„Europäische König-Stanislaus-Straße“ Lunéville feiert seinen legendären Herzog

Lunéville · Die Stadt östlich von Nancy ehrt Stanislaus von Polen (1677-1766) mit einer europäischen Kultur-Straße.

  Die Gäste in Lunéville fühlten sich ins 18. Jahrhundert zurückversetzt: Der in Bexbach lebende Pole Willi Holewa (Bildmitte mit Hund) als König Stanislaus und die Barock-Gruppe „La Cour de Lunéville“ vor dem Schloss von Lunéville.

Die Gäste in Lunéville fühlten sich ins 18. Jahrhundert zurückversetzt: Der in Bexbach lebende Pole Willi Holewa (Bildmitte mit Hund) als König Stanislaus und die Barock-Gruppe „La Cour de Lunéville“ vor dem Schloss von Lunéville.

Foto: Manfred Voltmer

Das hätte dem 1766 im lothringischen Lunéville verstorbenen ehemaligen Polenkönig Stanislaus Leszczynski bestimmt gefallen: Am Wochenende feierte die Stadt östlich von Nancy den beim Volk beliebten Monarchen mit der Proklamation einer europäischen Kultur-Straße, die seinen Namen trägt. Sie reicht von Stockholm über die Saar-Pfalz-Region, weiter über Wissembourg, Lunéville/Nancy bis ins polnische Leszno, dem Sitz des polnischen Königshauses und weiter bis nach Lemberg, dem heutigen Liv in der Ukraine, wo Stanislaus geboren wurde. Überall dort hat er wichtige Spuren hinterlassen.

Repräsentanten mehrerer „Stanislaus-Städte“ unterzeichneten die Urkunden und versprachen feierlich, ihre Region durch unterschiedlichste Kultur- und Tourismus-Aktivitäten zu fördern. Und das im Sinne des ehemaligen Polen-Königs, der während seiner 30-jährigen Regentschaft als Herzog von Lothringen nach Historiker-Meinung bereits europäisch dachte und sozial und kulturell sowie vor allem wirtschaftlich markante Zeichen setzen konnte.

Darauf verwies etwa Adam Mytych aus dem polnischen Leszno, der mit 2000 Anreise-Kilometern den weitesten Weg nach Lunéville zurücklegte. Dort, wo das Königshaus einst residierte, verehre man Stanislaus noch heute über alle Maßen. Der Monarch habe als einer der ersten unter dem europäischen Adel Einrichtungen mit Modellcharakter für sozial Schwache und Behinderte gegründet.

Marie Viroux, Beigeordnete der Stadt Lunéville, erinnerte daran, dass Stanislaus Hunderte von polnischen Familien auf deren Wunsch nach Lothringen übersiedeln ließ, weil sie dort vom wirtschaftlichen Fortschritt der Region profitieren wollten – nicht nur durch die mehrjährigen Arbeiten an der berühmen „Place Stanislas“. Die Unseco hatte die monumentale Anlage bereits in den Anfangsjahren als „Weltkulturerbe“ klassifiziert.

Viroux lobte ausdrücklich die Initiative von Werner Euskirchen aus Zweibrücken, der Exil-Stadt des Ex-Polenkönigs, der hier für fünf Jahre politisches Asyl durch den Schwedenkönig Karl XII. erhalten hatte. Euskirchen habe sie vor vier Jahren mit seinem Engagement „angesteckt“, für eine „Europäische König-Stanislaus-Straße“ zu kämpfen. Mitstreiter fand er natürlich auch in seiner Heimatstadt. Der neu gekürte Zweibrücker Oberbürgermeister, Marold Wosnitza (SPD), bezeichnete diese Initiative als spannend und lobenswert auch deshalb, weil er der Überzeugung sei, dass das Projekt direkt von den beteiligten begeisterten Menschen komme und nicht von der Politik „verordnet“ sei.

Für den kurzfristig verhinderten saarländischen Landtags-Präsidenten Stefan Toscani, den ehemaligen Europa-Minister, sprach Volker Oberhausen, Vorsitzender des Europa-Ausschusses im Landtag. Gerade heute, da Europa durch Populisten in die Krise zu geraten drohe, seien Initiativen wie diese äußerst wichtig.

All diesen Lobes-Hymnen pflichtete König Stanislaus höchstpersönlich bei: Der in Bexbach lebende Pole Willi Holewa mimt seit mehreren Jahren stilgerecht den sympathischen Monarchen – diesmal eben in Lunéville. Als „Hofstaat“ nahm er kurzerhand das Orginal-Barock-Ensemble „La Cour de Lunéville“ an seine Seite.

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