Blick in einen angelegten Wildgarten

Illingen · In der Gartenserie stellt die SZ ganz unterschiedliche Gartenideen und -konzepte vor. Dabei geht es nicht um eine Wertung oder ein Ranking nach dem Motto „Wer hat den schönsten, grünsten, buntesten ... Garten“.

 In seinem Wildgarten in Illingen, umgeben von Schilf, beobachtet Diplom-Landschaftsökologe Helmut Jochem die sich ständig entwickelnde Natur.

In seinem Wildgarten in Illingen, umgeben von Schilf, beobachtet Diplom-Landschaftsökologe Helmut Jochem die sich ständig entwickelnde Natur.

Foto: Andreas Engel

Einige Gartenfreunde bevorzugen die exakte Umsetzung eher geometrisch exakter Formen, einen kurz geschnittenen Rasen, übersichtliche Arrangements und farblich aufeinander abgestimmte Blumenrabatte. Andere lieben die kontrollierte Verwilderung und eine Minderheit nimmt sich bei der Gartenpflege und Gestaltung mehr oder weniger ganz zurück und lässt der Natur ihren freien Lauf, verlegt sich aufs Beobachten und Aufzeichnen der Fauna und Flora. Zu letzterer Kategorie zählt gewiss der Illinger Helmut Jochem.

Hügel, Gräben, Trockenmauern, Trichtertümpel, Regenrückhaltebecken, unterschiedliche Ebenen mit Steintreppen, Obstbäume und Sträucher gehören zu den Jochems Naturgarten tragenden Elementen. "Die unterschiedlichen Ebenen, die ich geschaffen habe, vergrößern die Flächen und bieten jede Menge Schlupflöcher". Das Rückgrat der Anlage ist eine etwa 80 Meter lange Trockenmauer, aus Sandsteinen lose zusammengefügt, die mit Wildrosen, Stachelbeeren, Sanddorn und anderen Gartenblumen bepflanzt ist. Für die Düfte in seinem Garten sorgen aber bei weitem nicht nur die sieben Wildrosen- und acht Duftrosenarten, sondern auch das Geißblatt, Weißdorn, Holunder, Weichselkirsche, Schlehen und die vielen Obstbäume, die in unterschiedlichen Größen im Garten verteilt, nicht immer sofort zu identifizieren sind.

Der Diplom-Landschaftsökologe hat sich eine auf den ersten Blick eher undurchdringliche Gartenwelt geschaffen, oder präziser gesagt, von der Natur erschaffen lassen. Bei genauerem Hinschauen und erläuternder Hilfe erschließen sich dem Betrachter jedoch die Ideen, die Jochem seinem Plan zugrunde gelegt hat. Eine Art Garten Eden ist in den vergangenen 30 Jahren entstanden, in dem Jochem sich mit seiner Anlage beschäftigt. Blindschleiche, Gras- und Teichfrosch, Berg- und Fadenmolch, Ringelnatter, die berühmte Gelbbauchunke sowie ungezählte Insektenarten bevölkern seinen Garten. Auf verschlungenen schmalen Pfaden erwandert der Gast Jochems grünes, dschungelähnliches Refugium. Dabei muss man aufpassen, nicht in den Regenauffangbecken, Gräben und Tümpel zu landen. Nach vielen Stunden des Beobachtens und der Gartenarbeit entspannt sich Jochem entweder in seinem drei Meter hohen Baumhaus oder in der versteckt liegenden Beobachtungshütte. Geplant ist noch ein dreistöckiges "Philosophenhaus". Apropos Pläne, der 56 Jahre alte Jochem hat noch viel vor. Neben dem Projekt "Philosophenhaus" stehen ein Hühnergehege, ein Gemüsegarten und ein Insektenhotel auf der Agenda. Und wenn er dazu kommt, wird demnächst ein Schild an der Gartentür hängen, das seinen Garten als "rasenmäherfreie Zone" ausweist. "Es gibt noch viel zu tun", freut sich Helmut Jochem.

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