Bitteres Leid in harmonischem Wohlklang

Homburg/Blieskastel. Die "Homburger Kammermusiktage" machten am Donnerstagabend einen kleinen Ausflug nach Blieskastel. Im barocken Ambiente der Schlosskirche spielte das Vogler-Quartett den Zyklus "Die sieben Worte des Erlösers am Kreuz" von Joseph Haydn (1732-1809)

 Das Vogler-Quartett (hier Archivbild). Foto: SZ/Reichhart

Das Vogler-Quartett (hier Archivbild). Foto: SZ/Reichhart

Homburg/Blieskastel. Die "Homburger Kammermusiktage" machten am Donnerstagabend einen kleinen Ausflug nach Blieskastel. Im barocken Ambiente der Schlosskirche spielte das Vogler-Quartett den Zyklus "Die sieben Worte des Erlösers am Kreuz" von Joseph Haydn (1732-1809). Den Auftrag dazu erhielt der inzwischen in ganz Europa berühmte Komponist 1785 von einem Domherrn aus Cadiz mit dem wohlklingenden Namen Jos&; Saluz de Santamaria Marques de Valdeingo für die von ihm betreute Karfreitagsliturgie in der Felsenkirche Santa Cueva. Es entstand zunächst eine Meditationsmusik für großes Orchester, die Haydn selbst so schätzte, dass zwei Jahre später mit einem autorisierten Klavierauszug von fremder Hand seine Streichquartett-Fassung und 1795/96 sogar eine oratorische Bearbeitung entstanden, die bis heute nichts von ihrer Beliebtheit verloren haben. Bei den bisherigen Werkinterpretationen des Quartetts und ihrer musikalischen Gäste spielte die Darstellung menschlicher Leidenschaften eine größere Rolle, so in Blieskastel das Leiden des Erlösers in seiner bitteren Todesstunde. Wenn Haydn Schmerz, Tod und Erniedrigung dennoch mit harmonischem Wohlklang nachempfand, so lag das an der Ästhetik seines Jahrhunderts, auch das Hässliche schön darzustellen. In diesem Spannungsfeld bewegten sich die Geiger Tim Vogler und Frank Reinecke, der Bratscher Stefan Fehlandt und der Cellist Stephan Forck wohl engagiert, doch immer mit feiner Klangkultur. Die gespannten Akkordik der Einleitungsmusik gaben sie den ergreifenden Melodien vor allem in der ersten Violine weiter. So betonten sie gleich zu Beginn den schmerzlichen Grundton des Zyklus aus freien Sonatensätzen, den sie in mannigfacher Abwandlung bis in die leblosen Pizzicati der letzten Sonate "Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist" bewahrten. Die wohltuende Akustik der Schlosskirche musizierte mit, auch beim stürmischen "Terremoto" der abschließenden Erdbebenmusik. So vermittelten die exzellent aufspielenden Streicher ihren gebannt lauschenden Zuhörern einen Eindruck davon, welche seelischen Erschütterungen Haydns Werk in der Santa Cueva von Cadiz ausgelöst haben mag.

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