Birster macht die 300 voll

Auersmacher. Wenn sich Jörn Birster dieser Tage mit einer Unterhose vergleicht, tut er dies in erster Linie nicht aufgrund einer ausgeprägten Selbstkritik. Ganz im Gegenteil: Der Trainer des Fußball-Oberligisten SV Auersmacher spricht im gleichen Atemzug von "Stolz": "Der SVA ist nicht gerade dafür bekannt, dass er die Trainer wie Unterhosen wechselt

 Wie viele Spiele Jörn Birster wohl noch auf der Auersmacher Trainerbank sitzen wird? Das wird der Dezember zeigen, wenn sich der Jubilar und die Vereinsführung zusammensetzen und über die Zukunft entschieden wird. Foto: Hartung

Wie viele Spiele Jörn Birster wohl noch auf der Auersmacher Trainerbank sitzen wird? Das wird der Dezember zeigen, wenn sich der Jubilar und die Vereinsführung zusammensetzen und über die Zukunft entschieden wird. Foto: Hartung

Auersmacher. Wenn sich Jörn Birster dieser Tage mit einer Unterhose vergleicht, tut er dies in erster Linie nicht aufgrund einer ausgeprägten Selbstkritik. Ganz im Gegenteil: Der Trainer des Fußball-Oberligisten SV Auersmacher spricht im gleichen Atemzug von "Stolz": "Der SVA ist nicht gerade dafür bekannt, dass er die Trainer wie Unterhosen wechselt. Aber natürlich bin ich sehr stolz darauf, seit neun Jahren hier als Trainer tätig zu sein." Am morgigen Samstag bestreitet der 39 Jahre alte Birster sein 300. Meisterschaftsspiel als SVA-Trainer. Der Gegner im Auersmacher Saar Blies Stadion ist ab 15.30 Uhr der SV Rot-Weiß Hasborn.

"Für ein Jubiläum ist das ein blöder Zeitpunkt", behauptet Birster und meint damit nicht die Anstoß-Zeit: "Das 250. Spiel war ein Schaulaufen gegen Eppelborn, als die Meisterschaft in der Saarlandliga und damit der Aufstieg in die Oberliga schon klar war. Im Vergleich zu unserer jetzigen Tabellensituation war das natürlich wesentlich angenehmer." Derzeit steht der letztjährige Aufsteiger und Überraschungs-Fünfte in der Oberliga Südwest auf einem Abstiegsplatz (17.).

Als Birster den Trainerjob beim SVA im November 2001 übernahm, war der Club ebenfalls im Abstiegskampf in der fünften Liga - damals allerdings noch in der Verbandsliga. Birster war zu dieser Zeit noch selbst als Spieler aktiv und als frisch gekürter Inhaber der B-Lizenz für die Ablösung des damaligen SVA-Trainers Mathias Malter (zuletzt Sportfreunde Saarbrücken) ab der Saison 2002/2003 vorgesehen. Als der Vorstand Malter dies im November 2001 mitteilte, legte dieser sein Traineramt nieder und Birster wurde vorzeitig zum Spielertrainer ernannt. Seine Bilanz damals: 28 Punkte aus 13 verbleibenden Spielen und der Sprung von Platz 16 auf neun. "Matze war anfangs schon sauer auf mich, obwohl ich mich damals - ich war auch noch Spielführer - nicht gegen ihn ausgesprochen hatte. Mittlerweile ist die Sache aber ausgeräumt, wir sind Kollegen und verstehen uns gut", erinnert sich Birster.

Ohnehin - Jörn Birster ist ein fairer Umgang unter Sportskameraden sehr wichtig: "Mir tut es immer wieder Leid, wenn es im Fußball zu Emotionen kommt, die der Sache einfach nicht gerecht werden." Birster beziffert "zwei oder drei Trainer" und einen Schiedsrichter als die Zahl derer, mit denen er wegen Vorkommnissen auf dem Fußballplatz nicht mehr rede: "Das würde ich gerne korrigieren, wenn ich einmal nicht mehr als Trainer tätig bin und die jeweiligen Dinge bei einem Bier aus der Welt schaffen."

Aus der Welt schaffen würde er auch gerne die aktuelle Schwächephase seiner Mannschaft. Der Volksmund begründet solche Fälle relativ undifferenziert mit dem "verflixten zweiten Jahr" nach einem Aufstieg. Birster versucht hingegen, Gründe für den Leistungsabfall zu finden: "Man muss einmal sehen, dass wir von unserem 24-Mann-Kader seit Saisonbeginn in der Regel sechs Ausfälle zu beklagen haben", erklärt der Bliesransbacher und ergänzt: "Im Gegensatz zu den beiden Vorjahren, in denen wir überwiegend mit der gleichen Startelf auflaufen konnten, mussten wir von Anfang an in Alternativen denken." Hinzu kommt, dass mehrere Stammspieler ihren Sommerurlaub in den ersten beiden Wochen des Liga-Starts planten, was eine punktgenaue Vorbereitung zusätzlich erschwerte.

Als charakteristisch für den Saisonverlauf sieht Birster den Spielverlauf der vergangenen beiden Spiele (0:4 in Wirges und das 0:4-Saarlandpokal-Aus in Reimsbach): "In Reimsbach haben wir wie so oft die erste Halbzeit beherrscht und uns zahlreiche Torchancen erarbeitet. Statt selbst in Führung zu gehen, folgt mit dem ersten Reimsbacher Angriff das 0:1. Danach brachen wir plötzlich auseinander, das Selbstvertrauen war wie weggeblasen. Die Mannschaft kann sich selbst nicht erklären, wieso."

Einen direkten Vorwurf will der Trainer seinem jungen Team nicht machen, stellt aber gleichwohl fest: "Vor allem die jungen Spieler sind heutzutage nicht mehr kritikfähig. Im Vergleich zu meiner Zeit als Spieler sehe ich schon einen deutlichen Unterschied in der Einstellung", erzählt der Polizist, dem soziale Aspekte genauso wichtig sind wie sportliche. Und er bringt ein Beispiel: "Das fängt beim Materialdienst an. Früher war der innerhalb der Mannschaft klar eingeteilt. Wenn man heute nicht aufpasst, stehen die Utensilien zum Trainingsbeginn noch an der Kabine. Ich denke, das ist in der heutigen Zeit nun einmal so. Aber das sehe ich als Herausforderung an."

Ob Jörn Birster diese Herausforderung auch über diese Spielzeit hinaus weiter in Auersmacher wahrnehmen wird, entscheidet sich wohl im Dezember dieses Jahres. Wie üblich führt er dann mit dem Vereinsvorstand die Gespräche über eine weitere Zusammenarbeit - dann bereits im zehnten Jahr in Folge. "Mir tut es immer wieder Leid, wenn es im Fußball zu Emotionen kommt, die der Sache einfach nicht gerecht werden."

Auersmachers Trainer Jörn Birster

 Als Kapitän spielte Jörn Birster, rechts, hier im Zweikampf mit Thomas Esch, mit Auersmacher in der Verbandsliga, als er zum Spielertrainer "befördert" wurde. Foto: Hartung

Als Kapitän spielte Jörn Birster, rechts, hier im Zweikampf mit Thomas Esch, mit Auersmacher in der Verbandsliga, als er zum Spielertrainer "befördert" wurde. Foto: Hartung

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