BI: "Mautpreller und Autobahnraser nerven"Bürger für 60 Stundenkilometer

Saarfels. Die Lärmbelästigung durch die Autobahn ist einigen Saarfelsern seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge. Jetzt nerven sie auch Brummifahrer, die nach Darstellung von Saarfelsern mit ihren schweren Lastern durch den Beckinger Ortsteil brettern, um Maut zu sparen

Saarfels. Die Lärmbelästigung durch die Autobahn ist einigen Saarfelsern seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge. Jetzt nerven sie auch Brummifahrer, die nach Darstellung von Saarfelsern mit ihren schweren Lastern durch den Beckinger Ortsteil brettern, um Maut zu sparen. Um gegen den "unerträglichen Lärm vorzugehen" wie sie sagen, haben sie die Bürgerinitiative "Lärmschutz für Saarfels" (BI) im Bürgerhaus Saarfels kürzlich wieder aktiviert (wir berichteten). Die Gründung der BI geht auf das Jahr 1985 zurück, als die A 8 Richtung Luxemburg eröffnet wurde.Das Hauptziel die BI ist nach Worten von BI- Mitglied Erhard Herber unverändert. Das lautet: Schallschutzwälle an der Autobahn. Bis diese geplant und errichtet worden sind, fordert er Geschwindigkeitsbeschränkungen. "Das Tempo an Saarfels vorbei sollte auf der A 8 auf 60 Stundenkilometer beschränkt werden. Und das muss mit fest installierten Überwachungseinheiten kontrolliert werden." Auch der Lkw-Transitverkehr durch den Ort sowie der Eisenbahnverkehr Saarbrücken-Trier machen nach Meinung der BI vielen Bewohnern das Leben schwer. "Nach Einführung der Lkw-Maut hat sich die Situation in der Merziger Straße unerträglich verschärft", sagt Erhard Herber. Der Lkw-Verkehr habe sich verdoppelt, lautet seine Einschätzung. Anträge ohne ErfolgAls 1985 die A 8 eröffnet wurde, "war der Abschnitt entlang des Beckinger Ortsteils Saarfels zur Hochgeschwindigkeitsstrecke ausgebaut worden in überhöhter Form", wie Herber kritisiert. "Über die vier Spuren gibt es auf einer Länge von 2,5 Metern eine Neigung zum Ort hin, wodurch der Lärm "katapultartig in das Dorf projiziert" wird, so Herber. Da Anträge an das zuständige Ministerium in Saarbrücken bislang erfolglos geblieben seien, sei die BI jetzt wieder aktiv, wie er sagt. Natürlich seien im Laufe der Zeit Maßnahmen ergriffen worden, die mitunter eine gewisse Wirkung gezeigt hätten. So ist nach Herbers Darstellung Anfang der 90er Jahre auf der A 8 ein Drainasphalt aufgetragen worden - ein Flüsterasphalt. "An diesen neuen Straßenbelag wurden hohe Erwartungen gestellt, die leider nicht erfüllt wurden", wie Herber berichtet. "Weder die Wirkung noch die Haltbarkeit waren beachtlich. Bereits nach zwei Jahren löste sich der Belag und musste ausgetauscht werden." Mehrheitlich seien die Bürger der Meinung gewesen, dass die Wirkung bei Nässe wirkungslos gewesen sei. "Im Gegenteil: Bei Regenwetter hatten wir das Gefühl, dass der Lärm zunahm." Der neue Belag sei durch einen normalen Asphalt ersetzt worden. Der Versuch, den Straßenverkehrslärm durch "Flüsterasphalt" zu minimieren, ist nach Meinung der BI gescheitert.Niedrigere Geschwindigkeit"Wir in Saarfels konnten jedoch feststellen, dass Geschwindigkeitsbeschränkungen bei Bauarbeiten den Lärm reduziert haben - vor allem wenn das Tempo auf 60 Stundenkilometer abgesenkt wurde", berichtet Erhard Herber. Natürlich habe die BI dem Umweltministerium den Vorschlag gemacht, das Tempo auf der A 8 entlang von Saarfels dauerhaft auf 60 Stundenkilometer zu drosseln. Doch man sei auf taube Ohren gestoßen. Ihre Bürgerinitiative besteht seit 1985. Warum haben Sie sich gerade jetzt wieder aktiviert? Herber: Jetzt haben wir das Gefühl, seit der Einführung der Lkw-Maut hat sich der schwere Verkehr auf der Autobahn verdreifacht. Hinzu kommt eine deutliche Mehrbelastung der Merziger Straße durch die Mautpreller. Die Lkw sind erkennbar in Eile, die vorgeschriebenen 50 Km/h werden ständig überschritten. Man kann sich gar nicht mehr im Freien aufhalten. Wie sieht die Kooperationsbereitschaft der Verantwortlichen in der Politik aus? Herber: Wir sind als Betroffene im Ort ständig miteinander im Gespräch, daher auch die Sitzung im Bürgerhaus. Im Anschluss daran haben wir einen Brief an die zuständige Ministerin für Umwelt, Energie und Verkehr, Simone Peter, geschrieben. Sie hat auch sofort darauf reagiert, und Staatssekretär Dieter Grünewald war in Begleitung eines Kollegen hier. Wir haben uns einige der besonders betroffenen Gegenden im Ort angesehen, so die Fliederstraße oder den Nelkenweg.Was erwarten Sie konkret an aktivem Lärmschutz?Herber: Die geforderten 60 Stundenkilometer sind natürlich der Idealzustand, das werden wir nicht erreichen können. Wir sind einfach in einer beschissenen Lage, darauf wollen wir mit Nachdruck aufmerksam machen. Und die Politik im Rahmen ihrer Möglichkeiten um Hilfe bitten.Die nächsten Schritte?Herber: Herr Grünewald wird sich für eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf der A 8 einsetzen, zumindest versuchsweise. Welche Geschwindigkeit gelten wird, kann man noch nicht sagen. Auch wird es in Saarfels eine Lärmmessung geben. Bei der nächsten Asphalterneuerung wird auf der A 8 ein moderner Flüsterasphalt vor und nach der Niedtalbrücke aufgetragen. Auch wird es eine Verkehrszählung auf der L 174 geben.

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