Die schönsten Dörfer in Grand Est Das „Lieblingsdorf“ der Franzosen und seine düstere Geschichte - auch für Saarländer eine Reise wert

Bergheim · Seit zehn Jahren küren die Franzosen in der Fernseh-Show „Le village préféré des Français“ (deutsch: „das Lieblingsdorf der Franzosen“) die schönsten Dörfer des Landes. Aus der Region Grand Est haben es schon einige Kommunen auf die besten Plätze geschafft. Sieger in diesem Jahr ist Bergheim.

 Das Dorf Bergheim liegt an der Elsässer Weinstraße und ist für seine Fachwerkhäuser und seine gut erhaltene Stadtmauer bekannt.

Das Dorf Bergheim liegt an der Elsässer Weinstraße und ist für seine Fachwerkhäuser und seine gut erhaltene Stadtmauer bekannt.

Foto: Getty Images/istock/aluxum

Idyllisch gelegen an der Elsässer Weinstraße hat Bergheim alles von einem Postkartenmotiv. Mit seinem gemütlichen Charme, seinen typischen Fachwerkhäusern und seinen verwinkelten Gassen wurde das elsässische Dorf in diesem Sommer in einer Fernsehshow zum „Lieblingsdorf der Franzosen“ gekürt. Das dürfte ihm wie den Gewinner-Kommunen in den vergangenen zehn Jahren einige Touristenbusse bescheren. Doch auch für Saarländer lohnt sich ein Abstecher nach Bergheim, das knapp zwei Stunden Autofahrt von Saarbrücken entfernt liegt.

Bereits die Urmenschen schienen es sich auf diesem Gebiet gemütlich gemacht zu haben, wie prähistorische Überbleibsel aus der Jungsteinzeit zeugen, die 2012 von Archäologen zu Tage befördert wurden. Später ließen sich auch die Römer hier nieder – die ersten Mosaiken aus dieser Zeit wurden 1848 entdeckt, 2006 folgten weitere. Eine bewegte Geschichte durchlebte Bergheim vor allem im Mittelalter und in der Renaissance – leider nicht immer im positiven Sinne. Das Dorf wurde zum Schauplatz von rund 40 Prozessen wegen Hexerei, bei denen dutzende junge Frauen zur Verbrennung verurteilt wurden. Einblicke und eine geschichtliche Einordnung zu diesen Gräueltaten bekommen Besucher heute im sogenannten „Hexenhaus“ (geöffnet von Juli bis Oktober).

Weniger furchteinflößend und dennoch beeindruckend ist die doppelte Stadtmauer mit ihren vielen Wachtürmen, die Bergheim umschließt. Sie ist in der Region eine der wenigen, die im Laufe der Jahrhunderte vollständig erhalten geblieben sind. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die alte Synagoge, die Sonnenuhr in der Grand Rue und eine beeindruckende Linde, von der gesagt wird, dass sie bereits vor 1300 gepflanzt wurde und somit der älteste Baum im ganzen Elsass ist. Besonders beliebt bei den Besuchern sind die „Winstubs“, in denen edle Tropfen aus der Region ausgeschenkt, aber auch das eine oder andere elsässische Gericht wie Sauerkraut oder Baeckaoffa (Dreierlei Fleischgericht aus Rind-, Lamm- und Schweinefleisch) serviert werden. Im Sommer finden Veranstaltungen statt, bei denen zum Beispiel elsässische Tänze in Trachtkostümen vorgeführt werden.

Rund 2000 Menschen leben heute in Bergheim, das bei erfahrenen Elsass-Urlaubern bereits länger als Geheimtipp gilt, bisher aber öfter im Schatten der bekannteren Nachbargemeinde Riquewihr lag.

 In Bergheim befinden sich einige „Winstubs“, in denen die Besucher edle Tropfen aus der Region und elsässische Spezialitäten genießen können.

In Bergheim befinden sich einige „Winstubs“, in denen die Besucher edle Tropfen aus der Region und elsässische Spezialitäten genießen können.

Foto: Getty Images/istock/aluxum

Mit dem Gewinn der Sommer-Fernsehshow dürfte sich das nun ändern – zur Freude von Bürgermeisterin Elisabeth Schneider. „Wir sind als Dorfgemeinschaft besonders stolz darauf, diesen Titel zu bekommen“, sagte sie bei der Verleihung und hofft nun, dass die neue Auszeichnung den Tourismus in ihrer Kommune ankurbeln wird. Mit Bergheim ist es schon das vierte Mal, dass der Gewinner im Elsass liegt. Davor hatten sich bereits Eguisheim (2013), Kaysersberg (2017) und Hunspach (2020) den Titel gesichert.

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