Bilder von Berlin in Berlin, dazu Geschichten von Berlinern

Saarbrücken. "Ich nehme den Menschen ernst, den ich fotografiere. Jeder Mensch wirkt", sagt Andrew Wakeford. Er denke nicht darüber nach, was ihn in seiner Arbeit bestimmt, bekennt der Fotograf. Das treibe ihn bloß von den Menschen und Dingen weg. 30 Sekunden einfach die Augen schließen und sich über nichts Gedanken zu machen, dazu lädt er seit einiger Zeit Menschen ein

Saarbrücken. "Ich nehme den Menschen ernst, den ich fotografiere. Jeder Mensch wirkt", sagt Andrew Wakeford. Er denke nicht darüber nach, was ihn in seiner Arbeit bestimmt, bekennt der Fotograf. Das treibe ihn bloß von den Menschen und Dingen weg. 30 Sekunden einfach die Augen schließen und sich über nichts Gedanken zu machen, dazu lädt er seit einiger Zeit Menschen ein. "Inner Space" nennt er diese Werkgruppe, die in seiner Ausstellung bei der Saarbrücker Patton-Stiftung Platz findet. Gewiss ist dieses freie Projekt ein Ausgleich zu seinem Alltag als Werbefotograf, gibt er zu. Doch es ist weder harter Kontrast, noch Gegensatz. Es entwickelte sich allmählich aus der Arbeit mit professionellen Models, mit denen der in Brighton geborene Fotograf als Mode- und Werbefotograf seit den frühen siebziger Jahren arbeitet. Viele Menschen habe er gezeigt, "aber nie für sich". Das begann erst, als in den neunziger Jahren auch Menschen des öffentlichen Lebens, vorzugsweise Politiker, vor seine Kamera traten. Es war der Zwischenschritt, der zu den "Inner Spaces", zu den Menschen mit geschlossenen Augen, frei von jeder Anspannung und Inszenierung aufschloss. Es ist ein offenes Projekt, für das er immer wieder Menschen vor seine Kamera einlädt: "Je mehr Menschen ich mit geschlossenen Augen fotografiere, desto lebendiger sehen sie aus", stellt er fest. Das Große, Komplizierte auf ein menschliches Maß zu bringen, führte ihn auch zu seinem "Berlin"-Projekt. Eine von Berufswegen angeschaffte Panoramakamera führte ihn 1987 an die Berliner Mauer. Andrew Wakeford fotografierte sie und suchte vor ein paar Monaten noch einmal dieselben Orte aus. Mit dabei die Fotos von damals, die er mitten in die längst veränderten Schauplätze platzierte. Menschen kamen und erzählten spontan Geschichten davon, wie die Mauer ihr Leben veränderte. Hier wiederholte sich das, was Andrew Wakefords Leben prägte: "Ich wollte Europa kennen lernen und kam ins Saarland." Woran es liegt, dass ihm gelingt, dass Menschen ihre Anspannung verlieren und sich zeigen. Andrew Wakeford lässt es offen: "Es ist Vertrauen, aber ich weiß es nicht." Diese feine Zurückhaltung öffnet dem anderen erst den Raum, sich zu entfalten. sgAusstellungseröffnung heute, Freitag, 19 Uhr. Ausstellung bis 1. Februar in der Patton-Stiftung, Ufergasse 2. Geöffnet Mo-Fr 17-19 Uhr, Sa 14-16 Uhr. Fototermine freitags und samstags, 16 bis 19 Uhr. Tel. (06 81) 3 52 08.

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