Bienenpolizei hält Fluglochwache

Oberwürzbach. Alles ist friedlich im Reichenbrunner Wald, nur bei genauerem Hinschauen wird klar, dass man nicht allein in diesem Teil des Waldes ist. Am Lehrbienenstand Hochscheid leben drei Bienenvölker mit ihrem Staat, das können schon mal locker 200 000 "Untertanen" sein. Ständig ist hier in den warmen Monaten Flugbetrieb

 Der Vorsitzende des Imkervereins Oberwürzbach, Günter Becker, zeigt seine Schützlinge. Foto: Cornelia Jung

Der Vorsitzende des Imkervereins Oberwürzbach, Günter Becker, zeigt seine Schützlinge. Foto: Cornelia Jung

Oberwürzbach. Alles ist friedlich im Reichenbrunner Wald, nur bei genauerem Hinschauen wird klar, dass man nicht allein in diesem Teil des Waldes ist. Am Lehrbienenstand Hochscheid leben drei Bienenvölker mit ihrem Staat, das können schon mal locker 200 000 "Untertanen" sein. Ständig ist hier in den warmen Monaten Flugbetrieb. "Unter 15 Grad gehen die gar nicht raus", erzählt Günter Becker (72), Vorsitzender des Imkervereins 1903 Oberwürzbach. Da sind die, auf den wohlklingenden Namen "Carnica" hörenden Bienen manchen Menschen sehr ähnlich. Auch sonst erfährt man viel Wissens- und Staunenswertes, wenn der Imker über seine Schützlinge. Während eine Bienenkönigin bis zu fünf Jahre alt werden kann, bringen es die einfachen Bienen gerade mal auf sechs Wochen. Und sie tun einem fast ein bisschen leid, wenn man erfährt, dass die Jungbienen im zarten Alter von bis zu drei Wochen "Innendienst" im Bienenstock schieben müssen. Dann besteht ihre Hauptaufgabe darin zu putzen, zu füttern und "Fluglochwache" zu halten, womit sie auch zur Polizei des Volkes avancieren. Es ist also ein gut organisiertes Völkchen, und ein sauberes dazu. Den Winter über, wenn sie nicht ausschwärmen, behalten sie den Kot bei sich und entleeren sich erst in den ersten sonnigen Tagen beim sogenannten Reinigungsflug. Günter Becker erzählt, dass "die Bienen tuten, wenn die Königin schwach wird" oder "die Bienen die Drohnen bei der Drohnenschlacht aus dem Stock jagen, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben". Das klingt gemein, gehorcht aber alles einem natürlichen Kreislauf. "Außerdem sind die Drohnen faul, die fressen noch nicht mal", so Bienenfreund Becker. Dass die Bienen einen maßgeblichen Anteil an der Vielfalt und der Erhaltung der Natur haben, will der Imkerverein Kindern und Erwachsenen durch Führungen am Lehrbienenstand vermitteln. Es ist bei näherer Betrachtung wirklich eine Wunderwelt, die sich da auftut und ganz nebenbei gibt es auch noch leckeren Honig. Günter Becker hält es mit einem Zitat von Albert Einstein, um die Bedeutung der Bienen herauszustellen. "Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr." Damit wird auch klar, weshalb der Verein um Nachwuchsimker wirbt.Mitgliederzahlen steigen Das Bewusstsein, mit dem Besitz von einem oder mehreren Bienenvölkern etwas für die Natur und damit auch für sich zu tun, ist es, was die Mitgliederzahlen langsam nach oben klettern lässt. Das wollen die Imker der Bevölkerung nahebringen, die Honiggewinnung ist dabei eher sekundärer Natur. "Und ob Sie's glauben oder nicht, ich sitze vorm Bienenstand und schaue nur zu. Das ist unheimlich beruhigend", sagt Günter Becker. Lehrer mit ihren Klassen oder auch andere "Bienenfreunde", die gerne eine Führung auf dem Lehrbienenstand anmelden oder Informationen haben möchten, setzen sich mit dem Vorsitzenden des Imkervereins 1903 in Oberwürzbach, Günter Becker, unter Telefonnummer (0 68 94) 64 10 in Verbindung oder besuchen die Homepage.www.oberwuerzbach.de/imker

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