Straßburg erhält ein neues Messezentrum Eine Messe, die die Natur in die Stadt holt

Straßburg · Der international renommierte japanische Architekt Kengo Kuma hat das neue Straßburger Messezentrum entworfen.

 Klare, filigrane Linien aus Holz und Stahl sind Kengo Kumas Markenzeichen – die will er auch in die neue Messe in Straßburg integrieren.

Klare, filigrane Linien aus Holz und Stahl sind Kengo Kumas Markenzeichen – die will er auch in die neue Messe in Straßburg integrieren.

Foto: Kengo Kuma & Associates/Lunance

Für die Straßburger Europamesse, die am vergangenen Montag zu Ende ging, war es eine Zäsur: Es war das letzte Mal, dass sie auf dem 1927 eröffneten und 1977 erweiterten und sanierten Messegelände Wacken stattfand. Die alten Gebäude werden in naher Zukunft abgerissen und machen dem neuen internationalen Geschäfts- und Büroviertel „L‘Archipel“ und einer neuen Sporthalle Platz.

Ab kommendem Jahr wird die Europamesse auf ein Gelände hinter dem Hilton-Hotel an der Avenue Herrenschmidt in unmittelbarer Nähe des Kongress- und Musikzentrums umziehen. Auf dem Gelände entsteht bis 2021 das neue Messezentrum, bis dahin wird die Europamesse für zwei Ausgaben in provisorischen Gebäuden unterkommen.

Jetzt wurde das neue, fünf Hallen umfassende Messezentrum offiziell vorgestellt. Eine Jury hatte sich einstimmig für den Wettbewerbsbeitrag des japanischen Architekten Kengo Kuma & Associates entschieden, 118 Entwürfe waren eingereicht worden. Für Kuma, der in Frankreich und Japan lebt und arbeitet, spielen die Themen Landschaft, Licht, Luft und Wasser bei seiner Formgestaltung elementare Rollen. Kumas Bauten aus Holz, Stein, Glas und Stahl finden sich vornehmlich im asiatischen Raum. Sein Markenzeichen: Vor allem durch die Allgegenwart des Baustoffes Holz bei seinen Gebäuden bringt er die Natur wieder in die Stadt.

Zu seinen bekanntesten Werken zählt unter anderem das „Lotus House“ in Yokohama, welches er mit hauchdünnen Travertinplatten auf filigranen Edelstahlträgern als schwebende Wände gestaltete. Seit Gründung seines zweiten Firmensitzes in Paris im Jahre 2008 sind Kumas Gebäude auch in Europa zu bestaunen. So gestaltete Kengo Kuma unter anderem das 2008 fertiggestellte Museum „FRAC“ in Marseille.

Für ihn ist Holz der Baustoff der Zukunft. Dies merkt man auch seinem Entwurf für das neue Straßburger Messezentrum an: Die fünf Hallen, von denen vier hinter dem Hotel Hilton geplant sind und die fünfte auf der anderen Straßenseite der Avenue Herrenschmidt an den Palais de la musique et des congrès angebaut werden, bestehen in erster Linie aus einer filigranen Struktur aus Holz und Stahl. Mit großen Fensterfronten, die den Blick nach außen lenken, und einem Restaurant, von dessen Dachterrasse der Blick auf das Straßburger Münster gehen wird. Kuma, Anhänger von „einfachen und klaren Linien“, liebt es nach eigenen Angaben „den Unterschied von Innen und Außen wegzuradieren“ und mit dem Element Wasser zu spielen. Dies ist auch bei den neuen Straßburger Messehallen der Fall, die mit der Rückseite an den Canal de dérivation (Ableitungskanal) angrenzen.

Er habe schon immer Straßburg im Fokus gehabt, sagte Architekt Kuma bei der Präsentation. Straßburg habe es geschafft, seine Grünanlagen und seine Natur innerhalb des städtischen Raumes zu erhalten.Das jetzt geplante neue Straßburger Messegelände ist die abgespeckte Version einer ersten 2014 ins Wasser gefallenen Version, die sich mit 180 Millionen Euro Baukosten als zu teuer erwies.

Kumas Entwurf beläuft sich nun auf insgesamt 86 Millionen Euro Baukosten, von denen der französische Staat 3,8 Millionen Euro zahlt, die Region Grand-Est zehn Millionen Euro, das Departement Bas-Rhin 6,5 Millionen Euro, die Stadt Straßburg zehn Millionen Euro und die Eurometropole Straßburg die restlichen 55,7 Millionen Euro.

Die Entscheidung für den Neubau des Messezentrums sei jetzt „sehr dringend geworden“, sagte Straßburgs Bürgermeister Roland Ries bei der Vorstellung der ersten Ansichten des Messezentrums. „Der schnelle Erfolg des Geschäftsviertels zwingt uns jetzt, schnell voranzugehen.“ Das Projekt umfasst insgesamt eine überbaute Fläche von 56 000 Quadratmetern, davon sind 26 000 Quadratmeter für Messen und Ausstellungen und Großveranstaltungen vorgesehen. Dazu kommt ein Parkhaus mit 900 Parkplätzen und weiteren 400 Stellflächen im Freien, das sind insgesamt 22 000 Quadratmeter Parkfläche.

Der Form halber hat der Rat der Eurometropole am 28. September die definitive Entscheidung über das Messeprojekt gefällt. Die Bauarbeiten beginnen bereits im Oktober, das Messezentrum soll in zwei Schritten fertig werden: die vier Hallen hinter dem Hilton-Hotel im Sommer 2021, die fünfte Halle am Palais de la musique et des congrès sowie das Parkhaus ein Jahr später.

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