, der „Internationale Marsch für ökologische und soziale Gerechtigkeit“, an dem nicht nur „Fridays for Future Saarland“ laut Facebook-Seite mitgehen will. Für diesen Umzug unter dem Motto „Sie sind 7, wir sind 7 Milliarden“ haben auch die französische kommunistische Partei, der die Teilnahme am Ökodorf verwehrt wurde, „Extinction Rebellion“ und Antifa-Gruppen aus dem In- und Ausland mobilisiert. Befürchtungen, dass es bei dieser Demonstration heiß hergehen könnte, vernahm man von der Stadt aber bisher nicht.

Mit attraktiven Angeboten versucht sie, ihre Bürger schon seit einigen Wochen positiv auf den G7-Umweltgipfel einzustimmen. So lädt sie sie mit geführten G7-Stadtspaziergängen, Radtouren oder Linienbustouren zu umweltpolitisch interessanten Punkten im Stadtgebiet ein.

Dass die Metzer Stadtregierung da in den vergangen Jahren einiges mustergültig vorangebracht hat, bescheinigte ihr Frankreichs Umweltminister François de Rugy schon Ende Januar, als er die Moselstadt zur Gastgeberin des Umweltgipfels kürte. Drei Mitbewerber, darunter das für Umweltpolitik renommierte Straßburg, hatten damals das Nachsehen. Metz punktet für de Rugy vor allem durch seine Dynamik. So wird das 115 Kilometer lange städtische Fernwärmenetz, das 43 000 Metzer Haushalte versorgt, inzwischen zu 63 Prozent über erneuerbare Energien betrieben – und liegt damit sieben Prozentpunkte über dem französischen Durchschnitt. Über 200 Millionen Euro hat die Stadt in den vergangenen Jahren in energiepolitische Maßnahmen investiert und damit unter anderem eine Biogaszentrale, einen Windpark und eine Photovoltaik-Zentrale gebaut.

Mehr als 20 Millionen Euro haben die Metzer außerdem in die Wärmedämmung öffentlicher Gebäude gesteckt. Ihre zahlreichen Großanlagen pflegt die „grüne Stadt“, wie Metz auch genannt wird, schon seit Jahren, damit früher als die meisten, ohne jegliche Pestizide. Durch den Bau des Mettis, hybrid betriebener Busse, die mit straßenbahnähnlichem Komfort täglich 46 000 Menschen befördern, machte 2013 auch der öffentliche Personenverkehr einen gewaltigen Sprung nach vorn. Wer am Wochenende die Metzer Innenstadt und das Ökodorf besuchen möchte, sollte das Auto denn auch am besten spätestens am Stadtrand stehen lassen. Aus Sicherheitsgründen bleiben, wie die Stadt Metz mitteilt, etliche Parkhäuser im Stadtzentrum geschlossen, die Benutzung der Buslinien ist hingegen vom 3. bis 6. Mai gratis.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort