Blanker Horror aus Saarbrücken

Saarbrücken. Auf Seite 126 kriecht das Grauen aus dem "Grauen Land": Die Frau am Boden ist voller Blut, sie will sich aufrichten, ihre Haut ist kalt - und dem Mann, der ihr beim Aufstehen helfen will, gefriert das Blut in en Adern - die Frau atmet nicht. Die Szene ist der Phantasie von Michael Dissieux entsprungen. Michael Dissieux ist gelernter Dreher und Busfahrer

Saarbrücken. Auf Seite 126 kriecht das Grauen aus dem "Grauen Land": Die Frau am Boden ist voller Blut, sie will sich aufrichten, ihre Haut ist kalt - und dem Mann, der ihr beim Aufstehen helfen will, gefriert das Blut in en Adern - die Frau atmet nicht.Die Szene ist der Phantasie von Michael Dissieux entsprungen. Michael Dissieux ist gelernter Dreher und Busfahrer. "Graues Land" ist sein erster Roman - zumindest der erste, der gedruckt erscheint. Denn seine erste Gruselgeschichte hat der heute 44-Jährige bereits mit elf geschrieben.

"Ich habe damals schon die Gespenstergeschichten-Heftchen gelesen und John Sinclair", erklärt Michael Dissieux. Die Geisterjäger-Geschichten und die schaurigen Anekdoten auf schlechtem Papier haben ihn fasziniert. Recht schnell habe er vermutet: "Das kann ich selbst." "Und dann habe ich an einem Abend meine erste eigene Geschichte geschrieben - sieben Seiten."

Seitdem hat ihn das Unheimliche, die "Dark Fantasy" nicht mehr losgelassen. Nicht nur in gedruckter Form. "Ich komme aus Altenwald. Und wir hatten da ein Kino. Das haben zwei ältere Damen geführt, die es mit der Altersfreigabe nicht so genau genommen haben", erinnert sich Dissieux. So hat er als Zwölfjähriger Filme gesehen, die erst ab 16 freigegeben waren - "Psycho" zum Beispiel, Alfred Hitchcocks Geschichte über einen Mann, der mit seiner toten Mutter lebt und Frauen unter der Dusche abmetzelt.

"Ich war da schon als Kind ziemlich abgehärtet", sagt Michael Dissieux. "Zum Schreiben gebracht hat mich dann auch Stephen King. Die Liebe hat sich aber verflüchtigt", sagt der Busfahrer. Der Altmeister des literarischen Grusels ist ihm zu massentauglich geworden. Anders formuliert: nicht mehr gruselig genug.

Michael Dissieux hat für so genannte "Fanzines" geschrieben, einige Kurzgeschichten in John-Sinclair-Heften veröffentlicht und an der "Die unheimlichen Abenteuer der Jessica Bannister"-Reihe mitgearbeitet, bis der Bastei-Verlag sie eingestellt hat. Einen Verlag für seine großen Geschichten zu finden, ist ihm bisher nicht gelungen - bis im vergangenen Jahr in Ahlen der Luzifer-Verlag gegründet wurde, eine Art Fachverlag für Unheimliches.

Für diesen Verlag arbeitet Dissieux an einer Fortsetzung seiner Zombie-Geschichte "Graues Land". Auch einen Band mit Kurzgeschichten hat er zusammengestellt.

Sein Traum: mit dem Schreiben seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er schreibe zwar am besten, wenn er müde ist, aber die Arbeit als Busfahrer im Saarbrücker Linienverkehr nehme ihm schon viel Kraft und Zeit, die er gerne zum Schreiben hätte. Noch, sagt er, ist das Schreiben "ein Hobby, ein Ventil, um die ganze Fantasie rauszulassen".

 Michael Dissieux Foto: ols

Michael Dissieux Foto: ols

"Graues Land" von Michael Dissieux ist im Luzifer-Verlag erschienen, kostet 14,95 Euro.

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