Bistum Trier plant tiefe EinschnitteBedrohte Erwachsenenbildung kritisiert Streichung als falsch

Trier/Saarbrücken. Die Verwaltungs-Direktoren des ältesten deutschen Bistums haben gestern ihr Sparpaket in Höhe von rund 40 Millionen Euro vorgestellt. Bis September darf noch über die einzelnen Maßnahmen diskutiert werden - die Gesamtsumme steht allerdings nicht zur Diskussion, heißt es im Papier. Anschließend wird der Trierer Bischof Stephan Ackermann die Sparbeschlüsse in Kraft setzen

Trier/Saarbrücken. Die Verwaltungs-Direktoren des ältesten deutschen Bistums haben gestern ihr Sparpaket in Höhe von rund 40 Millionen Euro vorgestellt. Bis September darf noch über die einzelnen Maßnahmen diskutiert werden - die Gesamtsumme steht allerdings nicht zur Diskussion, heißt es im Papier. Anschließend wird der Trierer Bischof Stephan Ackermann die Sparbeschlüsse in Kraft setzen. Sie sollen den defizitären Haushalt im Vergleich zu 2009 jährlich dauerhaft um 40 Millionen Euro entlasten. Das enstpreche einer Kürzung um zwölf Prozent, so das Bistum.

Vor allem die katholischen Kirchengemeinden werden das zu spüren bekommen. Auf fast jeden sechsten Euro, insgesamt knapp 17 Millionen Euro, müssen die Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften künftig verzichten. Erreicht werden soll das vor allem durch weniger Personal (minus vier Millionen Euro) und kräftig sinkende Baukostenzuschüsse (minus sieben Millionen Euro). Ein Sprecher des Bistums schloß auf SZ-Nachfrage angesichts des Sparpakets auch künftige Kirchenschließungen nicht aus.

Bei den 500 katholischen Kindertageseinrichtungen werden die Zuschüsse ebenfalls gekürzt. Etwa jeder zehnte Euro, insgesamt 2,7 Millionen Euro, soll bis Dezember 2014 eingespart werden. Von Schließungen ist bislang keine Rede. Laut Generalvikar Georg Holkenbrink soll vielmehr mit Kommunen über eine mögliche Übernahme der Trägerschaft verhandelt werden. In welchem Ausmaß, mögliche Übernahmen auch das Saarland betreffen könnten, sei derzeit nicht absehbar, so das Bistum gestern.

Anderen Einrichtungen dagegen droht konkret das Aus. Alle Fachstellen für Katholische Erwachsenenbildung in Trier, Koblenz, Prüm, Bad-Kreuznach, Dillingen und Saarbrücken mit insgesamt 17 Mitarbeitern sollen bis Ende übernächsten Jahres geschlossen werden. Das gleiche Schicksal erwartet bereits im Juli kommenden Jahres die Katholische Akademie in Trier. Auf der Streichliste stehen auch die Katholischen Hochschulgemeinden in Trier, Koblenz und Saarbrücken. 700 000 Euro jährlich will das Bistum so einsparen.

Während in fast allen Bereichen der Rotstift angesetzt wird, kommen die 19 Bistumsschulen voraussichtlich ungeschoren davon. Am Zuschussbetrag von knapp zwölf Millionen Euro jährlich soll sich auch in Zukunft nichts ändern.

Wichtigste Nachricht für die rund 2700 Mitarbeiter: Kündigungen soll es keine geben. Zwar werden wegen des Sparpakets insgesamt 100 Stellen abgebaut. Allerdings gehen in den nächsten vier Jahren laut Personalchef Hermann-Josef Groß auch über 200 Mitarbeiter in Altersteilzeit oder Rente.Saarbrücken. Die Sparpläne des Bistums rufen heftige Kritik hervor - unter anderem bei den Betroffenen selbst. Egbert Ulrich von der katholischen Erwachsenenbildung nannte als Mitarbeitervertreter die Entscheidung falsch, "die katholische Erwachsenenbildung nicht mehr als Aufgabe von Kirche zu verstehen". Damit seien jährlich 70 000 Stunden Unterricht bedroht, darunter Mutter-Kind-Gruppen, Sprachkurse, Kurse in der Elternschule, Seniorenbildung oder Bibelkreise. Die neun Mitarbeiter im Saarland hätten zum Großteil Koordinierungsfunktion, sagte Ulrich zu den Folgen der geplanten Kürzungen. Er halte es für falsch, wie im Sparpaket vorgesehen, sich in den binnenkirchlichen Bereich zurückzuziehen.

Mit scharfer Kritik reagierte auch der Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) im Saarland, Pfarrer Johannes Joachim Kreier, auf die geplante Schließung seiner Einrichtung auf dem Campus der Saar-Uni in Saarbrücken. Dies sei eine "törichte Maßnahme", sagte Kreier, "wenn man die vielen hundert Studenten, die die KHG alljährlich betreut, seelsorgerisch alleine lässt". Die Schließung der Einrichtung an der Uni stelle zudem einen Verstoß gegen das Kirchenrecht dar, wo festgelegt sei, dass die katholische Kirche an der Uni präsent sein müsse. Es sei nicht einsehbar, dass in der "vollkommen aufgeblasenen Verwaltung des Generalvikariats in Trier nur fünf Prozent gespart wird, während andere Einrichtungen platt gemacht werden", sagte Kreier der SZ.

Beim ebenfalls von der Schließung bedrohten Café Exodus, einem Jugendtreff, will man sich nun auf Sponsorensuche begeben und nicht aufgeben. dik/pg/ols

Meinung

Aus der Mitte der Gesellschaft

Von SZ-Redakteur

Patrick Griesser

Durch dieses Sparpaket droht ein weiterer Rückzug der katholischen Kirche aus der Mitte unserer Gesellschaft. Das mutmaßliche Aus für Erwachsenenbildung und Hochschulgemeinde bedeutet einen weiteren Schritt der Institution Kirche in die innere Isolation. Sparmaßnahmen sind in Zeiten sinkender (Kirchen-)Einnahmen und angesichts des großen Haushaltsdefizits gewiss unverzichtbar. Allerdings sollte die Bistumsverwaltung sehr genau hinhören, wer sich in den kommenden Tagen und Wochen aus welchem Grund gegen diesen Rückzug ausspricht. Und bedenken, ob sie mit diesem tiefen Einschnitt auch einen solchen Bruch in Kauf nehmen will.

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