Betrüger mit sehr vielen Ideen

Winterbach. Ganz so grimmig und gangstermäßig, wie er auf der Eintrittskarte abgebildet war, zeigte sich Peter Flöth als Erik Blum auf der Bühne zwar nicht, was aber seine Betrügereien anging, hatte er es faustdick hinter den Ohren. Sein Einfallsreichtum, Geld zu erschwindeln, ließ die Besucher der Komödie "Und ewig rauschen die Gelder" beinahe verrückt werden

 Frau Doktor (Tanja Zimmermann, links) therapiert die Blums (Walter Scheid, Bettina Flöth). Foto: B & K

Frau Doktor (Tanja Zimmermann, links) therapiert die Blums (Walter Scheid, Bettina Flöth). Foto: B & K

Winterbach. Ganz so grimmig und gangstermäßig, wie er auf der Eintrittskarte abgebildet war, zeigte sich Peter Flöth als Erik Blum auf der Bühne zwar nicht, was aber seine Betrügereien anging, hatte er es faustdick hinter den Ohren. Sein Einfallsreichtum, Geld zu erschwindeln, ließ die Besucher der Komödie "Und ewig rauschen die Gelder" beinahe verrückt werden. Dem Theaterverein Thalia gelang mit dem Stück nicht nur ein thematischer, sondern auch ein schauspielerischer Volltreffer.Auf Ideen, wie sie Erik Blum hatte, muss man erst mal kommen. Arbeitslos und kaum was "auf dem Lumpen" lügt er, dass sich die Balken biegen, um an Geld zu kommen. Und alles hinter dem Rücken seiner Frau Linda (Bettina Flöth), die von all dem nichts ahnt. Zwar hat sich in seinem Gehirnkasten schon längst der Zweifel eingenistet, dass die Betrügereien auf Dauer nicht gut gehen können. Trotzdem versucht er ständig, die auftauchenden Klippen des Entdeckens zu umschiffen. Er schlüpft sogar in die Rolle des Herrn Bäumchen, eines früheren Untermieters, der schon lange nicht mehr in seinem Haus wohnt, für den er aber noch immer Geld einheimst. Perfekt gaukelt er, den an Gicht erkrankten Bäumchen, dem Fräulein Schiebulski (Silke Herrmanny) vom Sozialamt vor, die mit mehr oder weniger Erfolg versucht, ihm auf die Schliche zu kommen. Als ihm das Doppelspiel wieder mal zu entgleiten droht, wirft er gar den Krückstock weg, reißt die Arme in die Höhe und täuscht eine Wunderheilung vor.

Vielleicht wären Blums Betrügereien schon früher aufgeflogen, hätte sich sein neuer Untermieter Norbert Specht (Christof Braun) bis zum Ende standhaft gezeigt. Frisch eingeweiht in die Machenschaften des Hausbesitzers wehrt er sich zunächst mit den Worten "Das ist ein Verbrechen" und "Du bist doch wahnsinnig", sein Komplize zu werden. Aber Erik versteht es, ihn rundherum einzulullen.

Der Onkel spielt einen Toten

Norbert macht schließlich mit, wechselt mehrmals seine Identität, ist mal schwerhörig und mal nicht, so, wie es die Situation gerade einfordert. Unter einer Decke mit Erik steckt aber schon längst sein Onkel Georg, seines Zeichens Hausmeister im Marienkrankenhaus. Nicht nur notwendige Rezepte für imaginäre Personen "besorgt" er von dort, er versucht auch mit aller Macht, die "Geldgeschäfte" seines Neffen zu vertuschen. Auch als ein mit einem weißen Leintuch auf der Couch zugedeckter "Toter" liefert Onkel Georg eine Zeit lang einen stillschweigenden Beitrag dazu.

Im zweiten Akt nehmen die Turbulenzen zu. Sandra Zeidler spielt als Emma Lacroux die Mitfühlende und Tränenreiche vom Amt, die mit allen Mitteln der "leidgeprüften" Familie helfen will, manche Zusammenhänge einfach nicht erkennt (oder erkennen will) und selbst Fakten in die gegenteilige Richtung deutet. Glöckchenschwingend geistert Frau Dr. Klammt-Frischeisen (Tanja Zimmermann) durch einige Szenen. Sie versucht als Partnerschaftsmoderatorin, die Ehe der Blums zu retten, nachdem Linda im Schrank Damenwäsche entdeckt hat, die einem Zweck dienen sollte, von dem sie ebenfalls null Ahnung hatte. Als im dritten Akt die Verwicklungen ihren Höhepunkt erreichen und das Publikum fast nicht mehr durchblickt, kommt es zum Knall. Erik Blum gesteht seine Betrügereien ein, kommt ungestraft davon und findet — ebenso Knall auf Fall — eine Stelle. Und die Moral von der Geschichte: Nichts war für Erik so schlecht und verwerflich, als dass es nicht doch für etwas gut war. Am Freitag, 13., und Samstag, 14. Januar, wird das Stück, je um 20 Uhr, wieder aufgeführt.

Auf einen Blick

Zum Inhalt der Komödie "Und ewig rauschen die Gelder": Erik Blum steckt in der Klemme. Zwar ist er schon länger arbeitslos, verlässt aber jeden Morgen das Haus, damit seine Frau es nicht erfahren soll. Um den Lebensstandard zu halten "besorgt" er sich bei den Ämtern Zuschüsse und Unterstützungen, Renten, Kinder- und Schlechtwettergeld und vieles mehr, "erfindet" dazu Mitbewohner, jongliert mit ihrer Identität und zeigt sich als ein geradezu virtuoser Schwindler. Verwechslungen, tragisch-komische Vertuschungen, schwarzer Humor und jede Menge Komik prägen das Stück.

Die Darsteller: Peter Flöth (als Erik Blum), Bettina Flöth (Linda Blum), Christof Braun (Norbert Specht), Silke Herrmanny (Frieda Schiebulski), Walter Scheid (Georg Blum), Sandra Zeidler (Emma Lacroix), Tanja Zimmermann (Dr. Klammt-Frischeisen), Martin Krämer (Ewald Elend), Theo Welter (Erwin Elend), Susanne Neumann (Frau Zuschlag), Karin Morsch (Bärbel Böck). Regie Bettina Flöth, Regieassistent und Technik Andre Feiß, Bühnenbau und Dekoration Yvette Müller und Silke Herrmanny, Beschallung Peter Keller, Souffleuse Monika Scheid. gtr

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