Verlegung von Betroffenen in Nachbarländer Jetzt 757 Tote in Grand Est – Luftwaffe fliegt Patienten aus

Mulhouse/Saarbrücken/luxemburg · Rund einen Monat nach Ausbruch der Corona-Epidemie in der Grenzregion Grand Est sind dort 757 Menschen an den Folgen der Krankheit gestorben. Das teilte die regionale Gesundheitsbehörde ARS am Samstagabend mit.

Eingerechnet sind Patienten, die vor ihrem Tod positiv getestet wurden, sowie Menschen, von denen vermutet wird, dass ihr Tod im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion steht – die aber nicht getestet wurden. 3777 Patienten werden zurzeit in den Krankenhäusern der Region stationär behandelt, 786 von ihnen intensivmedizinisch. Derweil konnten bereits 1266 Menschen das Krankenhaus verlassen.

Nach wie vor bleibt die Situation in den Kliniken angespannt. Am schlimmsten trifft es das elsässische Mulhouse, das wegen eines einwöchigen Treffens einer freien Kirche zum Ansteckungsherd wurde. Laut einer Recherche des französischen Senders Radio France war am Ende der Woche die Mehrheit der rund 2500 Teilnehmer mit Corona infiziert. Seit zehn Tagen werden nun regelmäßig Beatmungspatienten aus Mulhouse innerhalb der Region, aber auch in andere französische Regionen und in Nachbarländer verlegt. Seit Freitag werden auch Patienten aus Lothringen evakuiert, damit dort die Intensivstationen nicht überlastet werden.

Auch Deutschland, Luxemburg und die Schweiz nehmen immer mehr französische Patienten auf. Allein am Samstag wurden 16 Corona-Kranke in die Schweiz und nach Deutschland gebracht. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) vereinbarte am Wochenende mit ihrer französischen Amtskollegin Florence Parly, dass die Luftwaffe schwerkranke Patienten aus Frankreich in die fünf Bundeswehr-Krankenhäuser fliegt. „Wir stehen unseren französischen Freunden bei“, schrieb Kramp-Karrenbauer auf Twitter. Die Luxembourg Air Rescue (LAR) hilft ebenfalls mit einem Ambulenzjet und zwei Hubschraubern. Unter anderem haben die Luxemburger Patienten aus Ost-Frankreich nach Hamburg geflogen. „In der Luftrettung gibt es für die LAR seit langem keine politischen Grenzen mehr“, erklärte LAR-Präsident René Closter. Die Notfallversorgung durch die beiden in Luxemburg-Stadt und Ettelbrück stationierten Hubschrauber sei dadurch nicht in Frage gestellt, betonte Closter. LAR-Helikopter fliegen sonst auch zu Rettungseinsätzen ins Saarland und die Südeifel. Jean Rottner, Präsident des Regionalrats von Grand Est, bezeichnete die Hilfe aus Deutschland, die Schweiz und Luxemburg als „einzigartig und außergewöhnlich“.

Im Saarland wurden bisher elf Kranke aufgenommen. In der Uniklinik in Homburg werden fünf von ihnen behandelt, drei weitere wurden ins Winterberg-Klinikum gebracht und weitere drei in die SHG-Kliniken nach Völklingen. „Wir haben uns gern in die Pflicht nehmen lassen“, betonten der Leiter der Intensivstation in Völklingen, Dr. Axel Tost, und der Ärztliche Direktor, Professor Dr. Harald Schäfer. „Allein schon wegen der schwerkranken Menschen, denen wir so gut wie möglich helfen wollen. Aber auch als Zeichen unserer deutsch-französischen Freundschaft.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort