Das deutsch-französische Verhältnis in der Pandemie „Dagegen gibt es keinen Impfstoff“ – welche Nachwirkungen nach der Corona-bedingten Grenzschließung bleiben

Serie | Metz · Die Union Stiftung blickt in einem Buch auf die pandemiebedingte Grenzschließung zurück und darauf, was dies mit dem deutsch-französischen Verhältnis machte. Auch die SZ steuerte einen Beitrag bei, den wir in drei Auszügen veröffentlichen. Letzter Teil: Die gesellschaftliche Nachwirkung.

 Die drastischen Einschränkungen an der Grenze empfanden vor allem berufliche Pendler als diskriminierend.

Die drastischen Einschränkungen an der Grenze empfanden vor allem berufliche Pendler als diskriminierend.

Foto: BeckerBredel

Über Absichtserklärungen hinaus zeigte sich während dieser Zeit im Saarland tatsächlich ein großes Maß an Solidarität mit den Nachbarn, als die hiesigen Krankenhäuser lothringische Covid-19-Kranke aufnahmen. Französische Beatmungspatienten und -patientinnen, die per Hubschrauber nach Homburg und Saarbrücken verlegt wurden, das sind Bilder für die Geschichtsbücher. Was vielleicht nicht in die Geschichte eingehen wird, ist die seltsame Stimmung, welche die Schlagbäume an der Grenze hinterlassen haben. Sie beruht auf den Erfahrungen einzelner, prägt aber viele. Da ist der französische Mitarbeiter, der seit Jahren bei einem Zulieferer der Automobil-Industrie beschäftigt ist und auf einmal sein Mittagessen nicht mehr in den gemeinsamen Kühlschrank stellen durfte. Die Krankenpflegerin, die über das ganze Jahr hinweg saarländische Patienten und Patientinnen in einer Klinik versorgt und von einem Tag zum anderen eine halbe Stunde länger braucht, um zur Arbeit zu fahren, weil der Grenzübergang gesperrt ist. Der Leichenwagen, der für eine Einäscherung ins Saarland fahren sollte und an der Grenze abgewiesen wurde. Das sind die „bedauerlichen Einzelfälle“, wie die Politik sie nennt.