Bilder wie Fotografien

Ommersheim. Auf den ersten Blick sehen die Ölgemälde von Herbert Weirich aus wie Fotografien. Mit ihren leuchtenden Farben und den klaren Formen scheinen diese Ansichten aus dem Bliesgau realistisch und exakt. Doch wer sich den 15 im Kaffeehaus in Ommersheim ausgestellten Werken nähert, wird der Details gewahr

Ommersheim. Auf den ersten Blick sehen die Ölgemälde von Herbert Weirich aus wie Fotografien. Mit ihren leuchtenden Farben und den klaren Formen scheinen diese Ansichten aus dem Bliesgau realistisch und exakt. Doch wer sich den 15 im Kaffeehaus in Ommersheim ausgestellten Werken nähert, wird der Details gewahr. Der sieht die weich fließenden Formgrenzen und merkt, dass es sich hier eben nicht um Fotografien handelt, sondern um Gemälde. Und zwar um solche, denen eigentlich nicht an der fotorealistischen Nachbildung der Wirklichkeit gelegen ist.

Denn der 1955 geborene Ommersheimer hat Details einfach weggelassen, Farben verändert, Häuser und Gebäude hinzu gemalt. "Ich male zwar nach Fotos, die ich vor Ort aufgenommen habe. Doch ich male sie schöner als sie in Wirklichkeit sind", erklärt Weirich, der gelernte Techniker, der seit 2008 als selbstständiger Konstrukteur arbeitet. Früher war die Keramik sein Hobby. Gebrauchs- und Kunstgegenstände hat er gestaltet und sie im eigenen Ofen gebrannt. Bis er vor etwa zehn Jahren die Ölmalerei für sich entdeckte und begann, sich auf autodidaktischem Wege weiterzubilden.

Schon bald entwickelte er dabei seine eigene Bildsprache, die an impressionistische Malerei denken lässt. Weil die Ansicht aus der Ferne eine andere ist als die aus der direkten Nähe und weil sich auch Weirichs Bilder erst in der Wahrnehmung des Betrachters als realistische Szenen ausformen.

Doch während die Impressionisten Landschaften oder Gegenstände im Übergangszustand des Lichts, bei flimmernder Luft im heißen Sommer oder im Mondschein malten, gestaltet der Maler aus Ommersheim weder den Himmel noch die atmosphärische Stimmung weiter aus. Ihm geht es, zumindest in den Farbgemälden, um moderne Abstraktion und um die Leuchtkraft der Farben. Die werden übersteigert, so dass die Landschaften in Grün und Orange geradezu aufleuchten. Dazwischen sind blaue, lila oder gelbe Akzente kontrastreich gesetzt. Im Zuge der Idealisierung der Bildwelt werden Spuren von Zeit, Verfall und Witterung einfach außen vor gelassen.

So muten seine Ansichten von Dörfern aus dem Bliesgau mitunter wie Werke aus einem Bilderbuch an - etwa das Farbgemälde "Ommersheim 2". Oder das mit der Nummer 15, das Kaffeehaus-Inhaberin Sinny Hemmen als "Ommersheim in Pop-Art" bezeichnet. In Rot, Gelb und Weiß leuchten hier die Formen der Architektur und der Landschaft vor einem weißen Himmel. Und wieder täuscht der erste Eindruck: Auch das ist kein bearbeitetes und künstlerisch verwandeltes Foto, sondern ein Gemälde.

Wie alle seine Werke, die farbigen wie die schwarz-weißen, hat Weirich auch dieses mit feinen Pinseln in mühsamer Kleinarbeit gestaltet und auf seine eigene Art abstrahiert. Ganz leise, wie nebenbei. Und doch so, dass es die Gäste des Kaffeehauses beeindruckt und Sinny Hemmen dazu bewegt hat, diese Ausstellung bis zum 20. Dezember zu verlängern.

Impressionen aus dem Bliesgau und Mandelbachtal - Ölbilder von Herbert Weirich. Bis zum 20. Dezember. Kaffeehaus Ommersheim, Saar-Pfalz-Straße 94, Mittwoch bis Freitag von 18 bis 24 Uhr, Samstag von 16 bis 18 Uhr sowie Sonntag von 10 bis 19 Uhr.

Auf einen Blick

Das Kaffeehaus in Ommersheim wurde 1989 von Sinny Hemmen eröffnet. Es bietet Platz für 50 Personen und ist getragen von der Idee, Gastronomie und Kultur harmonisch zu verbinden. Regelmäßig finden Konzerte, Lesungen und Comedy-Veranstaltungen statt. Hinzu kommen wechselnde Kunstausstellungen, die vom Grafiker und früheren Vorsitzenden des BBK (Bundesverband Bildender Künstler) Manfred Güthler aus Saarbrücken kuratiert werden. bq

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