Start ins Corona-Schuljahr Mit Maske im Ranzen: In Grand Est startet die Schule wieder

Straßburg · Frankreichweit muss ab diesem Dienstag auch am Arbeitsplatz ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. In der Grenzregion gibt es dafür Verständnis.

Seit Monaten kennen die meisten ihre Schule nur noch von außen – als sie während der Corona-Zeit Bücher oder Hausaufgaben am Tor abgeholt haben, um zu Hause zu lernen. Heute ist es aber für 12,4 Millionen französische Schüler der Mittel- und Oberstufe wieder so weit: Sie kehren in die Klassenräume zurück. Mit dabei im Schulranzen: ein Mund-Nasen-Schutz, der jetzt für alle Schüler ab elf Jahren verpflichtend ist. Diesen sollen die Kinder nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch draußen auf dem Schulhof tragen.

Während das französische Bildungsministerium die Kosten für die Masken-Ausstattung der Lehrer übernimmt, müssen die Familien die Kosten für die Masken selbst tragen. In der Grenzregion Grand Est, die im Frühjahr besonders stark von der Epidemie getroffen wurde, springen die regionalen Behörden den Eltern bei. „Die Regierung hat sich dafür entschieden, den Oberstufenschülern keine Masken zur Verfügung zu stellen. Ich bedauere diese Entscheidung“, sagte Grand-Est-Präsident Jean Rottner. „Seit Anfang dieser Epidemie stehe ich zu meiner Verantwortung. Wir werden jeden unserer Oberstufenschüler mit zwei wiederverwendbaren Masken versorgen, die in der Region Grand Est angefertigt wurden“, so Rottner. Weil die Schulen wieder im Regelbetrieb sind – inklusive der wichtigen Kantinen, da der Schultag in Frankreich oft bis 17 Uhr dauert –, müssen die Abstandsregeln nicht mehr zwingend eingehalten werden. Dass es dadurch vereinzelt zu Klassen- oder gar Schulschließungen kommen wird, hält Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer für unabdingbar.

Was vor der Schule passiert, wo sich oft Ansammlungen von Schülern und Eltern bilden, regelt jede Kommune selbst. Manche gehen da besonders streng vor wie die Stadt Thionville im Grenzdépartement Moselle. Dort gilt die Maskenpflicht nicht nur im Schulgebäude, sondern auch für die Eltern, die ihre Kinder bis zum Tor begleiten möchten.

Nicht nur in den Schulen starten die meisten Franzosen ab diesem Dienstag ihren Tag mit einer Maske im Gepäck: Auch am Arbeitsplatz gilt jetzt die Maskenpflicht. Davon befreit sind diejenigen, die in einem Einzelbüro arbeiten. Während die Regierung mit dieser Maßnahme landesweit einiges an Kritik erntete, waren in der Region Grand Est wenige Gegenstimmen zu hören. In der im Frühjahr besonders von der Epidemie betroffenen Gegend haben bereits mehrere Präfekturen die Maskenpflicht für die Innenstädte eingeführt, wie zum Beispiel in Straßburg und Nancy – und das obwohl zurzeit kein Département der Region Grand Est als „rot“ eingestuft wird. 

Auch wenn die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen Wochen wieder angestiegen ist, bleibt die Lage in den Krankenhäusern der Region stabil. 443 Menschen werden derzeit aufgrund einer Covid-19-Erkrankung stationär behandelt, 15 von ihnen liegen auf der Intensivstation. Seit Beginn der Epidemie sind laut der regionalen Gesundheitsbehörde mehr als 5400 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. 3665 Todesfälle wurden in den Kliniken verzeichnet, mehr als 1800 in den Seniorenheimen der Region. Aktuell gibt es in Grand Est 45 sogenannte „Cluster“ mit mehr als drei Fällen. Im Département Moselle mit Grenze zum Saarland handelt es sich um ein Seniorenheim und ein Heim für behinderte Menschen.

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