Blick über den Tellerrand

Homburg. Dass die Krise allgegenwärtig, allmächtig und allumfassend ist, ist keine Neuigkeit. Und dass gerade Kabarettisten in diesen Tagen einen bestens gedeckten Tisch für ihre wortkulinarischen Streifzüge anrichten können, wundert kaum

 Heidi Hennen, Gisela Walter, Birgit Schöndorf, Silke Müller und Ursula Pfeiffer-Anslinger (von links) servierten mit ihrem aktuellen Programm "Im schönsten Krisengrunde" eine gelungene Auswahl kabarettistischer Köstlichkeiten. Foto: Thorsten Wolf

Heidi Hennen, Gisela Walter, Birgit Schöndorf, Silke Müller und Ursula Pfeiffer-Anslinger (von links) servierten mit ihrem aktuellen Programm "Im schönsten Krisengrunde" eine gelungene Auswahl kabarettistischer Köstlichkeiten. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. Dass die Krise allgegenwärtig, allmächtig und allumfassend ist, ist keine Neuigkeit. Und dass gerade Kabarettisten in diesen Tagen einen bestens gedeckten Tisch für ihre wortkulinarischen Streifzüge anrichten können, wundert kaum. Westerwelles Hartz IV-Interpretation des "Schneeschippens zum Wohle der Allgemeinheit", geistliche Trunkenheitsfahrten, der ewige Kampf der Geschlechter, die Krise als abstrakte Größe schlechthin und Gradmesser gesellschaftlicher Verwerfungen: Ohne Zweifel, es ist angerichtet.

So mangelte es dem Homburger Frauenkabarett bei seinem Auftritt am vergangenen Samstagabend im Kulturzentrum Saalbau wahrlich nicht an guten, feinen Zutaten, um vor ausverkauftem Haus ein Menü der ganz besonderen Art anzurichten.

In vielen Gängen servierten Silke Müller, Gisela Walter, Heidi Hennen, Birgit Schöndorf und Ursula Pfeiffer-Anslinger als in allen gesellschaftlichen Ecken präsentes Quintett eine kabarettistische Speisenfolge, die im Gaumen des Kleinhirns so manches Mal ein echtes Feuerwerk entfachte, manchmal sich aber auch als Gaumenschmeichler tarnte, um dann im Abgang ein deutliches Brennen zu hinterlassen. So, als die enttäuschte Hoffnung geäußert wurde, die inzwischen zurückgetretene EKD-Ratsvorsitzende und ehemalige Landesbischöfin Margot Käßmann hätte auf ihrer trunkenen Fahrt über eine rote Ampel doch bitteschön einen der besagten katholischen Geistlichen erwischen können, die derzeit im Fokus der Strafverfolgungsbehörden stehen. "Nicht dass der hätte gleich tot sein müssen, aber ein paar Prellungen wären schon schön gewesen."

Die fünf Damen des Homburger Frauenkabaretts gingen so manchen steinigen Weg in ihrem durchweg hochwertigen, witzigen und Tiefe zeigenden Programm. Abseits des allgegenwärtigen Geblödels der Cindys aus Marzahn deutscher Spaßkultur zeigten Müller, Walter, Hennen, Schöndorf und Pfeiffer-Anslinger, dass ein guter Lacher auch mit gutem Hintergrund gepaart sein darf und sich nicht scheuen sollte, über sein Ausklingen hinweg auch noch nachzuwirken. Dafür mochte stellvertretend auch die Karikatur einer der inzwischen omnipräsenten TV-Diskussionssendungen à la "Hart aber fair" stehen. Hier servierten vier der fünf einen geschmackvollen Eintopf vieler inzwischen üblicher Plattheiten, die sich rund um die oft bemühte Kausalkette "arm bedeutet dumm" gebildet haben - ein guter Ansatz, die eigenen Sichtweisen mit Blick über den Tellerrand hinaus zu überprüfen.

Dass der Auftritt des Homburger Frauenkabaretts mit ihrem aktuellen Programm "Im schönsten Krisengrunde" nicht nur der Reflexion und Entzerrung so manch' gesellschaftlicher Fehlentwicklung, sondern auch noch einem guten Zweck diente, war dann wohl ein echtes Sahnehäubchen. Der Erlös dieser Veranstaltung kommt der Gruppe Saar-Pfalz des Mukoviszidose-Vereins zugute. thw

Das Homburger Frauenkabarett gastiert am 16. April um 19.30 Uhr mit seinem Programm auch in Stadthalle St. Ingbert. Veranstalter ist dann das Caritas Zentrum Saarpfalz.

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