"Bleiben Sie ruhig, wir kommen zu Ihnen"

St. Wendel. Damit haben die 12 Junghelfer des Technischen Hilfswerks St. Wendel zu solch später Stunde nicht mehr gerechnet. Gegen 21.30 Uhr kam ein Einsatzalarm für die Nachwuchskräfte. Die Jungen waren gerade dabei, ihr Übungswochenende, welches auf dem Gelände des THW-Ortsverbands stattfand, mit einem Filmeabend ausklingen zu lassen. Doch daraus wurde nichts

 Die St. Wendeler THW-Jugendgruppe bei einer Übung. Foto: SZ

Die St. Wendeler THW-Jugendgruppe bei einer Übung. Foto: SZ

St. Wendel. Damit haben die 12 Junghelfer des Technischen Hilfswerks St. Wendel zu solch später Stunde nicht mehr gerechnet. Gegen 21.30 Uhr kam ein Einsatzalarm für die Nachwuchskräfte. Die Jungen waren gerade dabei, ihr Übungswochenende, welches auf dem Gelände des THW-Ortsverbands stattfand, mit einem Filmeabend ausklingen zu lassen. Doch daraus wurde nichts. "Achtung Einsatzalarm für die THW-Jugend! Brennendes Gebäude im Industriegebiet West", schallte es aus dem Lautsprecher eines Mannschaftstransportwagens. Dieser, sowie ein Gerätekraftwagen und ein Mannschaftslastwagen, stehen mit unaufhaltsam blinkenden Blaulichtern bereit zur Abfahrt in Richtung Unglücksort. Trotz müder und irritierter Blicke springen die Junghelfer in ihre Uniformen, schnüren die Stiefel und klemmen sich ihre Sicherheitshelme samt Handschuhe unter den Arm. "Wir stoppen die Zeit und schauen, wie lange es dauert, bis die Helfer von Morgen auf den Fahrzeugen sitzen", ist Ortsjugendleiter Frank Groß gespannt. Rund fünf Minuten später fahren die Fahrzeuge vom Hof. "Ein guter Schnitt für die zehn- bis 17-Jährigen", sagt Groß. Zwar wissen die Kinder und Jugendlichen, dass der Einsatz nur eine Übung ist, weil sie erst mit 18 Jahren und einer abgelegten Helferprüfung alarmiert werden können. Dennoch sind sie aufgeregt und fragen sich, was ihnen bevorsteht. Kurze Zeit später in der Tritschler Straße, unweit der THW-Unterkunft: Dichter rauch quillt aus einem ehemaligen Kasernengebäude. "Wir brauchen Beleuchtung und es werden drei Personen vermisst", weist Frank Groß die Helfer ein, die sich in einer Reihe aufgestellt haben. Außerdem soll die Straße abgesichert werden. Die Mission beginnt. Drei Trupps zu je zwei Personen teilen sich in die einzelnen Etagen auf und können schon nach wenigen Minuten den ersten Verletzten aus seiner misslichen Lage befreien. Draußen laufen derweil die Vorbereitungen zum Ausleuchten der Einsatzstelle mit einem Powermoon (ein großer Leuchtballon) sowie zwei Strahlern auf Hochtouren. "Wir haben einen weiteren Verletzten gefunden. Er liegt unter Trümmern", gibt der 15-jährige Florian über Funk durch. Unmittelbar danach wird eine Trage in den zweiten Stock gebracht. Dank vereinter Kräfte liegt die Übungspuppe schnell und sicher auf der Trage. "Hebt an!", lautet das Kommando zum Transport nach draußen. Plötzlich jagt ein lauter schriller Schrei durch das Gebäude. "Hallo? Bleiben Sie ruhig, wir kommen zu Ihnen", versucht Tobias, der Älteste in der Truppe, zu beruhigen. Kurze Zeit später finden die Junghelfer einen verstörten Verletztendarsteller, den sie sicher aus dem Gebäude bringen. Der Rauch hat sich unterdessen verzogen. Um 23 Uhr sind alle Verletzten befreit und die Übung beendet. "Dafür, dass die Jugendgruppe auf diese Übung nicht vorbereitet war und der Alarm unerwartet kam, bin ich mit dem Verlauf mehr als zufrieden", sagt Frank Groß. Und auch die Jugendlichen waren begeistert: "Das war viel besser als Film gucken und Chips essen. Das können wir öfter machen", lautete der einstimmige Tenor während der Übungsnachbesprechung. mat

Auf einen BlickKinder und Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren, die Interesse und Spaß an der Technik haben, können sich freitags zwischen 16.30 Uhr und 19 Uhr ein Bild von der Arbeit der THW-Jugend St. Wendel machen. Der THW-Ortsverband St. Wendel befindet sich in der Essener Str. 9 im Industriegebiet West. Ansprecherpartner sind die Jugendbetreuer Frank Groß und Markus Tröster. Der THW-Ortsverband St. Wendel ist ständig auf der Suche nach geeigneten Übungsobjekten. Objekte wie das ehemalige Kasernengebäude tragen dazu bei, dass die Helfer unter sehr realen Bedingungen den Ernstfall proben können. mat

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