Windparkprojekt an Erinnerungsort in Lothringen Streit um Windpark in früherem NS-Straflager

Denting · Im lothringischen Denting unterhielt die Wehrmacht ein Straflager für osteuropäische Gefangenen. Nun sollen Windräder auf dem Gelände aufgestellt werden. Das Projekt stößt auf Widerstand.

 Die Zukunft des ehemaligen Straflagers Ban St. Jean im lothringischen Denting ist umstritten.

Die Zukunft des ehemaligen Straflagers Ban St. Jean im lothringischen Denting ist umstritten.

Foto: Chrystalle Zebdi Bartz/AFU

Knapp 300 Menschen leben im lothringischen Denting bei Boulay. Im Zweiten Weltkrieg spielte dieses Dorf aber eine wichtige Rolle. Ende der 1930er hatte die französische Armee dort eine Kaserne, inklusive Offiziers-Siedlung, für die Männer errichtet, die hinter der Maginot-Linie stationiert waren. Durch den deutschen Sieg 1940 fiel die Anlage an die Wehrmacht, welche sie fortan in ein Straflager für Kriegsgefangene umwandelte. Diese kamen überwiegend aus der Ukraine und Russland. Viele von ihnen starben auch dort an Unterernährung und Seuchen. „Der Standort ‚Ban St. Jean’ wurde zwischen 1941 und 1944 zum Durchgangslager für rund 300 000 sowjetische Gefangene“, erklärt Gabriel Becker, Vorsitzende des französisch-ukrainischen Vereins AFU, dessen Arbeit sich dem Gedenkort Ban St. Jean widmet. Nach dem Krieg wurde das Gelände untersucht und Massengräber gefunden. „Im November 1945 legte eine französisch-russische Untersuchungskommission die Zahl der Gräber auf 204 fest. Die Zahl der Opfer wird zwischen 80 und 120 pro Massengrab geschätzt, sodass man von insgesamt 23 000 Opfern ausgeht“, schildert Becker weiter.