Biosphäre bleibt beim Bürger blass

St. Ingbert. Biosphärenreservat Bliesgau: Ein klangvoller Name. Vor einem Jahr ( am 26. Mai) hat die Unesco das Gebiet offiziell anerkannt und der Region damit ein Prädikat geschenkt, das bislang nur 15 mal in Deutschland vergeben wurde. Eine Auszeichnung auch, mit der die beteiligten Städte und Gemeinden einige Hoffnung auf eine gedeihliche Entwicklung verbinden. St

St. Ingbert. Biosphärenreservat Bliesgau: Ein klangvoller Name. Vor einem Jahr ( am 26. Mai) hat die Unesco das Gebiet offiziell anerkannt und der Region damit ein Prädikat geschenkt, das bislang nur 15 mal in Deutschland vergeben wurde. Eine Auszeichnung auch, mit der die beteiligten Städte und Gemeinden einige Hoffnung auf eine gedeihliche Entwicklung verbinden. St. Ingbert bezeichnet sich als Tor zur Biosphäre. Eine weit geöffnete Tür scheint die Biosphäre allerdings noch nicht in in den Köpfen aller St. Ingberter. Alexander Wagner sagt, er habe in St. Ingbert noch nicht viel gespürt vom Reservat. der 35-Jährige hat sich dabei Mühe gegeben, sich der Sache zu nähern: "Das Ganze wird nicht so richtig erklärt. Ich habe mich deshalb mal im Rathaus bei dem Beauftragten Sascha Gries erkundigt." Wagner glaubt, der Normalbürger könne nicht allzu viel mit dem Begriff Biosphärenreservat anfangen. Entwicklungen wie regionale Vermarktung von Produkten würde es zudem auch ohne das Prädikat geben. Was das Reservat der Region bringt, scheint auch Gabriele Wachs noch erklärungsbedürftig. Die 47-Jährige aus Rohrbach berichtet, sie lese zwar schon das ein oder andere über die Biosphäre, aber so richtig beschäftigt habe sich noch niemand in der Familie. Ihre Tochter fügt hinzu, Umweltschutz sei wichtig. Über die Unesco-Anerkennung müsse mehr aufgeklärt werden. Die Rohrbacherin Dorothee Woll, 43, übersetzt das Siegel mit "Natur pur". Sie ist ein richtiger Fan ihrer Heimat: "Wir haben viel schönes Grün um uns herum." In Zeitungen und Zeitschriften überfliege sie Artikel zu dem Thema, aber intensiver steige sie nicht ein: "Man muss ja jeden Tag arbeiten." Ein 50-Jähriger aus dem Mandelbachtal findet die Idee der geschützten Gebiete für richtig: "Es müsste noch viel mehr solcher Reservate geben." Der Umweltschutz insgesamt dürfte stärker in den Fokus rücken. Schließlich solle nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt erhalten bleiben. Die Biosphäre stehe aber derzeit nicht im Mittelpunkt. Deutschland und Europa hätten größere Probleme.Alt-Ortsvorsteher Rainer Henrich hingegen verweist auf eine Vielzahl von Aktivitäten, die sich über das Jahr hinweg entwickelt haben. Er habe auch das Gefühl, die zuvor skeptischen Landwirte würden jetzt mitziehen. Der Tourismus könne ausgebaut werden. Der Wiederaufbau der Klosterruine Gräfinthal etwa weise in die richtige Richtung. Franziska Kulicke und Lara Merz, beide 17, haben über Kulickes Stiefvater einen Zugang bekommen. Denn der habe ein Seminar zum Landschaftsführer mitgemacht. "Das Symbol sehe ich immer häufiger", meint Kulicke zudem. Die Verbindung von Stadt und Land in der Biosphäre Bliesgau gefällt ihr sehr gut.Für den 73-jährigen Oberwürzbacher Engelbert Becker ist die Biosphäre nicht greifbar. Er liebt den Wald und empfindet die Natur entlang seiner Wanderwege immer verwilderter. Rosel Abel aus Heckendalheim verbindet mit der Biosphäre, Natur bewusst zu erleben: "Ich wohne auf dem Land und gehe jeden Tag raus in die Natur." Mit der Unesco-Anerkennung hat sie sich aber nie konkret befasst.

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