Leserreporter zum Verkehr in Luxemburg Es fährt kein direkter Bus mehr nach Strassen

Luxemburg · Luxemburg will mit einem neuen Verkehrskonzept Staus vermeiden. Für saarländische Pendler bedeutet das einen noch längeren Arbeitsweg.

 In Mettlach ein- und in Strassen aussteigen: Das ist jetzt nicht mehr möglich. Endstation für den Pendlerbus ist der Umsteigebahnhof Lux-Expo.

In Mettlach ein- und in Strassen aussteigen: Das ist jetzt nicht mehr möglich. Endstation für den Pendlerbus ist der Umsteigebahnhof Lux-Expo.

Foto: rup/Ruppenthal

Vor allem morgens ist die Lage schwierig. Wenn sich der Bus in Deutschland wegen eines Unfalls oder einer Baustelle verspätet hat, verpasst Christina Sausy ihren Anschluss. Rund 15 Jahre pendelte die Mettlacherin, die im Finanzsektor im luxemburgischen Strassen arbeitet, mit dem sogenannten „Saarlux-Bus“. Seit Anfang Dezember gibt es den direkten Bus bis nach Strassen nicht mehr. An der Haltestelle Lux-Expo ist Endstation, dort steigt Sausy auf einen luxemburgischen Bus um. „Wenn es gut läuft, verliere ich rund 20 Minuten im Vergleich zu früher. Wenn ich Pech habe, sind es 30 bis 40 Minuten“, ärgert sich die Saarländerin. Verursacht wurde diese Umstellung durch das neue Raumplanungskonzept für Luxemburg. Die Hauptstadt soll vom zunehmenden Autoverkehr entlastet werden. Seit Anfang Dezember fährt zum Beispiel die Tram. Sie hat eine eigene Trasse und ist somit für Staus und andere Verkehrshindernisse nicht anfällig. Für viele Grenzgänger, die vor allem im Kirchberg-Viertel bei Banken und Institutionen arbeiten, ist das ein großer Fortschritt. Für Pendler aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz, die andere Standorte erreichen wollen, wird die Anfahrt hingegen umständlicher. Fast alle Linie, die aus dem Osten des Landes in die Hauptstadt kommen, sind vom Umsteigen betroffen.

Im Luxemburger Transportministerium bemüht man sich, Ausgleich zu schaffen und hat den Takt der Busse nach Strassen erhöht. „Sie fahren jetzt im Zehn-Minuten-Takt, um der Nachfrage besser gerecht zu werden“, bestätigt Sprecherin Dany Frank. Sie weist aber darauf hin, dass eine Umgestaltung des Verkehrs in der Hauptstadt unumgänglich geworden war. „Durch die enorme Verkehrsentwicklung in Luxemburg Stadt wird es nicht weiter möglich sein, die regionalen Busse quer durch die Stadt fahren zu lassen, da sie selbst den Stau noch verstärken.“ In diesem Sinne soll die Tram, die zum jetzigen Zeitpunkt auf einer vier Kilometer langen Strecke verkehrt, erweitert werden. „Wenn die Tram 2021 komplett fertiggestellt ist und somit vom Flughafen bis nach Cloche d’Or fährt, werden im Ganzen 2 200 Busse täglich nicht mehr durch das Zentrum fahren“, erklärt Frank.

Zwar fahren durch die neue Umstellung weniger deutsche Busse durch Luxemburg-Stadt, doch das heißt nicht unbedingt, dass alle Pendler nun auf die Tram oder luxemburgische Busse zurückgreifen. „Viele meiner Kollegen nehmen jetzt das Auto, um zur Arbeit zu fahren. Die rund 100 Firmenparkplätze sind nun alle belegt“, hat Christina Sausy festgestellt. Sie vermutet, dass ein weiterer Grund für den Umstieg auf den Privatwagen auch der erhöhte Preis für die Busstrecke sein könnte. „Früher haben wir 70 Euro im Monat bezahlt, jetzt wurde der Preis auf 85 Euro erhöht. Mehr Geld für einen schlechteren Service schmeckt nicht jedem“, sagt sie. Manche Passagiere vermuten hinter der Preiserhöhung, dass Zuschüsse aus Luxemburg gekippt worden seien. Dem ist aber nicht so, stellt Ministeriumssprecherin Frank klar. „Es gab nie Subventionen. Die Monatsabos für grenzüberschreitende Linien, ‚RegioZone’ genannt, kosten seit Jahren 85 Euro. Dieser Tarif war immer in einer ministeriellen Verordnung verankert sowie veröffentlicht.“ Ein Jahresabo mittels monatlichem Bankeinzug und zum günstigeren Tarif sei aber vor Jahren vom deutschen Unternehmen, das die Linie betreibt, praktiziert worden. Und dass ohne Einverständis der luxemburgischen Seite.

„Als wir dies schon vor ein paar Jahren feststellen mussten, und dies nicht unserer Tariflage entspricht, sollte diese Praxis eingestellt werden. Leider wurde im vergangenen Herbst festgestellt, dass dies nicht der Fall war und die Praxis wurde sofort von Luxemburger Seite definitiv unterbunden“, führt Frank weiter aus. Die Kunden diverser deutsch-luxemburgischer Linien hätten somit seit Jahren einen Vorteil gegenüber den Kunden anderer Linien gehabt. „Dass hier Subventionen aus Luxemburg gestrichen werden, ist also nicht richtig, es ist sogar eher das Gegenteil der Fall. Das luxemburgische Ministerium zahlt die kompletten Mehrkosten der gesamten saarländischen Linien, auch die Kilometerleistungen auf deutscher Seite.“

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