Asbest soll im Naturpark lagern

Niederbronn-les-Bains · Nach dem geplanten Atom-Endlager in Bure folgt im Osten Frankreichs das nächste Projekt, das Anwohner und Politiker auf die Palme bringt. In der kleinen elsässischen Gemeinde Niederbronn-les-Bains in den Nordvogesen sollen 150 000 Tonnen Asbest gelagert werden.

 Lange Zeit war Asbest ein beliebter Baustoff. Seit 1970 wird die Asbestfaser jedoch offiziell als krebserzeugend eingestuft. Daher dürfen etwa auf Dächern verwendete Asbestplatten heutzutage nur von Spezialfirmen entsorgt werden. Foto: Bernd W¸stneck/lmv

Lange Zeit war Asbest ein beliebter Baustoff. Seit 1970 wird die Asbestfaser jedoch offiziell als krebserzeugend eingestuft. Daher dürfen etwa auf Dächern verwendete Asbestplatten heutzutage nur von Spezialfirmen entsorgt werden. Foto: Bernd W¸stneck/lmv

Foto: Bernd W¸stneck/lmv

Im Naturpark der Nordvogesen, rund 70 Kilometer von Saarbrücken entfernt, liegt Niederbronn-les-Bains . Touristen besuchen die 4300-Seelen-Gemeinde vor allem für einen Kuraufenthalt oder um die Natur zu genießen. Doch das neueste Projekt eines Bauunternehmens könnte bald einige Touristen abschrecken. Denn nur zwei Kilometer von der Innenstadt und ihren Fachwerkhäusern entfernt soll im Gewerbepark Sandholz ein Asbest-Lager entstehen.

Die Baufirma Sotravest hat bei der Präfektur einen entsprechenden Antrag gestellt. So könnte das Unternehmen, das vor allem im Département Bas-Rhin, aber auch im Norden Lothringens tätig ist, den ganzen Asbest-Müll seiner Baustelle auf seinem eigenen Grundstück in Niederbronn-les-Bains lagern.

Insgesamt sollen 150 000 Tonnen Asbest vergraben werden. Dabei handele es sich um gebundenen Asbest . Dieser wird mit mineralischem Material gelagert, damit keine Fasern, die besonders gesundheitsgefährdend sind, freigesetzt werden. Der Asbest soll in sogenannten Big Bags - dichten Schüttgutbehältern - versiegelt und dann vergraben werden. Dabei sollen zwei Asbest-Schichten jeweils durch eine Schicht Bauschutt getrennt werden.

Viele Anwohner sind von dem Vorhaben gar nicht begeistert. Und das nicht nur in Niederbronn-les-Bains , sondern auch in den angrenzenden Kommunen Reichshoffen und Gundershoffen. "Die ersten Anwohner wohnen gerade 300 Meter vom Grundstück entfernt", klagt Evelyne Fuchs aus Reichshoffen. "Auch wenn jetzt alles vorschriftsmäßig abläuft, wer kann garantieren, dass die Big Bags, in denen sich der Asbest befindet, in zehn Jahren noch dicht sein werden? Man weiß es einfach nicht, und wir dürfen dieses Unwissen nicht an die nächsten Generationen weitergeben", findet sie. Außerdem macht sie sich Sorgen, dass irgendwann Asbest in den nahe gelegenen Bach durchsickern könnte. Sie hat auch Angst, dass die Asbest-Deponie als neues Geschäftsfeld des Bauunternehmens auch Kunden aus Deutschland anlocken könnte, die bezahlen könnten, um ihren Asbest in Niederbronn-les-Bains zu lagern. Das Ganze sei für den Tourismus in der Region eine Katastrophe.

Das sieht auch Victor Vogt so. Der 26-Jährige sitzt im Stadtrat von Gundershoffen und ist auch gegen das Projekt. Nicht nur die Tatsache, dass der Asbest ganz nah an der Bevölkerung und in einem Gewerbepark gelagert werden soll, in dem 350 Menschen arbeiten, beunruhigt ihn. Er befürchtet auch einen großen wirtschaftlichen Schaden: "Durch dieses Projekt sind zukünftige Großinvestitionen in der Gegend in Gefahr." Der Ort drohe dadurch sogar mehrere Zertifizierungen zu verlieren, das wäre für den Tourismus ein harter Rückschlag, sagt Vogt.

Der Plan von Sotravest spaltet die Politiker vor Ort. Während der Bürgermeister von Reichshoffen sich öffentlich dagegen ausgesprochen hat, verkaufte die Kommune Niederbronn das fehlende Grundstück an Sotravest. "Es ging ziemlich schnell, die Stadtratsmitglieder hatten wenig Zeit, um sich einzuarbeiten", sagt Vogt. Er selbst bedauert vor allem, dass die Bevölkerung nicht eingebunden wurde.

Verpflichtet ist die Firma dazu nicht. Denn gebaut wird auf ihrem eigenen Grundstück, und ihr Antrag berücksichtigt alle Vorschriften. Anfang Dezember hat der vom Präfekten beauftragte Gutachter das Projekt untersucht und einen positiven Bescheid abgegeben. Doch bis der Präfekt im Frühjahr seine Entscheidung trifft, wollen die Gegner den Druck erhöhen. Nach einer Unterschriftenliste und einer Mobilisierung in den sozialen Netzwerken rufen sie für 16. Januar zu einer Demonstration in Niederbronn-les-Bains auf. "Notfalls werden wir vor Gericht ziehen und diese Entscheidung anfechten", sagt Victor Vogt.

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