Gitarrensammler Ein Rock’n’Roll-Tempel in der Scheune

Luxemburg · Der Luxemburger Luc Henzig sammelt Gitarren berühmter Rockmusiker – von Jimi Hendrix bis zu den Ramones.

 Luc Henzig ist Gitarrensammler aus Leidenschaft. Unter anderem zeigt er in seinem Museum in Bettemburg eine Gitarre von „Rauschebart“ Billy Gibbons der US-Band ZZ-Top .

Luc Henzig ist Gitarrensammler aus Leidenschaft. Unter anderem zeigt er in seinem Museum in Bettemburg eine Gitarre von „Rauschebart“ Billy Gibbons der US-Band ZZ-Top .

Foto: Volker Knopf

Wohin man auch schaut – Gitarrren, Gitarren und nochmals Gitarren. Luc Henzig besitzt rund 600 E-Gitarren, der Großteil von ihnen stammt von berühmten Rockmusikern. Damit besitzt der Luxemburger wohl die größte private E-Gitarren-Sammlung Europas. Eine Scheune seines Anwesens auf einem Bauernhof in Bettemburg, der seit rund 400 Jahren in Familienbesitz ist, hat er zu einem regelrechten Tempel für die Rockgitarre ausgebaut.

Einige seiner Instrumente waren bereits in Ausstellungen zu sehen, beispielsweise in der Völklinger Hütte bei „Generation Pop“ oder im Museum im niederländischen Groningen. „Das hier ist eine Gitarre von Ritchie Blackmore“, sagt der 56-Jährige und nimmt das Instrument des legendären Gitarristen in die Hand, der einst bei Deep Purple und Rainbow spielte. Oder: „Die hier ist von Billy Gibbons von ZZ-Top.“

Schon geht der Wirtschaftsprüfer einige Schritte weiter und hat ein Instrument des als Gitarren-Gott gepriesenen Steve Vai in der Hand. Wichtig ist dem Rock-Fan, dass die Gitarre auch vom jeweiligen Musiker gespielt wurde. Mit Vintage-Sammlern, die ihre Gitarren wie Reliquien behandeln und  hinter Vitrinen verstecken, hat er nichts am Hut. „Wenn die Gitarre Spuren der Benutzung aufweist – darum geht es ja. Das ist Rock’n’Roll, keine tote Materie.“ Und so darf man in dem kleinen Museum die Instrumente auch jederzeit in die Hand nehmen, und – wenn es das Können möglich macht – darauf spielen. Gegen eine zünftige Session hat der Mann, der in den 60er und 70er Jahren mit Prog- und Psychedelic-Rock aufwuchs, nichts einzuwenden. „Früher habe ich Frank Laufenberg beim damaligen SWF gehört. Das hat mich musikalisch geprägt“, erzählt der Luxemburger. Soll heißen: Yes, Genesis, Pink Floyd, Led Zeppelin, Hendrix & Co.

Natürlich besitzt er auch Tausende Vinylscheiben und CDs. „Meine erste Platte war Genesis’ ,The Lamb lies down on Broadway’“, erinnert er sich. Und schon hat der Sammler wieder eine Gitarre in der Hand. Dieses Mal eine Akustik-Gitarre von „Mr. Guitar himself“, Jimi Hendrix. Er besitzt unter anderem den Original-Bass von Jack Bruce von der Band „Cream“. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Viele seiner Objekte bekommt er über einen Gitarrenhändler in Las Vegas oder über die Bands selbst.

Der Luxemburger hat beste Kontakte in die Welt der Rockmusik. Mehrmals im Jahr fliegt Henzig in die USA, trifft sich mit Musikern und Herstellern. „Ich schätze besonders Gitarren, die für einen Künstler speziell angefertigt wurden. Das sind Unikate. Jede Gitarre hat einen etwas anderen Sound. Ich finde das faszinierend.“ In seinem Museum steht auch eine Gitarre der Ramones, bekanntlich die Erfinder des Punkrocks US-amerikanischer Prägung.

Der 56-Jährige ist auch an der technischen Entwicklung der Gitarre interessiert. 1950 ging die erste richtige E-Gitarre in Serie, die Fender Broadcaster. Nur zwei Jahre später wurde die Gibson Les Paul entwickelt. Seither sind Fender und Gibson Les Paul die beiden großen Hersteller am US-Markt. Bereits in den 30er Jahren hatte der US-Schweizer Rickenbacher eine elektrisch verstärkte Gitarre auf den Markt gebracht, eine so genannte Frying Pan.

Natürlich hat der Mann aus dem Großherzogtum auch eine Frying Pan und zahlreiche Gibson und Fender in seiner Kollektion. Bekanntlich schworen die Beatles einst auf Rickenbacher-Gitarren. Sein ältestes Instrument stammt aus dem Jahr 1890. So hat er auch eine Gitarre in seiner Sammlung, die halb Harfe, halb Gitarre ist. Wer sich nur halbwegs für Rock-Historie, sein Instrumentarium und die dazugehörigen Anekdoten interessiert, kann Stunden in dem geschmackvoll eingerichteten Privat-Museum in dem historischen Gemäuer in Bettemburg verbringen.

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