Großer Erfolg für Bläserklasse Die Bläserklasse bleibt auch in Corona-Zeiten bei Puste

Saarbrücken · So manch einer klagt, er habe als Kind nie ein Instrument gelernt. Später fehlt dann irgendwie der Schneid, es noch anzugehen. Das muss so nicht sein, dachte Arthur Knopp vom Landesmusikrat und startete vor einem Jahr den Aufruf zur „Bläserklasse für Erwachsene“.

 Die Teilnehmer der Bläserklasse für Erwachsene proben auch in Corona-Zeiten mit Hingabe, wie hier in der Kirche St. Albert in Saarbrücken.

Die Teilnehmer der Bläserklasse für Erwachsene proben auch in Corona-Zeiten mit Hingabe, wie hier in der Kirche St. Albert in Saarbrücken.

Foto: Astrid Karger

Voraussetzungen: Keine.

187 Interessierte kamen im August 2019 zur Vorstellung der verschiedenen Instrumente von Tuba bis Querflöte in die Willi-Graf-Schule, jeder durfte alles ausprobieren, und oft wurde es schließlich ein anderes Instrument als geplant. Favorit der meisten: das Saxophon. Teilnehmerin Jutta Bruch, die tatsächlich bei null anfing, erzählt: „Beim Saxophon habe ich keinen Ton herausbekommen, die Klarinette hat gleich super geklappt.“ Entstanden ist ein richtiges Blasorchester mit 63 Mitgliedern. Der Unterricht findet in Kleingruppen statt, so gibt es zum Beispiel zwei Lerngruppen à fünf Klarinetten. Alle zwei Wochen ist Orchesterprobe: Dirigent Stefan Barth steht am vorigen Samstag vor den weiträumig verteilten Bläsern in der Kirche St. Albert auf dem Rodenhof. Der Kälte trotzend spielen sie „The Music Mill“ von Jan de Haan, melodiös, mit Energie. Es hallt, das ist dem Raum geschuldet, um den man allerdings sehr froh ist, denn Corona-Hygiene-Konzepte verlangen vor allem nach Platz, und der war von der Stadt leider nicht zu bekommen. Das ganze Projekt rauschte wie so vieles mitten in den Lockdown und behalf sich unter anderem mit Online-Unterricht. Erwachsene lernten strukturierter und disziplinierter als Kinder, die intuitiver und spontaner vorgingen, beobachten auch Arthur Knopp und Stefan Barth. Ihre Motivation ziehen die meisten der Musiker – zu zwei Dritteln sind es Musikerinnen – aus der Gruppe. Nicht allein im Kämmerlein vor sich hin zu üben, sondern gemeinsam mit anderen, bei den Orchesterproben dann sogar im Gesamtklang mit den anderen Blasinstrumenten. Barbara Marx-Eisel, die als Jugendliche Gitarre spielte und von Ausnahmetalenten umgeben ist - der Gitarrist Michael Marx ist ihr Bruder, Klarinettist Helmut Eisel der Ehemann, findet erst heute in der Gruppe Freude am Üben – „Wir unterstützen uns gegenseitig:“

Zusammenhalt und Freundschaften sind so entstanden, und die Ursprungsidee, die Mitglieder der Bläserklasse nach zwei Jahren in Musikvereinen unterzubringen, ist ein wenig in die Ferne gerückt. Sie sind ja selbst so eine Art Verein und würden am liebsten einfach mit Stefan Barth, der auch Lehrer für Saxophon und Klarinette ist, weitermachen. Eine Neuauflage des Projekts „Bläserklasse für Erwachsene“ plant der Landesmusikrat nicht.

Schon nach knapp einem Jahr hingebungsvollem Üben unter all den durch die Pandemie bedingten Einschränkungen stellen sich kleine Erfolge ein. Ulrike Federspiel stimmte mit ihrer Trompete beim abendlichen Corona-Musizieren in der Nachbarschaft in die „Ode an die Freude“ mit ein und ist stolz auf das Lob aus dem Mund ihres Sohnes, eines Jazz-Trompeters. Bei Petra Hein zu Hause hieß es noch im vergangenen Herbst: „Mach mal die Tür zu“, wenn sie auf dem Saxophon übte, heute hört sie immer häufiger: „Oh, mach doch mal die Tür auf.“

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