Eklat in der Straßburger Gastroszene Antisemitismus-Vorwurf gegen Lieferdienst-Fahrer in Straßburg

Straßburg · Zwei Wirte haben Anzeigen gegen einen Fahrer erstattet, der sich weigerte ihr Essen auszuliefern.

 In Straßburger weigerte sich ein Fahrer, Essen aus zwei Koscher-Restaurants zu den Kunden zu liefern.

In Straßburger weigerte sich ein Fahrer, Essen aus zwei Koscher-Restaurants zu den Kunden zu liefern.

Foto: picture alliance / maxppp/dpa Picture-Alliance/FRANCOIS

Seit Monaten sind die Restaurants in Frankreich aufgrund der Corona-Maßnahmen geschlossen. Die einzige Chance für die Gastronomen noch etwas Umsatz zu machen, ist es, einen Abhol- oder Lieferservice anzubieten. Wer nicht über genug Personal verfügt, um seine Gerichte selbst zu den Kunden zu bringen, beauftragt damit eine größere Lieferdienstplattform. Einer der führenden Anbieter in Frankreich ist die Plattform Deliveroo. Und sie sieht sich nun mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert. Zwei Straßburger Restaurantinhaber haben bei der Polizei Anzeige gegen einen Fahrer erstattet, der sich nach ihren Aussagen weigerte, ihre Speisen auszuliefern, nachdem er erfahren hatte, dass es sich um koscheres Essen handelt. Ob es sich in beiden Fällen um den gleichen Mann oder um zwei verschiedene Fahrer handelt, ist noch unklar. Die nationale Beobachtungsstelle gegen Antisemitismus (BNVCA) mit Sitz in Paris hat ebenso eine Anzeige aufgegeben und beschreibt in einer Mitteilung die Vorfälle, die sich am vergangenen Donnerstag abgespielt haben sollen. „In einem Restaurant hat der Deliveroo-Fahrer gefragt: ‚Welche Spezialitäten bietet das Restaurant an?’. Als der Restaurantinhaber ‚israelische Spezialitäten’ antwortete, hat der Fahrer geantwortet ‚Ach so, ich liefere aber nicht bei Juden’“, schildert die Beobachtungsstelle. Eine ähnliche Situation habe sich am gleichen Abend in einer weiteren koscheren Gaststätte abgespielt. „Wir sind darüber erschüttert, dass einer oder mehrere Fahrer mit dem Label ‚Deliveroo’ ganz offen antisemitische Diskriminierung ausüben“, so BNVCA-Präsident Sammy Ghozlan. „Wir verlangen, dass die Führung von Deliveroo eine Charta für ihr Personal veröffentlicht, die Boykott und Diskriminierung verbietet“, sagte Ghozlan weiter. In der aktuellen Krise sei die Lieferung die einzige mögliche Aktivität für Restaurantbesitzer. Dabei käme Deliveroo als führender Anbieter auf dem Markt eine besondere Verantwortung zu.