Tempolimit 80 km/h auf Landstraßen Frankreich schaltet einen Gang runter

Metz · Das neue Tempolimit von 80 km/h gilt auf Landstraßen ohne Trennstreifen. Auch mehr als 3000 Kilometer im Grenzdépartement Moselle sind betroffen.

 Das neue Tempolimit gilt auf rund 40 Prozent des gesamten französischen Straßennetzes.

Das neue Tempolimit gilt auf rund 40 Prozent des gesamten französischen Straßennetzes.

Foto: dpa/Philippe Desmazes

Wer ab Sonntag auf Frankreichs Landstraßen unterwegs ist, muss den Tacho besonders im Blick behalten. Denn am 1. Juli wird die Geschwindigkeitsbegrenzung von 90 auf 80 Kilometer pro Stunde herabgesetzt – auf landesweit 400 000 Kilometern, und zwar auf allen Landstraßen, auf denen die zwei gegenseitigen Fahrspuren nicht durch einen Mittelstreifen getrennt werden. Das sind rund 40 Prozent des gesamten französischen Straßennetzes.

In der Bevölkerung ist diese Maßnahme umstritten. Neben Autofahrerverbänden kritisieren auch viele Politiker den Vorstoß von Premier Edouard Philippe. Der Präsident des Département Moselle, Patrick Weiten, ist ein Gegner des reduzierten Tempolimits. Auch seine Kollegen aus den Vogesen und der Meuse laufen Sturm dagegen. Sie befürchten, dass die ländlichen Räume, in denen sich die meisten dieser Landstraßen befinden, an Attraktivität verlieren, wenn Autofahrer durch ein strengeres Limit mehr Zeit brauchen, um die meist weiteren Wege zurückzulegen. Außerdem sind sie der Meinung, dass man vor Ort besser als in Paris in der Lage ist, einzuschätzen, welche Straßen am gefährlichsten sind.

Zuspruch bekommt die Regierung lediglich von der „Ligue contre la violence routière“ (LCVR, deutsch: Liga gegen Gewalt im Straßenverkehr). Sie hat die Landstraßen ohne Trennstreifen unter die Lupe genommen und analysiert, wo die meisten tödlichen Unfälle passieren. Laut deren Studie für den Zeitraum zwischen 2006 und 2015 starben im Département Moselle 286 Menschen bei Verkehrsunfällen auf solchen Landstraßen. Um den Gefahrengrad der jeweiligen Strecken zu ermitteln, wurden als Parameter die Zahl der Verkehrstoten und die Länge des Streckenabschnittes festgelegt. Als gefährlichste stellte sich laut Studie die Landstraße D44 zwischen Metz und Raville heraus. Auf nur 22 Kilometern dieser Strecke starben im analysierten Zeitraum elf Menschen. Doch auch weitere Landstraßen zum Beispiel zwischen Bouzonville und der Grenze zu Deutschland oder zwischen Metz und Bouzonville gelten als besonders gefährlich. Die lokale Fachgruppe der LCVR im Département Moselle betont, dass die meisten tödlichen Unfälle nicht an Kreuzungen, sondern auf geraden Strecken stattfinden.

Mit der Senkung der Geschwindigkeitsbegrenzung könnten jährlich bis zu 400 Leben gerettet werden, so das Argument von Premier Edouard Philippe. Seit 2013 hat sich die Zahl der Verkehrstoten jedes Jahr gesteigert. 2017 starben 3456 Menschen bei einem Unfall, über die Hälfte davon ereignete sich auf einer Landstraße. Für die Gegner des neuen Tempolimits geht es dem Staat lediglich darum, mehr Geld zu kassieren. Tatsächlich sind zumindest bei unseren Nachbarn in Moselle die Blitzer auf die neu geltende Begrenzung angepasst, sie werden am Sonntag ab 7 Uhr einsatzbereit.

Wer dann die 80 km/h überschreitet, muss mit einem Bußgeld von mindestens 68 Euro rechnen. Monatelang hatten vor allem Motorradfahrer gegen die Neuerung protestiert – mit lauten Korsos im Schneckentempo durch die Republik. Auch an diesem Wochenende wollen sie ihren Unmut noch einmal äußern. Im Département Moselle treffen sie sich an diesem Samstag bereits um 6.45 Uhr in Moulins-les-Metz, um dann durch die Straßen zu ziehen.

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