Bitterböser Brief an den Stadtrat

Friedrichsthal. Einen bitterbösen offenen Brief hat der mittlerweile in Frankreich lebende Schriftsteller Gerhard Bungert (61) an die Adresse des Friedrichsthaler Stadtrats geschrieben. "Schämt Euch!" steht drüber

Friedrichsthal. Einen bitterbösen offenen Brief hat der mittlerweile in Frankreich lebende Schriftsteller Gerhard Bungert (61) an die Adresse des Friedrichsthaler Stadtrats geschrieben. "Schämt Euch!" steht drüber. Der gebürtige Saarländer hat jetzt erfahren, dass die Stadtverordneten von SPD, CDU, FDP und Grünen Ende September mehrheitlich beschlossen hatten, die Benennung einer Straße nach dem im Juni im Alter von 68 Jahren verstorbenen Schriftsteller Manfred Römbell abzulehnen. Lediglich die Linkspartei hatte sich dafür ausgesprochen und einen entsprechenden Antrag gestellt. Bungert schreibt, er selbst habe sich bereits am 11. September öffentlich dafür ausgesprochen, eine Straße in Friedrichsthal nach seinem verstorbenen Kollegen zu benennen: "Dieser hat sich in mehreren Büchern auch mit seiner Heimat in Friedrichsthal-Bildstock ebenso liebevoll wie kritisch auseinandergesetzt". Der Verstorbene, so Bungert, habe für sein literarisches Schaffen 1969 den Kurt-Magnus-Preis der ARD erhalten, "ihm folgten u. a. Peter Hahne, Thomas Gottschalk und Günther Jauch sowie aus dem Saarland Martin Buchhorn, Norbert Klein, und 1979 hatte ich selbst die Ehre (…), diese renommierte Auszeichnung in Empfang zu nehmen." Nur die Parteien im Friedrichsthaler Stadtrat, mit Ausnahme der Linken, hielten Manfred Römbell "nicht für würdig, dass eine Straße nach ihm benannt wird."

In Vertretung von Bürgermeister Rolf Schultheis äußerte sich gestern Anne Hauptmann, 1. Beigeordnete der Stadt Friedrichsthal, zum Thema: Es sei richtig, dass die Stadtratsfraktionen das Ansinnen der Linkspartei abgelehnt haben. Auch die Verwaltung selbst sei gegen eine Straßenumbenennung, weil dies mit Nachteilen für die Bürger verbunden sei. Unter anderem müssten Papiere (Personalausweise, Führerscheine etc.) und Adressen geändert werden, was mit nicht unerheblichen Kosten einhergehe. Kein Problem hätten Verwaltung und Fraktionen damit, bei Erschließung eines Neubaugebietes eine Straße nach Manfred Römbell zu benennen. Einen so genannten Vorratsbeschluss - also einen Beschluss, der sich quasi um noch ungelegte Eier dreht - habe der Stadtrat aber ebenfalls abgelehnt. Und damit auch in diesem Punkt den Vorstellungen der Linken nicht entsprochen.

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