Verkehrssicherheit in Frankreich „Missverständnis mit kleinen roten Männchen“: Auch Metz testet gelbe Ampel für Fußgänger

Metz/Paris · In Frankreich sieht man rote Fußgängerampeln vielerorts locker – Fußgänger huschen trotzdem über die Straße. Ein echtes Problem, wie die die Verkehrswacht findet. Abhilfe schaffen soll jetzt ein Test von Fußgängerampeln mit Gelbphase. Auch drei Städte in Grand Est machen mit.

 Ziel des zweijährigen Versuches sei es, die Sicherheit von Fußgängern zu erhöhen.

Ziel des zweijährigen Versuches sei es, die Sicherheit von Fußgängern zu erhöhen.

Foto: dpa/Michael Evers

In Frankreich achten viele Fußgänger nicht groß auf rote Ampeln. Für mehr Sicherheit werden in sieben Städten jetzt Fußgängerampeln mit Gelbphase getestet – auch in der direkt ans Saarland grenzenden Region Grand Est, wo Metz, Nancy und Straßburg bei dem Test mitmachen. Ausgewählt sind einzelne Kreuzungen. In Metz in der rue François Mitterrand (zwischen Centre Pompidou und Einkaufszentrum Muse) und auf dem Boulevard de la Solidarité im Viertel Borny, in Nancy zweimal in der Rue Raymond Poincaré, und in Straßburg in der Route de l'Hôpital, der Allée de la Robertsau und der Avenue du Rhin. Wird es gelb, sollen Fußgänger nicht mehr loslaufen, die Straße aber noch überqueren dürfen, wenn sie schon unterwegs sind, hieß es in einer Ankündigung im Amtsblatt.

Ziel des zweijährigen Versuches sei es, die Sicherheit von Fußgängern zu erhöhen. Diese sollten zu einer stärkeren Beachtung des Rotlichtes gebracht werden. Autofahrer sollten die sogenannte Räumzeit besser verstehen. Das ist der Zeitraum, in dem die Fußgängerampel schon auf Rot zeigt, aber noch Fußgänger über die Straße laufen. Getestet werden die Ampeln mit Gelbphase außerdem noch in Nantes, Nizza, Toulouse und Versailles.

Verkehrswacht: Franzosen haben Verhaltensproblem mit roter Fußgängerampel

Mehr Sicherheit sei dringend nötig für Fußgänger, berichtete die Zeitung „Le Figaro“. 2022 machten sie 15 Prozent der Verkehrstoten aus. 484 Fußgänger seien von Autos tödlich erfasst worden. Was das Rotlicht an Fußgängerampeln angeht, hätten die Franzosen ein Verhaltensproblem, sagte die Chefin der französischen Verkehrswacht, Anne Lavaud, dem Sender France Info. „Ja, es gibt ein Problem mit dem Verhalten, aber nicht mit der Kenntnis der Regeln. Das verschlimmert sich immer mehr“, meinte Lavaud. „Eine Studie, die wir kürzlich durchgeführt haben, zeigt, dass die Franzosen es nicht mögen, anhalten zu müssen.“ Die Menschen meinten, sie könnten selber gucken, wie sie am schnellsten vorwärtskommen.

„Es gibt ein Missverständnis mit dem kleinen roten Männchen“, meinte die Verkehrswacht-Chefin. „Die Zeit, in der alles rot ist, schafft eine Konfliktzone.“ Wenn die Fußgängerampel gerade auf rot gesprungen sei, meinten Auto- und Zweiräderfahrer, losfahren zu können, obwohl ihre Ampel noch rot zeigt. Die Tests mit dem Gelblicht hält die Verkehrswacht für sinnvoll, zu 40 Prozent aller tödlichen Fußgängerunfälle nämlich käme es auf Überwegen.

In Deutschland gibt es Fußgängerampeln mit Gelbphase nur in Düsseldorf. Hier wurde das Gelblicht 1953 als Modellversuch getestet und seitdem beibehalten. Um die Menschen in Frankreich zu mehr Geduld an roten Fußgängerampeln zu bringen, experimentieren einige Städte wie Neuilly-sur-Seine mit einer Ampel mit Sekunden-Countdown bis es wieder grün wird.

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