Biet-Soiree beschäftigte sich im Römermuseum mit Bach-Musik

Schwarzenacker. "Bach, als seine Frau starb, sollte zum Begräbnis Anstalten machen. Der arme Mann war aber gewohnt, alles durch seine Frau besorgen zu lassen; dergestalt, dass, da ein alter Bedienter kam und ihm für den Trauerflor, den er einkaufen wollte, Geld abforderte, er unter stillen Tränen, den Kopf auf den Tisch gestützt, antwortete: "Sagt's meiner Frau

Schwarzenacker. "Bach, als seine Frau starb, sollte zum Begräbnis Anstalten machen. Der arme Mann war aber gewohnt, alles durch seine Frau besorgen zu lassen; dergestalt, dass, da ein alter Bedienter kam und ihm für den Trauerflor, den er einkaufen wollte, Geld abforderte, er unter stillen Tränen, den Kopf auf den Tisch gestützt, antwortete: "Sagt's meiner Frau."

Kleist-Pointe als Titel

Die Pointe dieser Anekdote Heinrich von Kleists diente als Titel der musikalisch-literarischen Bach-Soiree, die Franz Biet im Römermuseum Schwarzenacker veranstaltete. Im Mittelpunkt standen Bachs zweite Ehe mit der Kammersängerin Anna Magdalena Wülken, die ihm und der Familie zuliebe ihren Beruf aufgab, und die große Schaffensperiode des Komponisten als Thomaskantor in Leipzig. 18 Ausschnitte hauptsächlich aus Bachs haus- und kammermusikalischem Oeuvre hatte Franz Biet ausgewählt, der als Moderator mit pointierten Kommentaren Brücken zur heutigen Zeit schlug. Er erinnerte daran, dass die Wahl Bachs zum Thomaskantor als Verlegenheitslösung galt, da man "bessere Kandidaten" nicht bekommen habe.

Freud und Leid lagen für Bach in Leipzig dicht beieinander, einerseits eine glückliche Ehe, andererseits oft finanzielle Nöte und "Mobbing" im Beruf. Anna Magdalena selbst überlebte ihren Mann um fast zehn Jahre und starb 1760 als Almosenempfängerin. Außer auf zeitgenössische Dokumente stützte sich der Abriss der 29 Jahre währenden zweiten Ehe Bachs vor allem auf Esther Meynells früher vom deutschen Bildungsbürgertum gern gelesene einfühlsame "Kleine Chronik der Anna Magdalena Bach." Passagen aus dieser Chronik wurden von Angelika Kauffmann, Gerd Schlaudecker und Klaus Völker vorgetragen.

Großartige Musik

Im Mittelpunkt der Soiree stand aber die großartige Musik des Leipziger Thomaskantors. "Wenn Engel für Gott musizieren, dann kommt nur Bach in Frage", so Franz Biet. Aus dem umfangreichen Musikwerk Bachs hatte er sowohl heitere als auch besinnliche Titel, weltliche und geistliche Musik zusammengestellt. Den Schwerpunkt bildeten Stücke aus dem "Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach" aus dem Bach`schen Nachlass, eine Sammlung von Kleinodien erlesener Hausmusik, wie sie die Familie Bach praktizierte. Daneben hörten die zahlreichen Besucher Auszüge aus Kantaten und dem "Wohltemperierten Klavier", die teilweise für Schlagzeug arrangiert und im Swing-Stil gespielt wurden. Als Sänger wirkten Karin Biet, Susanne Gastauer, Timo Uhrig und Christoph Nicklaus mit, als Instrumentalisten Julia Ewert-Schmidt (Violine), Markus Schaubel (Cembalo/Klavier), Gregor Berg (Violoncello) und Georg Dusemond (Schlagzeug). stj

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